DRAUPNIR - Taruja

Artikel-Bild
VÖ: 17.12.2016
Bandinfo: DRAUPNIR
Genre: Folk Metal
Label: Eigenproduktion
Lineup  |  Trackliste

Es waren einmal vor langer Zeit im schönen Land Nordrhein-Westfalen, da begab es es sich, dass 2008 begann' die Mühlen der Musik zu mahlen. Aus blüh'nden Städchen Münster da, beschlossen fünf der Barden, dass die Zeit jetzt reif für Metal nun wär, wär's nicht der Leute Schaden. Wohin des Weges war schnell klar: Folk Metal, wie wunderbar!

"Doch weh, doch ach, wie solln' wirs tun? Dass die Leut' uns feiern und nicht nur buhn? Der Stil ist heut' schon sehr gereift, was besond'res im Klang, das wär's vielleicht?"

"Nun denn", so dachten die Musiker nun, "Was könnte dem Zwecke zugute was tun?"

"Hört da!" schon riefen sie alle zugleich, "hört da diese Stimme, fast engelsgleich!"

"Und was ist's, was Fräulein da mit sich führt? Was' das, woher dieser Klang sich rührt? Dies' seltsame Ding, aus Holz es geformt ... eine Blockflöte das ist!" schnell braingestormt.

"Das ist es, dies' Ding, das führt uns zum Ziel! Holde Frau, komm!" und Beifall fiel.

So kam Katharina zum Musikerbund, noch im selben Jahr dieses Treffen stattfund. Ein Name musste für die Bande noch her. Die nannten sich DRAUPNIR, bittesehr! Wovon sie heut singen, das fragt ihr mich? Von Helden und Lebenslust, selbstverständlich! Nicht immer leicht dies' Unterfangen war, eine Weile die Band doch pausierte sogar. Doch 2016, da war es soweit, DRAUPNIR war für den Angriff bereit. Mit neuer Besetzung, mit Keyboard im Pack, war ein Album geschaffen, das ging ja zack-zack! Das Album, "Taruja" so wurd' es genannt, verband Härte und Süße, klingt das nicht markant? Aus Allem was bis jetzt ward produziert, Verschiedenes findet man drauf, raffiniert. Doch könnte der Plan doch noch scheitern, wer weiß? Vielleicht sehn die andern' hier schwarz, und nicht weiß? An mir ist's nun, über "Taruja" zu richten, doch dafür muss ich mal aufhörn' zu dichten.

Um jetzt aber einmal ohne Reime tatsächlich ein paar Wort über "Taruja" zu verlieren ... nun ja, wo soll man da anfangen? Das Album könnte als solches fast als Sammelwerk zu dem gesehen werden, was die Band seit ihrer Gründung bis Ende 2016 geleistet hat. Hier scheint alles vertreten zu sein, von den schüchternen Anfängen von DRAUPNIR  bis zu neuen, frisch geschriebenen Songs, etwas, was man den Liedern wirklich anmerken kann, sowohl in Sachen Instrumental, als auch, wenn man einen Blick auf Vocals und Lyrics wirft.
Um mit dem Instrumental anzufangen, so ist dieses bei den ersten und scheinbar älteren Songs des Albums ("Irrlicht" oder "Blutmond"), abgesehen von den immer wieder vorkommenden Blockflötenpassagen, relativ einfach gestrickt. Es herrscht wenig abwechslungsreiches, gemächliches, aber doch rhythmischen Chordplay vor, das zeitweise von schroffen Rhythmuswechseln unterbrochen wird. Die tatsächliche Melodie wird fast ausschließlich durch das Blockflötenspiel vorgegeben, was der Musik der Band eine gewissen Eigenständigkeit gibt, ähnlich, wie es auch die Nutzung des Akkordeons bei FINSTERFORST tut, zu denen auch weitere Parallelen gezogen werden können. Man merkt deutlich, bei welchen Songs sich die Musiker hinter dem Namen DRAUPNIR noch in der Anfangsphase befanden und für einige Dinge schlichtweg noch die Erfahrung fehlte, auch lassen sich die in der Geschiche der Band vorgenommenen Besetzungswechsel nicht leugnen. Demensprechend sind auch die ersten und vermeintlich älteren Songs auf "Taruja" diejenigen, die nicht den besten Eindruck hinterlassen und dazu führen könnten, dass einige der Band schnell wieder der Rücken zuwenden.
Interessanterweise verschwinden derartige Probleme mit dem Voranschreiten des Albums aber immer mehr, was vor allem bei Songs wie "Die Nibelungen" und "Winterlied" merklich ist. Fast so, also würde mit jedem Song des Albums die Erfahrung der Musiker weiter wachsen und damit die Komplexität und allgemein auch die Qualität der Songs. Plötzlich wird alles wilder und wirkt viel weniger gezwungen, die Musiker scheinen aus sich herauszukommen und sich auch an komplexere Sonstrukturen zu wagen, ohne den Hörer mit zu vielen, teils halbherzigen Rhythmuswechseln aus der Bahn zu werfen. Das nennt man Fortschritt! Fortschritt, der die zweite Hälfte des Albums gegen die zugegeben nur sehr mäßig starke erste Hälfte um einiges besser dastehen lässt.

