BLUT AUS NORD - Deus Salutis Mae

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VÖ: 28.10.2017
Bandinfo: BLUT AUS NORD
Genre: Experimental Metal
Label: Debemur Morti Productions
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Ach ja, Frankreich. Land der Schlösser und Künstler, der Literatur, der Malerei, der Musik. Ach ja, Musik. BLUT AUS NORD regen sich wieder einmal und hauen uns erneut in die Fresse. Mit Anlauf. Und weitem Ausholen. So etwas kann nur aus dem Land kommen, das einen Film wie "Martyrs" produziert hat.

"Deus Slutis Mae", "Gott meiner Erlösung" steht auf dem Marquee des neuen Albums der Franzosen. Gut, des Franzosen eigentlich. Im Endeffekt handelt es sich nur mehr um Faktotum Vindsval und Session-Sänger Taysiah (auch schon am 2003-er Silikat "The Work Which Transforms God" dabei). Vindsval macht alles und was er macht ist wie schon auf der vorletzten Scheibe (die wie in einem Fiebertraum von mir reviewte "777 - Cosmosophy") höchst merkwürdig und längst schon verstörend. Das schwarzmetallische "Memoria Vetusta III (Saturnian Poetry)" scheint wie vom Tisch gewischt.

Mit Black Metal hat das schon lange nichts mehr zu tun, das dürfte mittlerweile jeder Interessierte wissen. Es wird dadurch aber nicht weniger hart. Auch wenn, wie zum Beispiel bei "Apostasis", durchaus schwarze Gitarren ihr fröstelndes Haupt hervorrecken, bleibt immer das industrielle Fundament und die wirklich argen artifiziellen Sounds die immer öfter einer mit 41,9 Grad Fieber durchlittenen Nacht gleichen. Oder einem Aufenthalt in einer französisichen, oder zumindest unter französischer Herrschaft stehenden Opiumhöhle.

Das Ding kommt aus der Hölle, da bin ich mir sicher. Von Alchemie ist die Rede, von Grausamkeit. Ganz wenig Schwarz wird aufgefahren, Doom der dreckigsten Sorte, vermengt mit kirchlich anmutenden, wohl blasphemischen Chants. Death Metal auf umgewidmeten Industrieland. Ein ungemein schmutziges, aggressives, brachiales Werk, welches aber trotz der Adjektive in keines der naheliegenden Genres passt.

Das ist Plastic from Hell, ein auf Polycarbonat oder Vinyl getackerter Albdruck. Der Gehörnte hält Siechenwache am Bett des Dahinscheidenden und hört dabei Musik. BLUT AUS NORD sind erneut so weit entfernt von jedem bekannten Genre, dass man sie nur mehr als eigene Schublade betrachten kann. BLUT AUS NORD machen ihre Musik und Vindsval ist BLUT AUS NORD. Er beschwört auf Altgriechisch und Latein die Lithurgie des Leibhaftigen. Und lächelt mitleidig in Richtung derer, die meinen, dass der Count oder der Osloer Postler noch immer der Maßstab der Dinge sind. Analoge Drums und YouTube-Videos aus Frankreich sind vorgestern. 

Das hier ist wahrhaftig!

"Deus Slutis Mae" erlöst hier genau niemanden. Das ist ein Werk, nach dessen Genuss man sich erst einmal duschen muss, nur um es dann sicherheitshalber noch einmal zu hören. Hypnotische Halluzinationen, ein Zirkelschluss from Hell, besser kann ich es nicht beschreiben.

Ein völlig eigenständiges Werk dunkelschwarzen Musikschaffens. Möge Vindsval uns noch lange erhalten bleiben. Meisterhaft aber wirklich nicht für die Dauerrotation im Autoghettoblaster bestimmt.

 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (23.10.2017)

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