ARRAYAN PATH - Dawn Of Aquarius

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VÖ: 17.11.2017
Bandinfo: ARRAYAN PATH
Genre: Power Metal
Label: Pitch Black Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Es geht nichts über Promopamphlete. Die Poeten der Labels und PR-Firmen erschaffen bisweilen große Werke zeitgenössischer Literatur. Richtig stark wird es aber erst, wenn man die Bands selbst den Versuch der Selbstbeschreibung starten lässt:

“This album is 13 mantras honouring mother goddess Kali and explores all aspects of Hindu history and mythology in regards to the black Madonna – Kali. The album’s full name is actually ‘Dawn of Aquarius: Maha Kali Stuti’ and this is an album as varied as Kali’s many faces and traits.”

Aha. Schon der selige Jon Nödtveidt hat sich auf dem letzten Werk seiner Band sehr ausführlich mit Maha Kali beschäftigt und schon damals entrang man mir mit diesem Abscheifen in mysthische Welten, die so weit von meinem humboldtschen Bildungsideal entfernt stehen wie nur irgend möglich, allerhöchstens ein indifferentes Zucken mit den Achseln. Möglicherweise ein angedeutetes Heben einer Augenbraue.

Natürlich fußt die Menschheit in ihrer Geschichte zum Teil auch auf der Geschichte ihrer Religionen, ihrer spirituellen Ausrichtung. Warum man sich allerdings in solch weit entfernte und beschwerliche Gegenden - geographisch wie religiös - begeben muss, kann ich nicht nachvollziehen. Nimmt man das oben Geschriebene ernst, kann es schon sein, dass man Nödtveidt´s Weg zu gehen in Betrachtung zieht (it fucks with your mind...). Nimmt man es nicht ernst, dann: warum?

Ich mag die lyrische Seite der Musik gerne und ich denke, das habe ich einigermaßen augenfällig dargelegt. Werft mir schnöde Ignoranz oder gar Besserwisserei vor, aber da bin ich bisweilen und vor allem jetzt gerade ganz einfach heikel. Sei es wie es soll.

ARRAYAN PATH aus der pulsierenden zypriotischen Metalmetropole Nikosia werfen mit "Dawn Of Aquarius" neues Material auf den Markt und dürften ihre Fans nicht enttäuschen. Ein Konzeptalbum über die Hindugöttin mit einer soliden Spielzeit von über einer Stunde, einem glasklaren Sound, einem soliden Vortrag der Musiker und einer gewohnt grandiosen Gesangsleistung von Nicholas Leptos.

Etwas schleppend und sperrig beginnt man mit "Lotus Eyes" zieht dann aber das Tempo mit "The Eleventh Mantra" RHAPSODY-mäßig an. Ob mit oder ohne Fire. Generell scheinen die Zyprioten sehr genau bei den Italienern zugehört haben. "Guardian Angel" wirft mächtig Pathos in´s Geschehen, das folgende "Garland Of Skulls" eröffnet mit deftiger Härte. Hier wird es auch angenehm technisch - nicht vertrackt, einfach nur musikalisch. "Equilibrium" schlendert vorderorientalisch, aber beliebig am Hörer vorbei und "The Flower Born Of Itself" wird wieder etwas progressiver.

Abwechslung wird hier massig dargeboten. Das ist eingedenk der ausladenden Spielzeit begrüßenswert, auch wenn man schon einige Durchgänge braucht, um der Platte folgen zu können. Das mag an den kurvigen Songs liegen, manchmal auch am fingerdicken Schmalz oder auch an den vielen verschiedenen Einflüssen.

Im Endeffekt haben ARRAYAN PATH mit "Dawn Of Aquarius" ein anspruchvolles Power Metal-Album erschaffen, welches für ihre Fans ein Pflichtkauf ist aber auch gerne Freunde vorgenannter Schublade, die einmal etwas ohne Einhörner, Prinzessinen oder gut gerüsteten Helden hören wollen.

 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (20.11.2017)

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