ADRIAN WEISS - Criminal Record

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VÖ: 08.12.2016
Bandinfo: ADRIAN WEISS
Genre: Instrumental / Shred / Fusion
Label: CD Baby Label
Lineup  |  Trackliste

Manchmal dauert ein Review zu einer Scheibe so lange, weil man nichts zu sagen hat. Nein, nicht, weil einem die Scheibe nicht zusagt und auch nicht, weil sie so belanglos ist, dass sie im 08/15-Einheitsbrei verschiedenster musikalischer Flutwellen untergeht. Sondern, weil das Gehirn erst einmal nicht mehr rauslässt als „Toll“ und „Großartig“ und „Wow“. Dies allein reicht nicht unbedingt aus, um ein kreatives und aussagekräftiges Review zu schreiben. Und um seine Worte wieder zu finden, muss man sich erst einmal etwas Zeit nehmen, ein paar Durchläufe abwarten und die Musik aus einem etwas entfernteren Blickwinkel sehen. 

Beim aktuellen Werk „Criminal Record“ von Klampfer ADRIAN WEISS fällt dies durchaus nicht leicht. Im instrumentalen Gitarrenvirtuosen-Bereich beheimatet und könnerisch in der ersten Front mit US-Kollegen wie STEVE VAI, JOE SATRIANI und Co. stehend, schafft er es ohne gekünstelt erscheinendes Beiwerk, seine Musik eingängig und durchdacht klingen zu lassen und gleichermaßen eine virtuose Komplexität in ebendiese Kompositionen zu flechten, die jeglichem Hördurchgang aufs Neue weitere Details entlocken. Von getragenen Melodien, die einen beschwingten Grundton schaffen, steigert ADRIAN WEISS seine Werke gern ins Unermessliche, interveniert mit Interpretationen, komplexen Variationen, verzerrt oder verschiebt Töne, ohne dass sich diese fehl am Platz anfühlen. Abgelöst werden diese hookigen Gangarten immer wieder von verheerend schnellem Virtuosenspiel, doch auch hier fliegen dem Hörer die Töne so einfach und locker klingend um die Ohren – nichts an der Scheibe ist gedrängt oder erzwungen, "Criminal Record" strotzt vor treibender Kraft, Leichtgängigkeit und Spielfreude. Schon allein dadurch baut WEISS eine spannende Emotionalität in sämtlichen seiner Kompositionen auf, was trotz aller könnerischen Leistungen bei weitem nicht alle Gitarristen der hohen Güteklasse schaffen. Und wieder einmal beweist sich hier, dass es auf die Technik allein eben nicht ankommt. „Criminal Record“ packt nicht nur durch Eingängigkeit und mitreißende Lockerheit, sondern greift tiefer, nimmt den Hörer auf einer anderen, emotionalen Ebene mit und verursacht eben jenes Dilemma, von einem Durchlauf nicht genug zu bekommen. 

Sich auf einzelne der insgesamt neun abwechslungsreichen Songs auf dem Album zu stürzen, diese zu zerpflücken und mit Worten deren „Zauber“ zu nehmen, finde ich hier fehl am Platz. Stattdessen sollte man die vor Kraft und Energie, betonter Emotionalität und virtuosem Können durchtränkten Songs einfach selbst hören und sich ein Bild machen. Kann man Instrumentalisten etwas abgewinnen, die ihrem Instrument mehr entlocken können, als das reine technische Verständnis des virtuosen Spiels, ist man hier absolut richtig! ADRIAN WEISS ist mit seinem „Criminal Record“ ein Aushängeschild in seinem Gebiet und ein wahrer Lichtblick für ebensolche, die nach genialer Instrumentalität dürsten!

 

 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lisi Ruetz (17.02.2017)

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