SLATE GREY - World Turns To Black

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VÖ: 21.04.2017
Bandinfo: SLATE GREY
Genre: Alternative Metal
Label: 7us media group
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Lineup  |  Trackliste

Auch wenn es mit vielen zermürbend enttäuschenden Momenten verbunden ist, bin ich immer wieder auf der Suche nach qualitativ hochwertigen Underground-Bands aus der näheren Umgebung. Als mir also SLATE GREY auf dem Radar erschien, klickte ich instinktiv alles Findbare im Netz an und war sehr angetan von den Fundstücken, und umso erfreuter, von einem neuen Album zu erfahren. Hier in meinen Händen halte ich also das zur Gänze gereifte Werk der Münchner Modern Metal Truppe SLATE GREY.

Ein von Trommeln geleitetes Instrumental-Intro mit dem kurzen, jedoch klangvollen Namen "Dusk" eröffnet das schwermetallische Spiel der kommenden 65 Minuten. Stimmig, wenn auch vorhersehbar, aber mehr als passend. Unmittelbar danach brettert der Titeltrack "World Turns To Black" daher. Schnittige Gitarrenriffs, core-lastige Vocals, überzeugend und druckvoll vorgetragen. Direkter Frontaleinstieg in den Sound und perfekt gesetzter Openingtrack. Um einiges melodischer gehts dann in Runde Drei, mit "I Want It All". Überaschende Struktur und trotzdem mithilfe des hervorragenden Refrains eine eingängig empfundene Hitnummer. Einer dieser Songs, die man sich unbedingt bei Liveshows wünscht und aus vollem Halse mitgrölt, sobald die ersten Riffs ertönen.

Genau hier ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man sich sicher sein kann, dass dieses Album beispiellos ausgearbeitet wurde. Ein Intro und drei Lieder sind rum und ich war mir schon sicher, ach, ich hab es schon fast vor meinem geistigen Ohr gehört, wie es weiterginge - nur um damit komplett falsch zu liegen. Und genau diese anfängliche Vorhersehbarkeit wird nun komplett zerstört. Beginnend mit einem atmosphärischem Akustikgitarren-Teil, der in einen unglaublich groovigen Brecherpart übergeht, erschüttert "Leave The Enemy" das bisherige Standard-Gefühl der CD und hämmert die Ideenvielfalt und Hit-orientiertes Songwriting in die Köpfe der Zuhörer. Von Old School Hardcore, Metalcore-Cleanvocals und progressiven Zwischenparts, ja sogar melodischen Leads, in dieser Nummer hatte alles davon leicht Platz und wurde fantastisch miteinander arrangiert. Ein Moment der Beigeisterung und ein weiterer Moment der Furcht, ob dieser Level für den Rest des Albums gehalten werden kann.

Weniger Hitpotential, aber deutlich mehr Raum für die Hammer Riffarbeit lässt der Folgetrack "Remedy". Eine kurze, knackige Nummer, vorbereitend gesetzt für das nächste Highlight. "Angel", das mit anziehendem Titel versehene, zwar balladesk gedachte, doch mit viel von Energie durchsetzten Klängen verzierte Lied ist ein weiterer Grund, diese Band jedem Genre-Fan zu empfehlen. Meine Wenigkeit hört hier Vergleiche zu MACHINE HEAD heraus, doch der erkennbare Stil von SLATE GREY bleibt dabei trotzdem unangetastet.

Keine Pause. Keine Gnade. Die Core-Bombe "Fame and Fortune" legt mit aufgeladener Wut und Härte ein neues Tempo vor und belebt zur Mitte des Albums das Gesamtbild aufs Neue. Die Drum-Passagen sind stellenweise mit Momenten, die wir von DEVILDRIVER kennen, durchzogen und treiben diesen Groove durch das gesamte Lied hindurch. "Speechless" erinnerte mich an die Anfänge dieses Genres, sollte aber keineswegs als Old School missverstanden werden. Wenn auch die Aufteilung eher den früheren Werken dieses Sounds entsprecht, geht der moderne Touch nicht verloren. Besonders das Füllmaterial der Gitarrensoli ist mehr an älteres Material gehalten.

Mit "Pain And Gain" kommt ein weiterer Live-Kandidat ums Eck und macht uns neugierig auf mehr. Ein Song, der von BULLET FOR MY VALENTINE sein könnte, jedoch viel maskuliner und direkter vorgetragen. Wieder ein großer Höhepunkt und ein unbedingter Anwärter auf die Kategorie Anspieltipp. Zurück zu den heftigen Core-Einflüssen der Band, gepaart mit einem Refrain, der dem Ganzen, ohne ihm den Wind zu nehmen, Zugang für größere Hörerschaft bietet. "Chokehold of Destiny" hat die Essenz der Band voll eingefangen und wäre nach meiner persönlichen Einschätzung das Vorzeigebeispiel für Neukunden. Kleinere verspielte Momente zeigen die Experimentierfreude der Musiker und bieten trotzdem ein fertiges, massentaugliches Produkt für Fans und solche die es noch werden. "Addicted" ist für mich das erste Lied der Scheibe, das die Drums in den verdienten Vordergrund rückt. Auch wenn dieser Song im Vergleich zu den anderen Tracks weniger spektakulär wirkt, sind hier besonders instrumental einige Perlen zu entdecken.

Ist der Songtitel "Eet Fuk" das, wovon ich glaube, dass es ist? Scheint so. Trashig-punkiges Setting und freche Momente der anfänglichen Hardcore-Bewegung, wäre da nicht der zu erwartende, modernere Refrain zur Untermalung dabei. Ein Song für die eingefleischten Extrem Metal-Fans der älteren Sorte. Melodic Deathcore war noch nicht dabei... Also "Generation Of Degenerates". Großartiger Track und gegen Ende der Spielzeit ein Grund sich zu gedulden und auch die letzten verbleibenden Minuten in vollen Zügen zu verinnerlichen. Diese Stimmung hätte es ruhig noch öfter vertragen, ohne den Rest damit schmälern zu wollen. Wir sind am Ende angelangt und SLATE GREY haben keine Bestrebungen uns sanft aus dem Hörgenuss zu entlassen. "Spawned From Hell" ist eine abschließende Bestie aus messerscharfen Riffs und treibendem Drumming, das zu keinem Zeitpunkt den Fluss verliert. Erneut wurde hier einiges an Ideen umgesetzt, ohne das Lied zu überladen oder den Hörer unnötig zu beanspruchen. Perfekt arrangiert und aufgenommen.

Fazit:
Wer dieses Genre liebt, aber denkt, es sei inzwischen totgespielt, darf sich hier gerne überwinden und dieser Nachwuchshoffnung weit das Tor öffnen. SLATE GREY machen aus ihrer Sicht heraus einfach alles richtig. Ideenreichtum. Motivation. Antrieb. Jeder sollte ihnen eine Chance geben, um sich von ihnen zu überzeugen. Nur wenige werden hier nichts für sich entdecken können, dafür ist der Sound viel zu umfassend.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Sebastian Bramböck (18.04.2017)

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