A FEAST FOR CROWS - A chapter unwritten

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VÖ: 00.00.2017
Bandinfo: A FEAST FOR CROWS
Genre: Modern Metal
Label: Imperishable Recordings
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Lineup  |  Trackliste

A FEAST FOR CROWS aus dem schönen München haben mit „A Chapter Unwritten“ ihr erstes Album veröffentlicht und beweisen leider, dass Underground nicht immer besser ist, besonders dann nicht, wenn es Stangenware imitiert. Abgesehen von der durchweg sehr guten Produktion wartet das Debüt der Modern Metal Newcomer nämlich vor allem mit einem auf: Einer ganzen Reihe an Problemen.

Zunächst das größte Manko: Wenn dein Album 15 Songs mit durchschnittlich drei bis fünf Minuten Spieldauer hat, dann sollte dein Sound auch abwechslungsreich genug sein, um über 54 Minuten unterhalten zu können. Das ist eine Länge, an die sich nicht einmal so manche Progressive-Band wagt. Um es an dieser Stelle nicht so zu machen wie A FEAST FOR CROWS, also Dinge unnötig in die Länge zu ziehen, werde ich nicht Song für Song durchgehen, sondern mich auf die guten und auf die nicht so guten Aspekte des Albums beschränken.

Was ich an „A Chapter Unwritten“ wirklich mag, sind beispielsweise die drei instrumentalen Interludes, die das Album in regelmäßigen Abständen unterbrechen und ihm eine gewisse Struktur geben. „Prologue“, „For(n)ever“ und „Epilogue“ sind jeweils sehr atmosphärisch, unglaublich fett produziert und schaffen es effektiv, Spannung aufzubauen. Aber genau da liegt ein weiteres Problem: Nachdem zum Beispiel die letzten Klänge von „Prologue“ verklingen und die Spannung ins Unermessliche gestiegen ist, kann „Endless Devour“ nicht an die Erwartungshaltung heranreichen. Der Start des Songs, sowohl die Screams als auch der instrumentale Part, gefallen hier zwar noch sehr gut, aber was dann passiert, ist mir vollkommen unverständlich. Ich habe höchsten Respekt vor jeder Newcomer-Band, die sich mit Cleangesängen ans Mikro wagt, aber was hier abgeliefert wird, kann man leider nur noch als unpassend und fast peinlich abstempeln. Viel schlimmer als die Cleans, die man noch als musikalisches Experiment verschmerzen könnte, sind allerdings die elektronischen Einlagen. Wer zum Teufel kam auf die Idee, die Möglichkeiten einer derart guten Produktion und musikalischem Können im Metalcore-Bereich, das immer wieder durchkommt, mit einer billigen Kopie von TO THE RATS AND WOLVES oder schlimmer zu verschandeln? Um das klarzustellen, hier geht es nicht nur um „Endless Devour“, sondern um das gesamte Album. Besonders die ersten Sekunden mehrerer Songs zeigen, welches Potential hier einfach verschenkt wurde: „Hail Mary“, „Waste & Filth“, „Cromwell 25“, „The Reckoning“ und „The Tale (A Chapter Unwritten)“ sind nur einige Beispiele, in denen A FEAST FOR CROWS zeigen, dass sie eigentlich erstklassigen Metalcore spielen könnten, sich aber aus unerfindlichen Gründen für halbgaren Electro-Core entscheiden, der im besten Fall noch langweilt.

Es tut mir in der Seele weh, Newcomer mit Potential so harsch zu kritisieren, aber A FEAST FOR CROWS schießen einfach meilenweit am Ziel vorbei. Man versucht auf „A Chapter Unwritten“ einfach, zu viele Lager zu bedienen, sodass im Endeffekt jede Qualität auf der Strecke bleibt. Die Stärken der Münchener sind meiner Meinung nach Atmosphäre, Sound und Riffing. Würde die Band mich um Rat fragen, würde ich vorschlagen, mich von den billigen Electro-Einlagen zu trennen und mich stattdessen auf traditionellen Metalcore im Stil von CALL US FORGOTTEN oder MISS MAY I zu fokussieren. Das Potential für ein absolutes Bombenrelease in diesem Genre wäre nämlich mehr als vorhanden.



Bewertung: 1.5 / 5.0
Autor: Lucas Prieske (25.07.2017)

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