SEETHER - Poison The Parish

Artikel-Bild
VÖ: 12.05.2017
Bandinfo: SEETHER
Genre: Alternative Rock
Label: Wind Up Rec.
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Die Post-Grunge Legenden SEETHER melden sich mit neuem Album und frischem Sound zurück! Seit über 15 Jahren veröffentlichen die gebürtigen Südafrikaner nunmehr Studioalben im Rhythmus von 2-4 Jahren, und so schließt „Poison The Parish“ als düsteres Kapitel an das 2014 erschienene „Isolate And Medicate“ an. Düster? Das meint natürlich nicht, dass SEETHER zur Abwechslung von ihrem gewohnt hohen Qualitätsstandard abweichen würden, sondern bezieht sich hier auf den überraschend aggressiven und bösen Sound, der sich schon mit den vorab veröffentlichten Singles „Let You Down“ und „Nothing Left“ ankündigte. Das Niveau dieser beiden kann das Album zwar nicht durchgehend halten, liefert im Endeffekt aber trotzdem eine runde Hörerfahrung mit mehr oder weniger klassischem SEETHER-Sound.

Bevor ich mich hier den Tracks annehme, zunächst einmal ‚Hut ab‘ vor dem Artwork des Albums, das wohl das ansprechendste der gesamten Bandgeschichte sein dürfte. Ohne große Umschweife legen SEETHER mit „Stoke The Fire“ direkt los, auf ein Intro verzichtet man. Obwohl man sich wie ins kalte Wasser geworfen fühlt, gewöhnt man sich schnell an den 2017er-Stil der Band und erwischt sich ziemlich schnell dabei, den getragenen aber eingängigen Refrain in Gedanken mitzusingen. Spätestens als Shaun Morgan Welgemoed anfängt zu screamen, ist klar, wohin die Reise mit „Poison The Parish“ geht. Umso verwirrter darf man dann aber sein, wenn „Betray And Degrade“ auf den ersten Höreindruck eine 180-Grad-Wende im Stil zu sein scheint. SEETHER setzen hier weniger auf Härte als stilistisches Mittel als im vorangehenden Song, schließen aber atmosphärisch an das Thema des Albums an. Mein persönlicher Favorit findet sich schon früh auf der Platte: „Something Else“ – was für ein Song! Eine tiefdunkle Message, eingebettet in ein latent disharmonisches Songwriting, das die nötige Würze verleiht. Es fühlt sich an, als wäre der Track durchgehend kurz davor, seine Struktur und sein Gerüst zu verlieren, und somit zu einem nichtssagenden musikalischen Brei zu werden. Dieser Drahtseilakt gelingt SEETHER hier so gut, dass ich mir mehr davon auf dem Release gewünscht hätte. Das anschließende „I’ll Survive“ bringt klassischen SEETHER Sound im Stil des Vorgängeralbums, der zwar durchgehend solide ist, sich aber nicht wirklich von anderen Songs der Band abheben kann. Anders steht es mit „Let You Down“, das neben dem reichlich verstörenden Musikvideo mit einer tollen Kombination aus verhältnismäßig harten Riffs und klassischen SEETHER-Melodien punktet. Der Track erfindet das Rad nicht neu, bringt aber neue Felgen an. Es folgen zwei balladenartige Songs, die jeweils eine andere Stimmung verkörpern. Während „Against The Wall“, das erschreckend stark nach den FOO FIGHTERS klingt, sich eines hoffnungsvollen und aufbauenden Themas bedient, wirkt „Let Me Heal“ melancholisch und gebrochen. Insgesamt gefällt ersteres im Vergleich aber besser, da es einen starken Akzent im allgemein eher düsteren Kanon der 12 Tracks setzt. Mit „Saviours“ legen SEETHER wieder etwas Tempo vor: Mit seiner durchweg einfach ‚coolen‘ Stimmung (hauptsächlich getragen durch die lässige Attitüde des Sängers) und den simplen aber eingängigen Riffs gehört die Nummer 6 von „Poison The Parish“ definitiv zu den Highlights. Hochwertig geht es mit „Nothing Left“ weiter, das auf jeden Fall einen neuen Standard für SEETHER-Härte setzt. Heftige Screams, heftige Riffs, heftiger Song. Mit „Count Me Out“ schafft es das Album gegen Ende noch einmal, zu überraschen. Während man in der eher unspektakulären und trivialen Strophe noch dem vorangegangenen „Nothing Left“ hinterhertrauert, horcht man beim Einsetzen des Refrains verdutzt auf, da dieser in krassem Kontrast zum Songwriting der Strophe steht. Das anfängliche Geträller entwickelt sich über die knapp 4 Minuten zu einem richtigen Banger mit dichter Atmosphäre und packenden Riffs. Well played, SEETHER! Was nun noch folgt ist leider kaum noch der Rede wert. Der Titel für „Emotionless“ ist dabei allerdings gut gewählt – der Song ließ mich nämlich völlig kalt. „Sell My Soul“ ist hingegen ein solider Rausschmeißer geworden, der erneut etwas ruhigere Töne anschlägt.

Poison The Parish“ ist ein insgesamt gutes und teilweise sogar sehr gutes Album geworden, das immer wieder Spannung aufbaut, leider manchmal aber nicht den Mut hat, die Bombe letztendlich auch platzen zu lassen. Gemessen an früheren Releases braucht sich die Platte allerdings keinesfalls verstecken. SEETHER probieren sich erfolgreich an neuen Elementen, gehen für meinen Geschmack dabei aber nicht immer weit genug. Es fehlt stellenweise einfach an Raffinesse und dem ‚Aha‘-Moment, wie ihn beispielsweise THRICE mit „To Be Everywhere Is To Be Nowhere“ geschafft haben. „Poison The Parish“ ist ein Album für SEETHER-Fans geworden, das weniger polarisiert als erwartet, im Großen und Ganzen aber absolut nichts falsch macht.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lucas Prieske (08.05.2017)

WERBUNG: Innfield Festival
ANZEIGE
ANZEIGE