MR. BIG - Defying Gravity

MR. BIG ist uneingeschränkt und ohne Vorbehalte meine favorisierte Supergroup - 4 Vollblutmusiker, allesamt Virtuosen an ihrem Instrument, die für eine gemeinsame Sache brennen und (welche wie die Vorgängerwerke eindrucksvoll bewiesen haben) noch immer vor Kreativität und Leidenschaft strotzen. An immenser Vorfreude und gewaltigen Erwartungen mangelt es im Vorfeld der Veröffentlichung von „Defying Gravity“ also nicht.

Das eröffnende „Open Your Eyes“ ist der beste Beweis, dass MR. BIG nichts von ihrer Magie verloren haben. Die Band grooved von Beginn an derart charmant, dass jedem Musikfan das Herz aufgeht. Veredelt mit den typischen Gesangharmonien, vollzieht die Band im Mittelteil einen galanten Tempowechsel, der schlussendlich noch mit stilvollem Hochgeschwindigkeitsshredding veredelt wird. Glaubt man den Informationen der Plattenfirma, haben MR BIG das Album in nur 6 Tagen eingespielt, was man angesichts der brillanten Qualität der Musik kaum glauben mag, wer aber mit dem bisherigen Schaffen der einzelnen Musiker vertraut ist, weiß, dass diese Jungs absolut fähig sind, ein überragendes Album in knapp einer Woche einzuspielen. Besonders charmant ist der Umgang mit dem an Parkinson erkrankten Schlagzeuger Pat Torpey, welcher trotz seiner körperlichen Einschränkungen voll in den Entstehungsprozess einbezogen wurde und die Aufnahmen gemeinsam mit seinem Nachfolger Matt Starr bestritten hat. Ein besonders schöner Beweis für den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe ist das Video zu „Everybody Needs A Little Trouble“, in dem beide Schlagwerker simultan den Takt vorgeben.

Handwerklich und kompositorisch ist „Defying Gravity“ eine Lehrstunde wie Hard Rock heute klingen muss. Besonders gelungen finde ich das selbstreflexive „1992“, das sich sowohl inhaltlich als auch musikalisch mit der eigenen Vergangenheit beschäftigt. Der Hardrock 2017 ist ein guter Jahrgang, auf DEEP PURPLEs „inFinite“ folgt das nächste Highlight in Form von „Defying Gravity“, das sich seinem direkten Vorgänger „…The Stories We Could Tell“ aber knapp geschlagen geben muss.