SOEN - Lykaia

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VÖ: 03.02.2017
Bandinfo: SOEN
Genre: Progressive Rock
Label: Silver Lining Music
Lineup  |  Trackliste

SOEN war schon länger eine dieser Bands, die unerhörtes Potential hat, aber es noch nicht hundertprozentig auf die Reihe kriegt. Bei „Tellurian“ etwa blitzte öfter Weltklasse auf, aber es waren dann doch auch einige Leerläufe zu verzeichnen.

Damit scheint es aber vorbei zu sein – das aktuelle Album „Lykaia“ stellt alles in den Schatten, was die Schweden bisher produziert haben, und ist einer der frühen Anwärter auf das Album des Jahres.

Einen Anteil an der Leistungssteigerung hat sicher der neue Gitarrist Marcus Jidell (einigen vermutlich bekannt von Leif Edlings letzter Spielwiese AVATARIUM). Mit ihm ist eine leicht bodenständigere Note in die Band gekommen, was einerseits an seinem Gitarrenspiel und andererseits am deutlich analogeren Sound der Scheibe im Vergleich zum Vorgänger liegt.

Die anderen Stützen der Band sind mit Songwriter und Drummer Martin Lopez (den Ausnahmedrummer kennt man als Ex-OPETH-Fellgerber) und Sänger Joel Ekelöf gleich geblieben – es scheint also, dass SOEN auf den alten Stärken aufbauend neue Stärken dazugewonnen haben.

Die Musik von SOEN kann man mal ganz grob als progressiver oder psychedelischer Rock bezeichnen, wobei hier die unterschiedlichsten Einflüsse zu einem harmonischen Ganzen verschwimmen. Man findet auf „Lykaia“ die schon bekannten starken OPETH-Einflüsse – vor allem die heftigeren Riffs sind stark davon geprägt. Aber auch ganz viel TOOL hört man heraus, genauso wie eben AVATARIUM, dazu ein guter Schuss britischen Progs der alten Schule, von PINK FLOYD über MARILLION.

Schon der Opener „Sectarian“ wäre mit seinem melodischen OPETH-Groove und den epischen Gesangslinien auf vielen anderen Scheiben ein Überhit, hier ist es ein Vorgeschmack auf die vielen anderen Kracher, die sich auf „Lykaia“ tummeln. „Orison“ etwa groovt wieder ordentlich daher, bringt einen guten Schuss von INSOMNIUM-Todtraurigkeit zum Prog Rock dazu, und endet auf einer melancholischen Note mit herrlichen Gitarren-Leads.

„Lucidity“ ist einer der ruhigeren Momente auf „Lykaia“, der vor allem am Anfang die Stimme von Ekelöf in den Vordergrund stellt, was dem Song auch gut zu Gesicht steht. Die ätherische Stimmung und die bluesigen Gitarren-Leads erinnern an eine Mischung aus britischem Prog-Rock und ruhigen OPETH-„Damnation“-Songs.

Auf „Opal“ wird wieder auf die härtere Gangart gewechselt, die Riffs sind wieder beste Prog-Rock-Ware, groovig und gleichzeitig melodisch, die Blueslicks runden das Ganze dann noch ab. Dagegen beginnt „Jinn“ wieder ruhiger, bevor es in Richtung doomigem Rock geht, mit lässigen orientalischen Melodien.

Auf „Sister“ kann dann mal auch der Bass mit einigen Läufen glänzen, während Jidell auf „Stray“ eines der geilsten Prog-Riffs aller Zeiten aus den Ärmeln schüttelt. Der Track ist auch wieder mehr auf der metallischen Seite vom Brot gelandet. Als würdigen Abschluss geht es mit „Paragon“ wieder in ruhigere Gefilde, hier wird eher mit eindringlichen Vocals und ruhigen Gitarren gepunktet.

Die Musiker leisten durchwegs grandiose Arbeit, angefangen vom sehr musikalischen Drumming von Lopez über das Bass-Fundament von Stefan Stenberg zum eher im Hintergrund stehenden Keyboardspiel von Lars Ahlund. Die Gitarrenarbeit von Jidell ist wie erwähnt zu jeder Zeit hervorragend, egal ob bei den heavy Riffs oder den melodischen Leads. Und die Stimme von Ekelöf passt mit seiner leicht melancholischen Art bei perfekt zum Rest der Band. Dazu kommen noch tiefgründige Lyrics (die sich diesmal mit den dunklen Ecken von Religiösität und Glauben beschäftigen), und fertig ist ein nahezu perfektes Album.

„Lykaia“ ist eines dieser Scheiben, die wochen- und monatelang im CD-Player laufen weil hier einfach alles stimmt und es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Bis jetzt der musikalische Höhepunkt von 2017!



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Luka (06.03.2017)

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