APOLLO - Waterdevils

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VÖ: 18.11.2016
Bandinfo: APOLLO
Genre: Hard Rock
Label: Escape Music
Lineup  |  Trackliste

Auch wenn im folgenden Text von APOLLO die Rede sein wird, befinden wir uns hier nicht inmitten einer Abhandlung über den griechischen Gott der Künste – und noch vieler anderer Beifügungen. (Apollo hat immerhin mit Artemis eine berühmte Schwester und wir wollen ja nicht, dass die griechische Götterwelt, in der die Frau schon vor urgrauer Zeit die Vorreiter-Rolle spielte und ebenjene Illusion der starken Frau erschuf, an der sich heutzutage die ein oder andere Emanze aufhängt, unter den Tisch fällt.) [Anm. d. Lekt.: Schachtelsatz Olé!] Wenn also in folgendem Text von APOLLO die Rede sein wird, wird hier zwar nicht über einen Sohn von Zeus berichtet, aber dennoch einer Koryphäe auf seinem Gebiet. Die Rede ist von Apollo Papathanasio, der auf seinem Melodic Rock und Metal-Weg kein unbeschriebenes Blatt ist. 

Als Sänger, unter anderem bei FIREWIND an der Seite von Gus G, und zuletzt SPIRITUAL BEGGARS, machte er von seiner unbezwingbaren und vor allem unverwechselbaren Stimme reden. Er fühlte sich bereit für Solo-Pfade und nahm sich für seine Geschicke ausgiebig Zeit. Überstürzt wird hier nichts und das hört man auf dem Solo-Erstling „Waterdevils“ auch. APOLLO trampelt zwar längst asphaltierte Rock/Hard Rock-Highways entlang, das heißt aber nicht, dass man in irgendeiner Weise Langeweile aufkommen lässt. Zünftiger, manchmal bissiger Hard Rock mit feiner Melodie-Note und der mehrdimensionalen Stimme von Sänger Apollo, der rauen Groove und rockige Feierlaune beisteuert – das sind die Zutaten, um das Feuer der olympischen Rock-Disziplin von vor 30 Jahren wieder auflodern zu lassen. 

Etwas ungewöhnlich startet „Waterdevils“ mit dem Song „Revolutions of the Brave“. Ungewöhnlich deshalb, weil dieser Track ein klassischer Rock/Hard Rock Song nach bestem Muster und einmütiger Vorlage ist. Schmissig, zügig, zugeschnitten. Und trotzdem ist der Song wie nach in Stein gemeißelter Vorlage generiert. Sauber, mitreißend, aber irgendwie hat man genau das schon ein paar Mal gehört. APOLLO kann definitiv mehr als das – was auch in weiterer Folge gezeigt wird. Doch der Einstiegskracher hat sich bei Vergabe des Hit-Verdachts wohl ein wenig zu weit hinten angestellt. Flotter, mit Rock-Orgel verfeinert und durchaus mehr auf Kragenweite APOLLOs zugeschneidert, tanzt dann „Liberate Yourself“ an. So langsam wird sich zu weiteren Höhepunkten vorgearbeitet. Höchste Zeit auch, die saubere Gitarrenarbeit zu würdigen, die sich anhand von schnellen und gut angepassten Soli, oder wie im Track „Buried in a Flame“, durch grooviges Riffing und in weiterer Folge auch durch so manche Hookline ins Rampenlicht schiebt. „Safe and Sound“ klingt dann – zumindest dem Titel nach – nach der ersten Ballade der Scheibe, doch weit gefehlt. Hier wird dem klassischen, tempolastigen Rock angemessen Tribut gezollt und eine ordentliche Schippe Power und Eingängigkeit ins Zündfeuer geschaufelt, bevor die Flamme bei „Fallen Endlessly“ etwas Zeit hat, herunterzubrennen und sich gemächlicher auszubreiten. Halbballaden-Midtempo-Stück mit einem Hauch von Spät-70ern, frühen 80ern und stimmungsvoller, aber unaufgeregter Breite trifft den Song zur Beschreibung wohl am besten. Beinahe wird man von „Crossing the lines“ in die Irre geführt, sobald die ersten pianolastigen Töne erklingen, doch gerade, als man sich für eine weitere, langsame Gangart eingestellt hat, rockt sich das Stück dann doch ein. Spätestens hier ist auch klar, in welche Richtung die Solopfade von Apollo Papathanasio ihn führen: geradewegs in die klassischen Rock-Varianten des vorigen Jahrhunderts (kann man das so sagen, ohne dass es uralt klingt?). [Anm. d. Lekt.: Schon.] Ein schräges Schmunzeln zwischen Amusement und Verwirrung begleitet dann die ersten Takte von „Power“, klingen diese doch allzu sanftmütig, fast schon poppig und mit „na na na“-Refrain ein wenig… Nun, man mache sich selbst ein Bild, ob dieser Track eher in Richtung „Wir haben hier eine Lücke zu füllen“ oder „Eingängigkeit und Mitsing-Charakter darf auch nicht fehlen“ geht. Hier fehlt jedenfalls ein wenig Würze. „Rise up“ kann da aber wieder einiges reparieren. Zwar kehrt man noch nicht wieder auf die härtere Schiene zurück, aber dafür wird hier definitiv mit Melodie und ordentlichen Hooks gepunktet. Den nächsten Groove-Song muss man gar nicht lange analysieren, kann man den Titel doch als vollwertige Aussage so stehen lassen: „I need Rock´n´Roll“. Punkt. Dann begibt man sich eiligerweise noch auf Schattenjagd bei „Chasing Shadows“ und nimmt noch einmal fleißig an Fahrt und vor allem Power auf, ehe man bei „Through the Fire“ wieder dem Melodic Rock huldigt. Der Rausschmeißer „Stop“ drückt die melodische Leichtfüßigkeit des Vorgängers dann geradewegs durch den festgetrampelten Rock-Pfad, kommt mit Härte und stampfender Schwere, ohne dabei plump zu klingen. 

Wir erleben hier das gekonnte Aufleben klassischer Klänge, die APOLLO in solide und abwechslungsreiche Songs packt. Zurück zu den Wurzeln klingt auf „Waterdevils“ jedenfalls ziemlich lohnenswert. Eines sei jedoch noch erwähnt: Am besten klingt die Scheibe laut, bei offenem Fenster und für die ganze Nachbarschaft akustisch zugänglich. Oder an einem schönen Sonnentag im Auto im Original Kassettenradio, bei hochgekurbeltem Dachfenster und Wind im langen Haar… ach, ich schweife ab… Nostalgie! [Anm. d. Lekt.: Könnte auch ein Zeichen des Alters sein... Ich mein ja nur...]

 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lisi Ruetz (18.03.2017)

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