AYS - Worlds unknown

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VÖ: 10.03.2017
Bandinfo: AYS
Genre: Hardcore
Label: End Hits Records
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Lineup  |  Trackliste

AYS (Against Your Society) waren für mich schon immer der Inbegriff von "Underground". In meiner Jugend haben die Jungs gefühlt jedes noch so ranzige Kleinstadtfestival und jedes heruntergekommene Jugendzentrum bespielt, unermüdlich Jahr für Jahr. Na gut, vielleicht teilt jetzt nicht jeder unbedingt diese Gefühle für AYS, aber wir (Band und Autor dieses Textes) kommen immerhin aus derselben Ecke Deutschlands. Von den sechs EPs einmal abgesehen schmettern die Düsseldorfer mit "Worlds Unknown" jetzt Album Nr. 4 auf den Markt – und klingen dabei ganz genauso wie vor sieben Jahren. Das muss an dieser Stelle nichts Gutes heißen, aber auch nicht unbedingt etwas Schlechtes.

Das Coverdesign von "Worlds Unknown" setzt schon die Tradition des künstlerisch-überladenen Artworks fort, das schon fast an die ehemaligen Designs von WAR FROM A HARLOTS MOUTH erinnert, jedoch ohne den kennzeichnenden Stil von CALLEJON-Frontsau BastiBasti. Der Opener "3AM" startet mit atmosphärisch zum Cover passenden Klängen und versprüht einen interessanten fernöstlichen Vibe – so lange, bis Screamer Schommer sich einschaltet: Schon sind wir zurück im alten AYS-Muster. Modern Hardcore der rohesten Sorte, bei dem die Songstruktur auch nur lose zusammenhängend klingt. Jedes Mitglied scheint ein wenig seinen eigenen Film zu fahren, und wie durch ein Wunder fügt sich schlussendlich doch alles zu einem Track zusammen. Dieses Gefühl setzt "Floodgates" fort, auch wenn hie und da einige melodisch anmutende Einlagen eingestreut wurden. Diese können allerdings nicht wirklich zur Geltung kommen, da AYS es auch nach 15 Jahren Bandgeschichte nicht auf die Reihe bekommen, in einer vernünftigen Audioqualität zu produzieren, was man aber hier getrost unter "Image wahren" verbuchen kann. Denn AYS sind so Underground wie eh und je: Ob nun der Titeltrack "Worlds Unknown", "KOBTH", "Fever", "Twisted Thoughts" oder so gut wie jeder Song der Platte mit einer Laufzeit von weniger als drei Minuten – die Band betreibt massiven Fanservice und versucht auf einem Großteil des Albums nicht einmal, neue Wege zu gehen. Das meiste klingt nach denselben Chaoten, die 2005 schon "Torpedo Dreigang" veröffentlicht haben. Das muss, wie gesagt, nicht unbedingt schlecht sein, aber einige Songs rücken in einen solchen Kontrast zu vereinzelten Perlen des Albums, die zeigen, dass AYS auch durchaus einen gewaltigen Sprung nach vorn hätten wagen können. So beweisen beispielsweise das sechsminütige Finale "Burn and Fade", das unheimlich tragende "Suns of Light" oder das oldschool-punkige "Frost", dass auf "Worlds Unknown" wesentlich mehr möglich gewesen wäre, als das 0815-AYS-Gebretter.

"Worlds Unknown" ist wie ein Trip zurück in die wilden Hardcore-Tage, als eine neue Generation des Genres sich beweisen musste und sich von den etablierten Bands absetzte. Anders als manch anderer Vertreter dieser Bewegung (wie beispielsweise NASTY) haben AYS sich für meinen Geschmack allerdings zu wenig entwickelt. Zu sehr klingt dann doch alles wie eine Hommage an sich selbst und nach zu wenig Mut, neue Wege zu gehen. Und das wäre auf jeden Fall möglich, wie einige Songs ja zeigen konnten. Es bleibt zu sagen: Schade um das verschenkte Potential, aber für kommende Live-Gigs und die feste Fanbase wird es allemal reichen.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Lucas Prieske (13.04.2017)

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