STAHLMANN - Bastard

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VÖ: 16.06.2017
Bandinfo: STAHLMANN
Genre: Industrial Metal
Label: AFM Records
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Lineup  |  Trackliste

Wie viele andere Bands, die Industrial spielen und deutsch singen, wurden auch STAHLMANN in den vergangenen Jahren oft genug mit RAMMSTEIN verglichen, und es wurden Parallelen gesucht und mehr oder weniger gefunden. Die Jungs zeigen aber ganz deutlich ihre Eigenständigkeit, arbeiten sich von Album zu Album voran und verfeinern ihren Stil. Daher werde ich es tunlichst unterlassen, diverse Vergleiche zu ziehen, sondern konzentriere mich auf das Album und das Songwriting für den "Bastard", auf dem Frontman Mart wieder - ganz wie man es von ihm erwartet - seine düstere Stimme bei deutschsprachigen Songs zum Besten gibt, die mit Überlegung geschrieben sind und nicht mit sinnentleerten Inhalten strotzen, wie man es bei so manch anderer Band erlebt.

STAHLMANN entwickeln sich auf ihrem neuen Album "Bastard" in die für sie typische Richtung weiter. Basis ist natürlich der satte Industrial-Sound, aber es gibt wie schon bei "CO2" Songs in die Gothic-Richtung oder mit Electro Beats, sowie einige ruhiger angesetzte Stücke, die auch gut zu ihnen passen. Vor allem nach mehrmaligem Anhören gewinnen Songs wie "Glut Zu Asche" und "Dein Gott" immer mehr, und überzeugen durch ausdrucksstarke Texte und gut gewählte, stimmige Harmonien.

Der Schwerpunkt wird von der Band aber natürlich auf Industrial Metal mit viel Elektroklängen gelegt. Wenn der "Leitwolf" ins Album einstimmt, tut er das mit der heiser-rauchigen Stimme von Mart, begleitet von fetten Riffs und vielfältigen Programming-Parts. Der eingängige Refrain kann sofort mitgeheult und -gesprochen werden, der Text ist energetisch und mit hohem Wahrheitsgehalt unserer Welt - dazu gehört zum Beispiel der Text "... am Ende zählt nur der Sieg!" Auch bei "Judas" wird ein brisantes Thema aufgegriffen, nämlich die Lügen. Die Umsetzung ist brutal-hart und fährt mit Bass und düsteren Tastenklängen direkt ins Hirn. Verspielter und rhythmischer werden STAHLMANN beim Titeltrack "Bastard". Die Electro-Sounds klingen zwischendurch sogar nach Dancefloor, an anderern Stellen halten einen aber die harten Klänge davon ab, es zu beschwingt anzugehen.

Lovesong - tja, vielleicht der "Wächter"? Die ersten Zeilen beziehungsweise der Titel lassen das nicht vermuten, aber im Endeffekt ist es doch eine Art Liebeslied, jedoch mit hartem Sound und fetzenden Riffs, die rhythmisch fast schon beim Marsch angesiedelt sind und wo nur der Refrain mit seiner Keyboard-Begleitung sanftere Seiten zeigt.

Eine etwas andere Richtung schlägt "Nichts Spricht Wahre Liebe Frei" ein. Wähend der ersten Takte erinnert es an großes Kino oder Symphonic Metal. Der folgende - eher zarte - Sprechgesang über Liebe und Leid ist begleitet von einsamen, traurigen Tastenklängen. Im starken Gegensatz dazu dann ein Stimmungswechsel mit intensiv-emotionalem Gesang und einer bombastischen Wirkung, die vor allem durch Schlagzeug und Keyboard erreicht wird. Eine ganz spezielle Nummer, die sicher viele aufgrund ihrer Intensität auf der emotionalen Ebene ansprechen wird. Mit Piano und Streichern, jedoch auch hervorragenden Gitarrensoli und bombastischem Gesamtsound, der die Höhepunkte herausarbeitet, ist "Von Glut Zu Asche" eine exzellente balladenartige Nummer, die die Vielschichtigkeit von STAHLMANN zeigt bzw. auch wieder darauf hinweist, dass die Band ein ausgeklügeltes Songwriting beherrscht und uns nicht mit Einheitsbrei-Industrial versorgt, sondern jeden Song zu einem besonderen Häppchen macht. Egal, ob es dann ein gruseliger "Alptraum" wird, oder "Dein Gott" - mit kritischen Überlegungen und weiteren harten Tönen - zeigen sie Songs, wo man sich jetzt schon auf die Bühnenpräsenz freut.

Zum Ausklang gibt es die "Supernova": Futuristische, sphärische Klänge führen auf eine Reise in eine andere Dimension und in eine dunkle Welt, die fast schon wieder beim Alptraum angesiedelt ist. Der atmospährisch-düstere Song mit seinen eingängigen Riffs und den gegensätzlichen ruhigen Parts ist vielleicht nicht jedermanns Wahl, um ein Album zu beenden, weil es eben nicht mit Pauken und Granaten aufhört, sondern mit Nachdenklichkeit. Aber das ist auch das Wesen dieses STAHLMANN Albums: Nachdenklichkeit, ruhigere Töne anspielen, Reifen - und nicht nur Industrial pur.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lady Cat (15.06.2017)

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