ANOMALIE - Visions

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VÖ: 17.03.2017
Bandinfo: ANOMALIE
Genre: Melodic Black Metal
Label: Art Of Propaganda Productions
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

ANOMALIE, das Baby des äußerst vielseitigen österreichischen Musikers Christian „Marrok“ Brauch, wächst und wächst. Ursprünglich als kreatives Ventil für den umtriebigen Multiinstrumentalisten (HARAKIRI FOR THE SKY, AGRYPNIE, SELBSTENTLEIBUNG...) nur ein Nebenprojekt, hat sich der Fokus zwischenzeitlich, mit den äußerst erfolgreichen „Between The Light“ und „Refugium“ im Rücken, zugunsten einer viel tieferen Bindung zu dieser musikalischen Ausdrucksform verschoben. Mit „Visions“ geht ANOMALIE nun, nach beeindruckenden Live-Auftritten im Vorjahr, einen Schritt weiter und entwickelt sich, nach dem Übergang mit Live-Lineup, hin zur einer vollwertigen Band. So hat sich Marrok für das dritte Album seines Herzensprojektes Unterstützung in der Rhythmusabteilung an Bass, Schlagzeug und Percussions geholt (siehe Lineup) und sich auch mit Bartholomäus „Barth“ Resch (OUR SURVIVAL DEPENDS ON US, ex-BELPHEGOR) und Heike Langhans (DRACONIAN) illustre gesangliche Gäste eingeladen.

Musikalisch spinnt „Visions“ den Faden dort weiter, wo „Refugium“ aufgehört hat – ohne sich zu wiederholen oder gar eine Kopie der Vorgänger abzuliefern, führt Marrok seine musikalische Vision weiter. Mit „Towards The Sun“ startet das Album sehr mystisch, es wird der Akustikgitarre in ausladenden, träumerischen Parts viel Raum gegeben, Choräle, Sprechgesang, ersticktes, geradezu getrieben wirkendes Growling mit kraftvollen, eruptiven schwarzmetallischen Ausbrüchen kleiden einen fordernden Opener in ein ausdrucksstarkes Gewand, das von Barth's Performance seine Vollendung erfährt. „The Wanderer“ zeigt sich von einer härteren Seite, mit kräftigen Blastbeats, durchaus Black Metal-lastig, jedoch mit wunderbaren Melodien die sich geradezu ins Gedächtnis fräsen.

Sparsame, schamanische Trommelschläge stimmen auf „A Monument“ ein, das seinem Titel wirklich alle Ehre macht. Der Song baut sich langsam und machtvoll auf, zerbrechliche Akustik-Passagen von traumhafter Schönheit wechseln sich mit schwarzmetallischer Raserei ab – eine Diversität, die aus diesem wahrhaft monumentalen Titel von über Elf Minuten Spielzeit viel mehr als einen schnöden Song macht, sondern vielmehr ein Erlebnis. Mit dem etwas kerniger wirkenden „Illumination“, das nicht nur mit äußerst stimmigem Video punkten kann, baut sich große Spannung auf, die im Beginn von „Starless Nights“ durch für den Moment atypische, aber sich dennoch schlüssig einfügende Synthie-artige Parts am Beginn vorläufig zerstreut, um mit homogenen, kompakten Parts und nahezu magischen Gitarrenharmonien wieder zu fesseln. Die Spannung entlädt sich im absolut großartigen „White Forest“, das den Hörer mit mythischer Attitüde und unfassbar eindringlicher Stimmung in seinen Bann schlägt. „One With A Soil“ bringt die musikalische Reise, so wie sie begonnen hat, mit der Einbindung des zweiten gesanglichen Gastes zu einem stimmigen Abschluss.

Obwohl „Visions“ wie eine musikalische Reise durch atemberaubende Naturkulissen und den freien Geist seines Schöpfers anmutet, entwickeln die einzelnen Kapitel des Albums auch für sich eine nahezu mythisch zu nennende Faszination. „Visions“ ist atmosphärisch, an manchen Stellen gar spirituell, doch ohne je zum Selbstzweck zu verkommen und ohne die gewisse, dem wirkungsvollen Nachdruck schuldige Grundhärte außer Acht zu lassen. Melodic, Atmospheric, Post Black Metal? Oder gar Avantgarde Black Metal? Wie auch immer man es für sich selbst einordnen mag, um Genrebezeichnungen braucht man sich bei ANOMALIE wirklich keine Gedanken zu machen. Musik ist frei – also leert euren Geist, und lasst ihn vom Klangkosmos der „Visions“ ausfüllen und bereichern. Was hier geboten wird ist groß, wirklich groß, berührt auf vielen Ebenen und kratzt erneut nahe an der Grenze zur Perfektion.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Anthalerero (14.03.2017)

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