THE TIP - Sailor's Grave

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VÖ: 29.09.2017
Bandinfo: THE TIP
Genre: Rock
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Obacht, AEROSMITH! Jemand sägt an eurem Sleaze Rock’n Roll-Sessel. So möchte man meinen, wenn man die ersten Klänge von THE TIP hört, einem relativ frisch 2014 gegründeten Quartett aus Nashville, Tennessee. Denn die Stimme, oh diese Stimme… Frontmann Benny Carl hat in seinem Organ fast schon genauso viel Rotz und Attitude wie Steven Tyler (und ich wette er kann es inzwischen nicht mehr hören). Aber macht diese Tatsache THE TIP lediglich zu einer AEROSMITH Tribute Band oder können sie mit ihrem inzwischen zweiten Album „Sailor’s Grave“ ihren eigenen Sound behaupten? „Strutting“, der eröffnende Track kippt auf jeden Fall schon mal in Richtung „Spandex und Laufsteg“, malt er doch mit Lyrics und Sound das Cliché des typischen Glam Metalers. Strukturell einfach gehalten, besticht er doch mit Benny Carls schneidiger Harmonika, mit der er übers ganze Album hinweg nicht geizt, und einer Hook Line, die sich auf Dauerschleife im Ohr festsetzt. Was diesem Song folgt ist eine Mischung aus Sleaze, Glam, Blues und Rock’n Roll; sogar ein Hauch Metal/Punk ist dabei. „Rock’n Roll Heaven“ z.B. könnte auch aus der Feder von GUNS’N ROSES stammen, klingt doch irgendwie ein bisschen „Welcome To The Jungle“ zwischen den Riffs hervor. „Ain’t Faking It“ hat den stampfenden und mitreißenden Beat einer typischen 70er Glam Rock Nummer. „Can Yo Smell The Money“ ist schnörkelloser Rock’n Roll, gekrönt mit einem gekonnten Gitarrensolo (Ricky Dover Jr.kniet sich rein.). Bei  „Corner Bag Blues“ ist der Name sowieso Programm. Eine großartige Nummer, die einen mit Hilfe von lässigen Piano- und Harmonikasounds mehr oder weniger in eine verrauchte Blues Bar transportiert. Und der Metal bzw. Punk? Nun, „Whiskey Coke“ könnte (oder ist es sogar?) eine Hommage an Lemmy bzw. MOTÖRHEAD sein. Abgeschlossen wird diese wilde Achterbahnfahrt vom Titeltrack „Sailor’s Grave“, der sich überraschenderweise komplett vom Rest des Albums abhebt.  Also, schnallt den Papagei auf die Schulter, stülpt die Augenklappe über und „Hoch die Tassen!“. Pirat-iger kann ein Song nicht sein. Am Ende darf noch einmal ordentlich geschunkelt werden.

Und? Sind THE TIP jetzt eher die vorher erwähnte Tribute Band? Ich denke nicht, denn sie strahlen mit ihrem Mix, der sich stilmäßig durch gefühlte vier Jahrzehnte zieht, ihre ganz eigene Energie aus. Hin und wieder fragt man sich, ob sie ihre Lyrics mit einem gewissen Augenzwinkern verfassen, aber dann denkt man sich wieder „Egal! Muss so…“.

THE TIP: bisher ein Geheimtipp, der sich in Europa gerne das geheime nehmen lassen kann.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Betti Stewart (15.10.2017)

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