BLOODBOUND - War Of Dragons

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VÖ: 24.02.2017
Bandinfo: BLOODBOUND
Genre: Melodic Metal
Label: AFM Records
Lineup  |  Trackliste

Was verwundert mehr? Die Tatsache, dass die schwedischen Melodic Metaller BLOODBOUND ein Konzeptalbum über Drachen veröffentlichen, oder der Fakt, dass dies gar nicht das erste Konzeptalbum des Sechsers ist? Tatsächlich versuchte man sich im Jahre 2009 an einem progressiv angehauchten Zukunftskrimi mit dem Namen "Tabula Rasa", welcher heute als Sonderling in der BLOODBOUNDschen Diskografie vor sich hin siecht. Denn progressiven, technischen Power Metal verbindet man wahrlich nicht mit BLOODBOUND. "War Of Dragons" ist im zweiten Anlauf dahingehend weitaus typischer mit der jetzigen musikalischen Ausrichtung der Band verbunden. Soll heißen: Wer mit dem TRVE angehauchten Melodic Metal der letzten drei Alben was anfangen konnte, der wird auch dieses Album lieben.

BLOODBOUND waren nie wirklich innovativ. Schon bei den ersten beiden Alben zeigte sich die musikalische Tendenz, die da irgendwo zwischen EDGUY und STRATOVARIUS liegt, plus das, was halt gerade so "In" ist ("Tablua Rasa" ausgenommen). Damals waren es HELLOWEEN, bei "Unholy Cross" und "In The Name Of Metal" waren es HAMMERFALL – und so verwundert es nicht, dass "War Of Dragons" in erster Linie nach SABATON klingt. Es ist müßig, jeden Song im Einzelnen zu beschreiben, das haben die Kollegen Manfred und Sonata in ihrer Listening Session schon ausführlich genug getan. So beurteilen wir in dieser Rezension eher das Gesamtwerk.

Fans der Doublebass-lastigen und schnellen Stücke dürfen sich freuen, denn "War Of Dragons" ist ein fast durchgängig im Uptempo gehaltenes Album. Wie schon "Unholy Cross" gezeigt hat, stehen den Jungens die Vollgas-Nummern einfach besser als Midtempo, was wiederum auf "In The Name Of Metal" deutlich wurde. "Battle In The Sky", "Tears Of A Dragonheart", "Guardians At Heaven's Gate" und "Symphony Satana" stehen stellvertretend für ein homogenes Album, zeigen aber gleichwohl, was es zu kritisieren gibt. Die Band punktet in diesen Stücken vor allem in Sachen Songaufbau. Es geht fast durchgängig mit durchgetretenem Gaspedal nach vorne, ergänzt von zahlreichen symphonischen Spielereien, die die Epik des Konzepts unterstützen sollen. Am besten gelungen sind die Pre-Refrains bzw. Bridges, in denen die typische Melodik der Schweden immer wieder durchschimmert und so wohlige Erinnerungen an "Nosferatu" oder "Book Of The Dead" hervorrufen. Im eigentlichen Refrain allerdings dominiert des häufigeren SABATON – und hier sprechen wir mehr als von einem Einfluss, hier sprechen wir von einer Vorgehensweise, die da hätte lauten können: "Wie würden SABATON es schreiben?" Das ist zu viel des Guten und schränkt BLOODBOUND eher ein, als dass das Soundspektrum erweitert wird. Denn BLOODBOUND haben in der Vergangenheit gezeigt, dass sie ein fantastisches Händchen für handfeste Hymnen besitzen. Während manche den hohen SABATON-Gehalt sicherlich feiern werden, so gibt es genauso viele Menschen, die die Kriegskombo und gleichzeitig Komödianten langweilig finden.

Interessanter sind da die anderen Einflüsse, denn zum Beispiel hätte man eine NIGHTWISH-Verbeugung wohl eher nicht erwarten dürfen. Und doch huldigt der Chorus von "War Of Dragons" niemand anderem als dem "Wishmaster". Generell ist das Titelstück durch sein zackiges Auftreten einer der Albumhighlights. Die folkigen Elemente in "Silver Wings" lassen das ein oder andere Mal an die zu Unrecht viel zu unterschätzten DREAMTALE aus Finnland denken. Hier zeigt sich auch: Beim Zitieren ist das Maß ein wichtiger Faktor. Zu wenig fällt keinem auf, zu viel ist ein Plagiat.

Folglich ist "King Of Swords" dann auch das absolute Albumhighlight. Pata Johansson darf seine Talente voll ausspielen und klingt wie Halford zu besten Zeiten, während das flotte Songwriting und der übermelodische, bandtypische Refrain Begeisterungsstürme entfachen können. Das ist BLOODBOUND, zu 100 Prozent! Auch das Rausschmeißer-Doppelpack "Starfall" und "Dragons Are Forever" können als typische Bandhymnen begeistern. Dennoch, der Oberkracher, der Überhit, der fehlt dieses mal einfach.

Und so hängt der Genussfaktor von "War Of Dragons" in erster Linie davon ab, wie viel SABATON der geneigte Hörer in seinem BLOODBOUND zu vertragen gewillt ist. Dem Rezensenten, der mit letzteren leider überhaupt nichts anzufangen weiß, stößt dies wohl etwas ärger auf als vielen anderen. Dennoch kann der Fan bedenkenlos zugreifen. Neueinsteigern seien aber eher die Frühwerke oder das Make-It Album "Unholy Cross" empfohlen.

 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (26.02.2017)

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