ARCH ENEMY - Will To Power

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VÖ: 08.09.2017
Bandinfo: ARCH ENEMY
Genre: Melodic Death Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

„Will To Power“ markiert den zweiten Streich der relaunchten ARCH ENEMY. Der Erstling mit der mikrophonschwingenden Amazone Alissa White-Gluz diente dem Bestreben, die blau gefärbte Frontfrau zu positionieren und die verjüngte Truppe wieder ganz vorne im zeitgemäßen Metalbusiness zu etablieren. Abgelenkt durch die Livepräsenz des Fünfers (und dem inzwischen veröffentlichten Livealbum) fiel kaum auf, dass seit „War Eternal“ (das etwa mit "As The Pages Burn" und dem überragenden Titeltrack Neo-Kracher etablierte) ziemlich genau drei Jahre ins Land gezogen waren. Höchste Zeit also für Studioalbum Nr. 10, das in Kürze auch ausgiebig betourt werden wird. Als Vorboten wurden "The World Is Yours" und das hymnische "The Eagle Flies Alone" ins Rennen geschickt, die verdeutlichten, dass sich die internationale Truppe nicht vom eingeschlagenen Stil und Erfolgskonzept entfernen sollte. Warum auch? Zudem sei der Band auch zugestanden, das Bandgefüge mit der neu integrierten Sängerin – fußend auf dem mit dem Vorgänger gegossenen, sicheren Fundament -  zu verfestigen und gemeinsam an Erfahrung zu gewinnen. Dieses Zusammenwachsen manifestiert sich nun im markig betitelten neuen Dreher, der dem großen Erwartungsdruck standhält.

Abseits der vergleichsweise konventionellen Vorabtracks, welche die Fans sogleich in die ARCH ENEMY-Komfortzone überführen und dank der melodischen Leads hoffnungsfroh-positive Vibes verbreiten, zeigt sich die US-Kanada-Schweden-Truppe nicht nur gefestigter und gereifter, sondern überrascht mit vielschichtigeren, ausgefeilteren Arrangements und einem kongenialen Zusammenspiel zweier Ausnahmegitarristen (Amott/Loomis), die zu einer effizienten Einheit verschmelzen und mit kernigen Riffsalven, harmonischen Leads und tollen Soli aufwarten, statt sich in kindischen Ego-Clashs zu vergehen und das Projekt zu schwächen. Vorerst geht´s aber mit dem rabiaten Kracher „The Race“ zu Sache. Schnell und hart dröhnt der Opener nach dem (sehr geilen) Instrumental-Intro aus der Anlage, während die ruhig beginnende Powerballade „Reason To Believe“ mit Klargesang verblüfft. Das flirrende und verspieltere „Dreams Of Retribution“ wartet mit Spinett-Klängen auf, der Rausschmeißer „A Fight I Must Win“ schlägt epischere Töne an, während das konventionelle „My Shadow And I“ amtlich sägt und marschiert.

„Will To Power“ ist ein 50minütiges High Energy-Kraftpaket, das seine Fühler unter der Ägide von Song-Chef Michael Amott in alle möglichen Musikrichtungen ausstrecken läßt und neben klassischen Metal-Vibes etwa Thrash/Punk- (Opener) oder Klassikeinflüsse (Solo des melodiösen „Blood In The Water“) integriert. Zwar ist das kräftige Blau am Haupte der Kanadierin etwas verblaßt, musikalisch röhrt die Powerfrau dafür immer noch mächtig angepißt, nachzuhören etwa auf dem zwingenden „Murder Scene“, auf dem sich auch die Axtfraktion einmal mehr ansprechend austoben kann oder dem grimmigen „First Day In Hell“. „Will To Power“ ist trotz aller Gewöhnungseffekte und Routinen der erwartet gelungene, moderne Melodic/Aggro-Hybrid, der die 2014 neu kalibrierte Band in einer konsolidierten und äußerst vitalen Verfassung zeigt und mit gereifterem Material und überragendem Gitarrenspiel überrascht. So wollen die Fans der blauen, blökenden Amazone und ihrer „Who-Is-Who-In-Metal“-Gefolgschaft ihren Metal. Kraftstrotzend und wutentbrannt geht die Truppe zu Werke und brilliert mit musikalischem Können und einem entwicklungstechnisch logischen, tollen „War Eternal“-Nachfolger! Der nächste Schritt in der Evolutionsstufe dürften wohl noch variablere Vocals von Alissa sein.




Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Thomas Patsch (06.09.2017)

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