VAMPIRE - With Primeval Force

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VÖ: 21.04.2017
Bandinfo: VAMPIRE
Genre: Death Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Zitternd der Gang, milchig das Auge und schlecht schließend der Dauerkatheter, so präsentiert sich der in den 80ern groß gewordene Metalschreiber mittlerweile. Leichtes Kopfschütteln, wenn allzu junge Nachwuchsrocker von "Neuem" oder gar "Sensationellem" sprechen. Kinder, meint er, es war alles schon da. Und natürlich besser. [Anm. d. Lekt.: Herr Kollege, ihre literarischen Auswürfe versüßen mir immer wieder den Tag. Das musste einfach mal gesagt werden - lass uns mit einem Kamillentee darauf anstoßen!)

Darüber kann man getrost streiten, Fakt aber ist, dass dereinst deutlich weniger veröffentlicht wurde und aufgrund der beschränkten Aufnahmemöglichkeiten (nix pro-tools, etc.) viele Bands sich erst einmal überlegen mussten, was genau sie veröffentlichten, bevor sie es veröffentlichten. Natürlich gab es auch in den 80ern und später den kippenden 80ern (der Zeitpunkt an dem Metal nicht mehr heavy genug war und Death, Thrash, Speed und Black auf dem altersschwachen Sockel aufbauten) unpackbaren Kehricht, aber eben nicht in der El-Niño-artigen Masse und Vehemenz wie es heute der Fall ist. 

Wie war es denn eigentlich? Kein Problem, VAMPIRE fragen. Ihr zweites Album "With Primeval Force" setzt nahtlos am ohnehin schon mehr als gutklassigen Erstling "Vampire" an und haut eine Mischung aus uralten KREATOR, DESTRUCTION, SLAYER und CELTIC FROST heraus. Mit etwas zeitgemäßerem Sound, gehobenerer Musikalität, aber die alten Geister wohnen jedem Song inne. 

Und das ist gut so. "With Primeval Force" ist noch dazu etwas heftiger, etwas härter als das Debüt geworden, man findet sogar ein paar WATAIN-Einflüsse wieder. Insgesamt aber bewegen wir uns trittsicher im ganz Früher, im hektischen Death/Thrash, hier werden keine Gefangenen gemacht, rasende Gitarrenläufe auf tobendem Schlagzeug und räudigem Gesang lautet die Devise.

 

VAMPIRE haben sich nach dem ersten Album, der Split mit MIASMAL, der Single "Cimmerian Shade" und der Single "Skull Prayer" personell etwas verändert. Neu an Bord sind Abysmal Condor als Schlagwerker und sein Bruder (im Namen, im Geiste oder tatsächich?) Sepulchral Condor als Gitarrist. Beide scheinen recht kompetente Musiker zu sein. Die Nomes de Guerre sind selbstredend schon ein wenig Kult. 

Prinzipiell zeigt das Album, wie dereinst wirklich harte Musik ausgesehen hat. Und wie sie auch heute noch aussehen würde, wären nicht Unarten wie das wie Unkraut wuchernde extreme Mastern, das damit einhergehende Komprimieren des Sounds, das oft dilletantische Triggern der Drums und das generelle "Lauter bis es nicht mehr geht" an jeder Ecke zu finden.

Härte kommt aus dem Kontext der Musik, mit den Lyrics und der gesanglichen Darbietung. Der gesamten Grundausrichtung des Produktes. Und da zeigen VAMPIRE ganz groß auf. Düster, stürmisch, fies ist der Vortrag. Abwechslungsreich und ewig evil. Hier wird der Gehörnte gepriesen, hier wird dunkelste Musik gelebt, hier erinnert sich obgenannter alter Herr an die Zeiten in denen man mit zittrigen Fingern das Vinyl gestartet hat und sich erstmal nicht ganz sicher war, ob man sich vor lauter Angst in die Hosen machen, oder sengend und brennend über den nahen Friedhof ziehen soll. Je nach Gemütslage. Die Jungs meinen, dass es der zeitgenössischen Musik an Spirit fehle. Kann man darüber reden, sicherlich, stimmt wohl auch zum Teil. Was VAMPIREs Zweitling aber so spannend macht, ist die Mischung aus der gesamten zweiten Hälfte der 1980er und einer kleinen Portion Eigenständigkeit, die sich unter anderem in immer wieder verspielten Sequenzen ("Revenants") bemerkbar macht. 

 

Century Media Records übertreiben natürlich gnadenlos, wenn sie meinen, dass VAMPIRE mit "With Primeval Force" den kontemporären Death Metal neu definieren werden. Aber es ist auf jeden Fall lässig, ein wenig, oder wie im gegenwärtigen Fall, sehr viel Herzblut in einer Veröffentlichung erkennen zu können.

VAMPIREs "With Primeval Force" ist beinahe so etwas wie das ultimative Mix-Tape des 80er Death/Thrash. Mit ein wenig Moderne.

 

Ach ja, Mix-Tapes, wo ist die Zeit nur so schnell hin... [Anm. d. Lekt.: Trink deinen Tee aus und geh ins Bett, Herr Kollege.]



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (17.04.2017)

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