WINDSWEPT - The Great Cold Steppe

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VÖ: 31.03.2017
Bandinfo: WINDSWEPT
Genre: Black Metal
Label: Season of Mist
Lineup  |  Trackliste

Prima, jetzt ist der "Winter" (wenn man das hier in Deutschland überhaupt so bezeichnen darf, ohne wegen Etikettenschwindels angeschwärzt zu werden) vorüber und dann erscheint DRUDKH-Mastermind Roman Sayenko mit seinem neuen Projekt WINDSWEPT und dessen Debüt "The Great Cold Steppe" am 31. März. Also genau dann, wenn draußen bereits das lange abstinente Federvieh zwitschert, die Natur spriesst und das Himmelszeit in sattes Blau getunkt wird. Gerüchten zufolge gibt es für solche Alben, deren Thematiken sich rund um den ukrainischen Winter abspielen, wohl passendere Erscheinungstermine als diesen, aber wir wollen ja nicht unnötig meckern, schließlich gibt es ja auch im Frühling noch zahlreiche von Wind und Wetter gezeichnete Tage, sodass man an diesen ja immer noch genügend Zeit für den hier kredenzten, düsteren Atmospheric Black Metal haben wird.

Die erste Frage stellt sich eigentlich schon vor dem Hören: Warum WINDSWEPT und nicht DRUDKH? Ganz einfach: Weil man für "The Great Cold Steppe" einen gänzlich anderen Ansatz gewählt und das Werk in weniger als drei Tagen geschrieben und aufgenommen hat. Eine Herangehensweise, die in einem atmosphärisch dichten, typisch ukrainischen Black-Metal-Erlebnis resultiert, von dem man bei dem zuletzt veröffentlichten "Борозна обірвалася" von DRUDKH leider nicht wirklich sprechen konnte.

Die Formel ist dabei weitestgehend simpel gehalten und die Produktion besitzt derweil die Rawness, die zumindest meine Wenigkeit beim Hauptprojekt von Roman Sayenko zuletzt vergebens gesucht hat. Trotz dessen muss man aus objektiver Sicht wohl bedenken, dass auch "The Great Cold Steppe" längst nicht alles richtig macht und die sechs vorgetragenen Songs allesamt etwas gleichförmig umgesetzt wurden, sodass sie sich höchstens in Nuancen unterscheiden; beispielsweise wenn in "Shrouded In Pale Shining, So Sleeps Infinite Ancient Steppe" mal streckenweise geblastet wird oder man in "A Spiteful Wind Buries All the Lonely Whispers" urschwedische Black-Metal-Reminiszenzen rausfiltern kann. 

Das wiederum ändert allerdings nichts daran, dass "The Great Cold Steppe" die Vision bzw. das Konzept über den Winter die komplette Spielzeit über zum Endnutzer transportieren kann, denn das WINDSWEPT Debüt und seine stets vorherrschende Stimmung sind kalt, schroff und majestätisch zugleich. Und durch die im Vergleich zu aktuellen DRUDKH höhere Dynamik kommt es schneller auf den Punkt, wodurch es sich nicht in unnötig langatmigen Passagen verliert und man schlussendlich ohne Gewissenskonflikte behaupten kann, dass Improvisation nicht immer ausschließlich negativ behaftet sein muss. Vielleicht hat Herr Sayenko genau dieses Album gebraucht, um in Zukunft wieder deutlich gelöster komponieren zu können?



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (02.04.2017)

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