ELVENKING - Secrets Of The Magick Grimoire

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VÖ: 10.11.2017
Bandinfo: ELVENKING
Genre: Folk Metal
Label: AFM Records
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Lineup  |  Trackliste

Wenn ein Album beginnt, als ob Tuomas Holopainen eine seiner typischen NIGHTWISH-Nummern vom Stapel lässt, um eine knappe Minute später in einen klassischen, an HELLOWEEN erinnernden Melodic Metal-Riff zu münden, um zu guter Letzt im bereits bekannten, italienisch angehauchten Englisch von Fronter Damnagoras einen epischen Opener zu kreieren, dann können eigentlich nur die sympathischen Jungs von ELVENKING erneut am Werk sein. Und genau so ist es auch - und diese Referenzen sind in diesem Fall überhaupt nicht negativ gemeint. Ganz im Gegenteil: Das ist das Markenzeichen dieser durchaus langlebigen Band. Sie machen aus bekannten Trademarks ihr ganz eigenes Ding - und das funktioniert.

Über dreieinhalb Jahre hat es gedauert, bis sich der Italo-Fünfer wieder dazu durchgerungen hat, ein neues Album auf den Markt zu werfen, das überdies noch auf den kryptischen Titel "Secrets Of The Magick Grimoire" hört. Nach den letzten wirklich starken Outputs (vor allem das 2010er "Red Silent Tides" hat es mir nachwievor angetan und auch "Era" und "The Pagan Manifesto" waren Ausrufezeichen in diesem von durchschnittlichen Bands überlaufenen Subgenre) knüpfen ELVENKING genau dort an, wo sie 2014 aufgehört haben. Mit dem treibenden Live-Mitschnitt "The Night Of Nights", das quasi ein Best Of in Live-Ausführung darstellte, wurde die lange Wartezeit für die eingefleischten Fans ein wenig verkürzt, jetzt geht's aber mit neuem Material weiter.

Und das kann sich - wie gesagt - wirklich hören lassen. Der oben beschriebene Opener "Invoking The Woodland Spirit" versucht alle stilistischen Elemente der Band gleich mal zu Beginn zusammenzufassen. Treibende, symphonische Riffs, hin und wieder ein Growl, epische Pianomelodien, eunuchenhafte, mitsingtaugliche Vocals und so weiter. Das sind ELVENKING, wie wir sie kennen und lieben. Songs wie "Draugen's Maelstrom", der mit einem unwiderstehlichen Gröl-Chorus um die Ecke kommt, oder "The One We Shall Follow", der wiederum auf einen stakkatoartig aufgebauten Medieval-Melodiebogen setzt und alte Minne-Elemente im Rock-Gewand aufleben lässt, wissen auf ganzer Länge zu überzeugen. Sie zeigen, dass ELVENKING einen erneuten Schritt nach vorne gesetzt haben. Sowohl hinsichtlich des Songwritings, aber auch in punkto Variantenreichtum und druckvoller Produktion. Beim Mastering des bei AFM erscheinenden "Secrets Of The Magick Grimoire" haben die Verantwortlichen diesmal wirklich alles richtig gemacht. Eine ausgewogene Mischung aus bratenden Gitarren und filigranen Instrumental-Geschichten (Violinen etc.) und über alldem liegt die - ja, immer noch gewöhnungsbedürftige, aber mittlerweile auch sehr gereifte - Stimme von Damnagoras. 

In dieser Spielart geht es dann auch weiter. Überhaupt drückt "Secrets Of The Magick Grimoire" ziemlich auf die Tube. Ruhige Momente werden nur als Abwechslung in fein-zurückhaltenden Parts eingesetzt. "The Wolves Will Be Howling Your Name" kann am ehesten noch als Halbballade bezeichnet werden, die zwar inhaltlich sehr, sehr stark am totalen Kitsch vorbeischrammt, im Gesamtkonzept dieser langen, zusammengehörigen Erzählung aber perfekt funktioniert. Das kann man im Grunde auch von den restlichen Songs behaupten, die allesamt wirklich extremst eigenständig komponiert und ausgereift produziert wurden. Dem geneigten Fan von extrem süß-melodischem Power Metal mit epischer Schlagseite bieten ELVENKING aus meiner Sicht endlich das Album, das sich schon seit Jahren vorangekündigt hat. Bis auf ein paar kleine Schrammen aufgrund ein, zwei nicht ganz so funktionierender Songumsetzungen, liefern die Elbenkönige anno 2017 ihr wohl bestes Machwerk ab - und das will ob des bereits sehr starken Backkataloges wirklich was heißen. Wer auf HELLOWEEN, FALCONER, EDGUY und Konsorten steht und ELVENKING nicht schon lange am Schirm hat, kommt spätestens jetzt nicht mehr an ihnen vorbei. Klischees? Ja. Kitsch? Oh ja! Aber derart liebevoll und intelligent umgesetzt, dass es einfach passt. Starkes Album, starke Band. Weiter so!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: mat (06.11.2017)

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