WITCHERY - I Am Legion

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VÖ: 10.11.2017
Bandinfo: WITCHERY
Genre: Black / Thrash Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Nicht mal ein ganzes Jahr ist seit der Veröffentlichung von "In His Infernal Majesty's Service" verstrichen, da haben WITCHERY überraschenderweise bereits ihr nächstes Album "I Am Legion" beworben und dieses erscheint nicht etwa 2018, sondern schon am 10. November 2017. Es scheint also fast so, als wolle man die sechs Jahre Abstinenz nach "Witchkrieg" rasch aufholen und den Metallern vermitteln, dass man wieder mit einem aktiven Höllenfahrtskommando rechnen sollte. Nur: bietet der siebente Streich genügend neue Anreize, oder ist er nur ein austauschbares Abziehbild seines Vorgängers, dem man den B-Saiten-Charakter andichten könnte?

Eins vorweg: "I Am Legion" wurde mitnichten abgepaust und weist im Umgang mit dem Tempo deutliche Unterschiede auf, doch gleichzeitig hat der erheblich zähflüssigere Verlauf auch seine Defizite, weswegen die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen liegt. Dabei legt man nach dem austauschbaren Instrumental-Intro "Legion" mit "True North", das nicht zuletzt durch seine Referenzen auf die hymnischen Passagen auf SATYRICONs "Nemesis Divina" umgehend das Interesse zu wecken weiß, noch amtlich vor und bestätigt damit, dass man auch fernab von Uptempo-Geballer operieren kann. Aber: schon das anschließende, Black'n'Roll-ummantelte "Welcome, Night" will nicht wirklich auf den Punkt kommen, schwelt stetig an und lässt den Ausbruch vermissen, den beispielsweise ein "Of Blackened Wing" nach ebenfalls widerspenstigem Aufbau entlädt. Gemeinsam mit "Amun-Ra" und "Seraphic Terror" sind das allerdings so ziemlich die einzigen temporeich-rumpelnden Momente (zum Abschluss kommt noch "The Alchemist", was man aber eher als Spätzündung bezeichnen kann), da man sich ansonsten sehr stark auf das Midtempo fokussiert.

Und genau das ist - meiner Meinung nach - die große Schwachstelle von "I Am Legion": Man beraubt sich in großem Stile offenbar bewusst einer der eigenen Stärken, wodurch man vermuten könnte, dass WITCHERY ihrem gelungenen Comeback "In His Infernal Majesty's Service" ein ergänzendes Pendant gegenüberstellen wollten. Funktioniert hätte das sicherlich dann, wenn Songs à la "Dry Bones" und "An Unexpected Guest" sich nicht nur auf ihren stampfenden Charakter, sondern auch auf prägnante Phasen berufen würden, aber in dieser Verfassung bleibt eben festzuhalten, dass man auf den ersten zwei Outputs sowie "Witchkrieg" weitaus treffsicherere Midtempo-Kracher dargereicht hat und auf "I Am Legion" das gewisse Etwas vermissen lässt.

Das heißt zwar nicht, dass dieses Werk ein durchschnittliches ist, aber aus dem erhofften gleichaltrigen Bruder ist letztlich nur ein kleines Brüderchen geworden, dessen Songmaterial immer noch als ordentlich einzustufen ist, oftmals aber schlichtweg nicht darüber hinaus agieren kann. Für mich bleibt also fraglich, ob sich WITCHERY mit einem solchen Releasezyklus einen Gefallen tun und ob man, nur um im Gespräch zu bleiben, wirklich sämtliches Material veröffentlichen muss, das da noch irgendwo in der meterdick angestaubten Mottenkiste im hinterletzten Eck des Dachstuhls lungert. Die gedrosselte Herangehensweise mag manch einem gefallen, mir persönlich mangelt es hier aber an erinnerungswürdigen Ideen, weshalb sich "I Am Legion" zumindest in meinem Fall klar hinter seinem Vorgänger, aber auch klar hinter dem Großteil der WITCHERY-Diskografie einreihen muss.

Wir haben übrigens ein ausführliches Interview mit Bandboss Jensen geführt, welches ihr HIER lesen könnt.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (08.11.2017)

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