Ganz ähnlich verhält es sich auch bei der Darbietung und auch der Qualität der Lyrics, auch wenn sich die augenscheinliche Entwicklung der Band hier nicht so stark auswirkt, wie sie das bei den instrumentalen Leistungen tut. Durch das ganze Album zieht sich hier ein recht eindeutiges Schema, was die Darbietung der Texte angeht. Einerseits verlässt man sich auf harte, richtiggehend raue Growls, denen zum Kontrast Soprangesang entgegengesetzt wurde, der nicht schlecht an den Stil von Leuten wie TARJA TURUNEN erinnert. Schön, aber in zu großen Dosen hier auch etwas befremdlich. Obgleich sich an diesen regelrechten Arien relativ wenig aussetzen lässt, sieht man davon ab, dass sich viele Passagen nach öfterem Durchhören zu ähneln beginnen, so ist der gutturale Gesang ein anderes Thema. Das "Growlen" des Sängers lässt sich - zumindest vom Klang her - mit dem vergleichen, was man auf Alben von SKÁLMÖLD zu hören bekommt, jedoch auch hier wieder wesentlich weniger ausgereift, speziell was die Rhythmik betfrifft. Während beim isländischen Soll-Beispiel regelrecht an dichterische Verskunst zu denken ist, so lässt sich hier, wieder vor allem bei den ersten Songs des Albums, wie "Die Jagd" oder "Irrlicht", wesentlich weniger Feingefühl bei der Darbietung erkennen, was aber zumindest teilweise durch die Klargesangspassagen ausgeglichen werden kann. Gut ist es dennoch nicht. Überraschenderweise wird auch das mit dem Voranschreiten des Album wesentlich besser, alles wird rhythmischer und fügt sich viel eher in ein angenehm zu hörendes "Konzert im Walde" zusammen. Trotzdem sollte auch hier gesagt werden, dass dieser Fortschritt weit nicht so groß ausfällt wie bei den instrumentalen Leistungen. Löblich zu erwähnen ist hier auch die Änderung der Lyrics, die bei Liedern wie "Blutmond" noch sehr gewollt kryptisch klingen und bei diesem Beispiel teils durch fragwürdige Artikulierung negativ punkten, sich später aber wesentlich bessern und auch so etwas wie einen "eigenen Charme" entwickeln.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass "Taruja" eine wirklich schöne Bestandsaufnahme des Fortschritts einer jungen Band ist. Während vor allem die ersten Songs des Albums nicht wirklich überzeugen können, so steigert sich die Qualität der Lieder mit jedem Song um ein gewisses Maß, bis man mit "Winterlied" schließlich das Highlight des Albums und einen zu großen Teilen wirklich guten Song vor sich hat. Es ist tatsächlich eine Freude zu hören, wie sich das Album mit jedem Song ein Stück weit verbessert und sich immer weiter mausert. Ohne Makel ist das Album zwar noch lange nicht, doch ist es auch nur menschlich, dass man etwas Zeit braucht, seinen eigenen Stil zu perfektionieren. Zweifellos zu sagen ist, dass die Band in der jetzigen Konstellation aber immer noch in den Kinderschuhen steckt und es noch ein weiter Weg nach oben ist. Genauso zweifellos kann man aber auch sagen, dass man sich hier auf dem richtigen Weg befindet!



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Daniel Csencsics (05.08.2017)

ANZEIGE
ANZEIGE