MANNTRA - Meridian

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VÖ: 11.08.2017
Bandinfo: MANNTRA
Genre: Folk Rock
Label: Bleeding Nose Records
Lineup  |  Trackliste

Wenn man in unseren Breitengraden an Kroatien denkt, so kommen den meisten wohl als Erstes die Adria, eine komplett fremde Sprache und dem ein oder anderen vielleicht auch die Originaldrehplätze von Game Of Thrones in Dubrovnik in den Kopf. Tatsächlich verbirgt sich in dem seit jeher beliebten Urlaubsziel doch auch wesentlich mehr als nur eine große Ansammlung an Hotelresorts und Einkaufsboulevards, bei denen man alles kaufen kann von Hier bis Dort. Was, fragt ihr? Nun, Kroatien ist eine Region mit einer ganz eigenen, besonderen Kultur, in der (wie könnte es anders denn sein?) auch die Musik ihren festen Platz hat. Hier lässt einen an warmen Sommernächten am Strand, umgeben von Möwen und mediterranem Wein, der Klang der feurigen Tamburicagruppen noch regelrecht dahinschmelzen und in die Welt und Mentalität des Balkan eintauchen. Leidenschaft, Feuer, Liebe zur Musik. Wer schon einmal einen längeren Aufenthalt in dem Land genießen durfte, der weiß, wovon ich spreche und wird sich gewiss nach einiger Zeit, wie so viele andere auch, nach dem sehnen, was das Land zu bieten hat. Für diese Art Kulturschatz muss man seit 2012 nun nicht einmal mehr diese lange Reise in den Süden aufnehmen, im Gegenteil, ein paar junge Musiker sind sogar so nett und bringen das Feuer des Südens zu uns! Aus der Feder von MANNTRA gibt es nun seit kurzer Zeit die nächste frische Portion Folk Rock für zuhause, unter dem Namen "Meridian", importiert direkt aus den Umag, Rijeka und Zagreb. Hier darf man durchaus auf Großes hoffen, haben sie doch schon Riesen des Genres sowohl von sich selbst als auch von ihrer Musik überzeugen können, letzteres sogar so sehr, dass sich der enge Freund der jungen Kroaten, der altehrwürdige Michael Rhein (seines Zeichens Sänger bei IN EXTREMO) für den Titelsong des Albums als Sänger engagieren ließ. Das alles dann noch vermischt mit dem ein oder anderen, ich nenne es mal "moderneren Twist"? Da kann ein letzter, spätsommerlicher Strandurlaub für die Ohren doch gerne kommen! Jetzt muss man nur noch darauf hoffen, dass es den Trip an den Balkan nicht durch irgendwelche adriatisch-musikalischen Bauchflecke verregnet und man enttäuscht wieder nach Hause reisen muss.

Nun, gleich zu Anfang sollte man sagen, nein, der Urlaub für die Ohren fällt in keinster Weise ins Wasser, er ist viel eher wie ein routiniertes Ereignis, auf das man sich jedes Jahr wieder freuen kann. Was das nun im Klartext heißt? Prinzipiell nichts anderes, als dass die jungen Durchstarter aus Kroatien durchaus wissen, was sie mit ihrer Musik erschaffen wollen und dies auch relativ gut in die Tat umsetzen. Den Hörer erwarten hier rund 40 Minuten nicht allzu kompliziert gestricketer, aber durchaus stimmiger Folk Rock, der vor Allem durch leichte Hörbarkeit besticht. Die Gitarrenarbeit hier ist nicht das, was man als "außergewöhnlich" oder "revolutionär" bezeichnen könnte, doch ist das, was man geboten kriegt, vollkommen in Ordnung. Quasi eine angenehme Untermalung dessen, was die Zielgruppe eines solchen Albums wohl ohnehin viel eher interessiert: Der eingebrachte Folk straight outta Zagreb. Dieser ist nämlich im Gegensatz zur Gitarrenarbeit überraschend abwechslungsreich und deckt eine große Bandbreite der Instrumentallandschaft des Balkans ab. Mandolinen, Akkordeons, ab und an sind auch vereinzelte Bagpipes zu hören. Vermischt man das dann noch mit den relativ oft vorkommenden Passagen, bei denen auch bei der Gitarre schnell Strom und Stecker gezogen werden, so ergibt sich daraus eine realtiv dichte, wenn auch nicht erdrückende Athmosphäre, die auch in sich weiß, einiges an Variation zu bieten. Während der Song "Meridian" beispielsweise noch einer sonnigen Schiffsfahrt auf der Adria gleicht, so ähnelt "Kornati" dagegen schon viel eher einem stürmenden Regentag, der das Meer aufwühlt und die finstere Seite der See zeigt. Zusätzlich dazu versucht die Band auch, etwas Moderne in dieses Konzept zu bringen und verbindet ihre Musik immer wieder mit Klängen aus dem Synthesizer. Während das nach einer interessanten Idee klingen mag, ist es an vielen Stellen aber leider eher ein Stimmungskiller, der einen zwar aufhorchen lässt, aber über die meiste Zeit des Einsatzes eher out of place wirkt.

Wirft man nun einen Blick auf die gesangliche Untermalung von "Meridian", so ist hierbei vor Allem die Stimmfarbe von Sänger Marko Matijević Sekul hervorzuheben. Durch die markante, basslastige Stimme, die den ein oder anderen auch an Tomi Meglič von SIDDHARTA erinnern könnte, erhalten die Songs auf dem Album allesamt einen sehr "rohen" und "rauen" Sound zugemischt, der dem sonst über große Teile eher soft ausgefallenen Instrumental eine angenehme Härte verleiht. Auch die beispielsweise auf "Divojko" vorkommenden, folkigen Frauenchöre tun dem nichts ab. An sich ist der Gesang aber, sieht man ihn jetzt von einer technischen Seite, auch nichts allzu Außergewöhnliches, er ist für die Stimmung des Albums allerdings mehr als dienlich. Zu erwähnen wäre hierbei noch einmal der Song "Meridian", bei dem Michael Rhein es sich nicht nehmen lassen konnte, bei einem kleinen aber durchaus sehr feinen Duett mitzumischen. Fein deswegen, weil durch die einzigartige Harmonie der beiden Sänger nochmal ein Hauch Epik in den musikalischen Mix einfließt, der dem Song sichtlich gut tut und ihn wohl auch zum Highlight des Albums macht.

Schlussendlich erwartet den Hörer mit "Meridian" ein zwar sehr routiniert klingendes, aber durch die außergewöhnliche Auswahl an eingesetzten Instrumenten doch interessantes Album, mit dem wohl jeder Folk-Enthusiast seine Freude haben dürfte. Die Songs sind nicht zu kompliziert gestrickt, gut hörbar und haben meistens auch einen Hang dazu, Ohrwürmer zu werden, die einen eine ganze Weile lang verfolgen können. Sofern einen das nicht abschreckt darf man hier ruhig einmal reinhören, wer eine andere Seite des Folk Rocks erleben will, fernab von Nordmannen und Mittelalter, der ist hier eindeutig richtig!

 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Daniel Csencsics (27.08.2017)

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