JOTNAR - Connected/Condemned

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VÖ: 21.04.2017
Bandinfo: JOTNAR
Genre: Melodic Death Metal
Label: Massacre Records
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Welch ehrenhaftes Lob, wenn ex-IN FLAMES Klampfer Jesper Strömblad auf seiner eigenen Facebook-Page eine aufstrebende Melodic-Death-Metal-Band mit den Worten "You want highest quality MDM, you got it:)!" adelt und damit - vielleicht auch unbewusst - enorm viel kostenlose Promotion betreibt. So bin ich jedenfalls auch auf die Spanier JOTNAR gestoßen, die 2008 ihre Geburtsstunde hatten, bislang eine EP mit dem Namen "Giant"  hervorgebracht haben und dieser Tage ihr Debüt "Connected/Condemned" via Massacre Records veröffentlichen. Dass man darauf eine musikalische Synthese aus "Reroute To Remain" und "Soundtrack To Your Escape" verkörpert, macht nur allzu deutlich, warum der Schwede die fünf Jungs von Gran Canaria supportet und ihnen eine Plattform bietet.

Bekanntlich (?) hat der Herr nämlich, wie wohl auch zahlreiche Fans von IN FLAMES, wenig bis nichts für die jüngere Schaffensphase der Band übrig und für all jene (aber auch einfach nur für Liebhaber der oben genannten Alben) sind JOTNAR definitiv eine interessante Adresse, zumal sie trotz der auffälligen Parallelen (man nehme als Anhaltspunkt nur mal die sphärischen Synths vom Titeltrack und "Starved Of Guidance") mit dem eigenwilligen Klargesang und dem doch satten Härtegrad einen recht eigenständigen Stil kultivieren, der zumindest so ausgeprägt ist, dass er sie nicht als bloße Kopie im Regen stehen lässt. Plus: spätestens nach dem eröffnenden Dreierpack aus dem Titeltrack, "Remaining Still" und "Missing Shadows" weiß man, dass JOTNAR einen exzellent ausgeprägten Instinkt für waschechte Ohrwürmer haben und sich nicht davor scheuen, die knackigen Instrumentalpassagen und schwedischen Melodiebögen mit clever akzentuierten Refrains aufzulockern.

Zwei Wermutstropfen hat "Connected/Condemned" aber dennoch: Erstens sind die Gastbeiträge von Björn "Speed" Strid ("Broken Esteem"; für Göteborg-Death-styled Alben fast schon gesetzlich als Feature verordnet, der Herr) und Jennie Nord ("The Portrait") zeitweise etwas arg cheesy und zweitens ist die Stunde Spielzeit einen Ticken zu lang, weswegen dem Debütwerk hauptsächlich zum Ende hin die Überzeugungskraft fehlt; wobei das Nelly Furtado Cover "Say It Right" durchaus interessant und amüsant zugleich in den Melodic-Death-Metal-Sound gedolmetscht wurde. Nicht übel! Und bei aller Kritik darf man auch nicht übersehen, dass man hier den Erstling von JOTNAR vorliegen hat und es vielleicht auch am Ehrgeiz der fünf Spanier liegt, dass sie lieber ein paar Nummern mehr draufpacken wollten, um Fans dieser Stilrichtung auch wirklich zufriedenzustellen.

Sieht man davon ab, ist "Connected/Condemned" nämlich immer noch ein überzeugendes, verheißungsvolles Album, das deutlich mehr richtig als falsch macht und gerade auf handwerklicher Ebene wenige Fehler offenbart. Es findet eine sehr gute Balance zwischen Härte und Catchiness, wurde mit unzähligen guten Harmonien sowie dem nötigen Anteil Hingabe ausgestattet und ist auch aus Produktions-technischer Sicht äußerst zeitgemäß inszeniert, sodass man JOTNAR nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft unbedingt auf dem Radar haben sollte. Trotz der kleineren Makel gefällt mir "Connected/Condemned" schlussendlich ein wenig besser als NIGHTRAGEs "The Venomous" - Jesper Strömblad hat also nicht zu viel versprochen!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (21.04.2017)

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