MEFISTO - Mefisto

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VÖ: 13.10.2017
Bandinfo: MEFISTO
Genre: Black / Death Metal
Label: MEFISTO Head Quarters
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Das Urgestein MEFISTO tritt wieder mal aus den Untiefen der nordischen Wälder hervor und beschallt unsere Ohren mit seinem gleichnamigen Album, „Mefisto“. Nach 30 Jahren Abstinenz brechen die Vorreiter der schwedischen Death-Metal-Szene das Höllentor auf, um die dunklen Klänge aus dem Höllenfeuer freizusetzen. Im Unterschied zu ihrem letzten Album in den 1980ern setzen sie bei der Aufnahme von „Mefisto“ auf Atmosphäre. Mit Gebrüll und langsamem Tempo marschieren Robban (Vocals, Drums) und Mogge (Guitar, Bass) zu ruhigen Dörfern und versetzen die Bewohner in Panik. Ich entschied, mich dieser unheilvollen Musikgruppe entgegenzustellen um die höllischen Klänge genauer zu begutachten.

Der Auftakt des neuen Albums, „Death Angel“, beginnt mit mehrstimmigen E-Gitarren, die nach 60 Sekunden mit knallenden Becken in einen schwunghaften Rhythmus übergehen. Die Doublebass hämmert das Lied genau in jenes Tempo, zu dem ein Heavy Metal-Fan seinen Kopf im Takt gerne peitschen lässt. „Death Angel“ ist ein gelungenes Zusammenspiel von Grooves, Beats und klassischen Double-Bass-Attacken. Der Text weist eine komplizierte Struktur auf, die für Abwechslung beim Zuhören sorgt. 
Ein Schrei von Robban leitet „Let Go Life“ ein und wird begleitet von einer von Wahwah-Effekten unterstützten Gitarrenmelodie. Nach schnellem Rhythmenwechsel lässt sich schon das schwungvolle, dennoch langsamere Tempo vermuten. Dadurch verleiht es dem Lied eine gewisse Schwere, die dem Zuhörer zum aggressiven Mitnicken animiert. Einer der markantesten Stellen von „Let Go Life“ sind die exzessiv verwendeten Schreie in den letzten zwei Minuten, die im hallenden Kanon den Black Metal-Begeisterten einen Schauer über den Rücken laufen lässt.

Die letzte Nummer „Mefisto (Anno 1892)" ist das ruhigste Werk. Eine einzige E-Gitarre, die ohne Verzerrung gespielt wird, untermalt den Sprechgesang von Robban. MEFISTO legt bei diesem Song mehr Wert auf den Text - oder besser gesagt auf das Gedicht. Es ist eine Hommage an den Gustav Fröding, ein schwedischer Dichter, der im 19. Jahrhundert Lyriken verfasste. 1892 befand er sich, aufgrund schweren Alkoholismus und nervlicher Beschwerden, in einem Pflegeheim, wo er jenes Gedicht, das MEFISTO zum Besten gibt, schrieb. Seine Hauptthematik befasste sich mit dem Verschwinden der Realität und der Heiterkeit am Grauenhaften als auch Verachtung gegenüber dem Tod. Gegen Ende hin löst sich die unangenehme Spannung auf und die Band hämmert noch ein letztes Mal auf ihre Trommeln.

Man merkt, dass sich einiges im musikalischen Schaffen von MEFISTO in den letzten 30 Jahren geändert hat. Im Gegensatz zum Album „The Trvth“ wurde der Fokus bei „Mefisto“ auf Atmosphäre gesetzt. Die Hintergrundgeräusche und Effekte bekamen mehr an Bedeutung. Des Weiteren sind die Texte mehr durchdacht als bei früheren Liedern. Mein persönlicher Favorit auf diesem Album ist die Hommage an Gustav Fröding. Es ist anzunehmen, dass die alte eingefleischte MEFISTO-Fangemeinde das neue Werk nicht sofort ins Herz schließen wird, weil die Band sich musikalisch stark verändert hat. Vielleicht lernt sie aber auch eine andere Seite kennen, mit der man sich genauso gut identifizieren kann.

Fazit: Ein unerwarteter Wind zieht durch die Wälder Schwedens.
 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Julian Dürnberger (04.12.2017)

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