ARCKANUM - Den förstfödde

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VÖ: 29.09.2017
Bandinfo: ARCKANUM
Genre: Black Metal
Label: Folter Records
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Lineup  |  Trackliste

Es gibt wenige Interpreten, bei denen man eine so klare qualitative Trennlinie in der Diskografie ziehen kann, wie das bei ARCKANUM aus Schweden der Fall ist. Viele werden sich einig sein, dass die "ersten" fünf Alben von Shamaatae allesamt meisterhafte Vorführungen mystischen Black Metals sind, denen die Dreifaltigkeit aus "Sviga læ", "Helvítismyrkr" und "Fenris kindir" nicht mal ansatzweise etwas entgegenzusetzen hatte. Die eigenwillige Dynamik ausgebremst und die unverkennbare Atmosphäre überwiegend erloschen, ist dem Ein-Mann-Projekt aus Mora nach dem sensationellen "ÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞ" schlichtweg die Magie, die Besonderheit, verloren gegegangen, deren Wiedererwachen ich mir auf "Den förstfödde", dem wohl letzten Album von ARCKANUM, ersehnt habe.

Das wiederum wird aber ein für alle Zeit unerfüllter Wunschtraum bleiben, denn dem konklusiven Output fehlt es an noch weitaus elementareren Bestandteilen als das bei seinen drei bestenfalls knapp überdurchschnittlichen Sukzessoren der Fall war. Die gute Dreiviertelstunde von "Den förstfödde" fühlt sich rasch wie die halbe Unendlichkeit an, wenn alleine schon das Intro an der Zehn-Minuten-Marke schürft und sich dabei lediglich aus Meeresrauschen, dämonischen Spoken Words und undefinierbarem Saitenrauschen zusammenfügt. Dass sich dann mit "Nedom etterböljorna" aber noch mal vier Minuten voll noch schwerer zu identifizierender Fragmente dazuschummeln, ist für den Außenstehenden nur schwer zu begreifen und so sollte man schleunigst den bestmöglichen Archäologen auskundschaften und anschließend engangieren, wird dann letztlich aber doch entmutigt konstatieren müssen, dass selbst dieser fürchterlich große Mühe und eher mäßigen Erfolg bei der Rekonstruktion dieser Bruchstücke haben wird.

Immerhin: in "Likt utgårds himmel" gibt es dann nach dem sich ewig ziehenden Geplätscher auch mal vollwertige Musik mit ganz brauchbaren Harmonien aus irgendeiner schummrigen Grotte, die im Ansatz von vergangenen ARCKANUM-Heldentaten künden, unglücklicherweise aber von "Ofjättrad" abgelöst werden, das sich nach viel Leerlauf erst gegen Ende dazu entschließt, sein unsägliches Instrumentalgerumpel ad acta zu legen (interessanterweise ist dafür ausgerechnet ein Gast, Set Teitan, zuständig) und dadurch zunächst das Momentum fahrlässig verheizt. Nicht selten stelle ich mir die Frage: "Was ist eigentlich in Shamaatae gefahren?" Oder die: "Dachte der Mann wirklich, dass das Format hat?" Und die Fragezeichen häufen sich munter an, wenn mit "Ginnmors drott" bereits das nächste Zwischenspiel in der Warteschlange freudig mit seinem frisch gezogenen Zettelchen und der dieses Mal darauf vermerkten Vier wedelt. Tatsächlich bringt es "Den förstfödde" bei acht Stücken auf sage und schreibe vier solcher weitestgehend zielloser Kuriositäten (zieht man den spärlichen Gesang in "Ofjättrad" mal großzügig ab), die nicht nur ordentlich Spielzeit verschlingen, sondern auch wenig Mehrwert beinhalten. Da nützt es dem Schöpfer und dem Endverbraucher letzten Endes auch herzlich wenig, wenn sich zum Abschluss mit "Låt fjalarr gala", "Du grymme smed" und dem etwas zu langatmigen "Kittelns beska" noch drei einigermaßen passable Songs anschicken, ein halbwegs versöhnliches Finale zu veranstalten. 

Dennoch mutet "Den förstfödde" überwiegend uninspiriert an und ist in erster Linie eine gute Veranschaulichung dafür, dass es wirklich allerhöchste Zeit ist, ARCKANUM und das gesamte Vermächtnis hinter diesem Namen mit Würde der Grablegung entgegenzutragen, solange man noch die Chance dazu hat. Damit verliert der schwedische Black Metal zwar eines seiner prägendsten und oftmals etwas zu stark unterschätzten Projekte, aber zum Wohle des eigenen Schaffens war diese doch drastische Zäsur die richtige Entscheidung von Shamaatae, der damit gerade noch rechtzeitig verhindert, dass man später die Mär von ARCKANUM und dem biederen Schwarzmetall-Gerumpel fortspinnt und stattdessen Klassiker wie "Kostogher" oder auch "Kampen" lobpriesen werden, weil diese in letzter Konsequenz dann doch noch in der Überzahl geblieben sind. 



Bewertung: 2.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (06.10.2017)

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