CROM - When Northmen Die

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VÖ: 01.12.2017
Bandinfo: CROM
Genre: Viking Metal
Label: Pure Steel Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Als ich vor einigen Jahren mal nach Bands und Projekten im Fahrwasser von BATHORY suchte, bin ich schnell über CROM gestoßen, die zu diesem Zeitpunkt nur ihr Erstwerk veröffentlicht hatten. Die Parallelen waren unüberhörbar, die Fremdeinflüsse aus anderen Genres allerdings eher ein Störfaktor. Warum ich mich nach etlichen Jahren trotzdem (wieder) für CROM interessiert habe? Weil Kris Verwimp nach langer Zeit mal wieder ein durchweg bestechendes Artwork für das neue "When Northmen Die" gezaubert hat und Walter Grosse, einzig festes Mitglied, gemeinhin als Qualitätsmusiker gilt und mit dem Debütalbum "Vengeance" ja bereits nachgewiesen hat, dass er das Erbe des Schweden nicht gerade mit Füßen tritt, wenngleich ich persönlich damals schon meine teils unüberwindbaren Schwierigkeiten mit dem hohen Power-Metal-Anteil hatte - vielleicht hat sich genau daran ja etwas geändert?

Dass CROM trotzdem (oder gerade deswegen) nicht zur üblichen Stangenware dieser Spielart gezählt werden können, steht außer Frage, gleichwohl muss ich im direkten Vergleich zwischen "When Northmen Die" und der deutschen Bathory-Metal-Blaupause "Das Atmen der Erde" von HEL aber einige klare Defizite feststellen, die den Hörgenuss irreparabel beeinträchtigen. Das wiederum mag einerseits daran liegen, dass HEL sich mit ihrem finalen Werk in jederlei Hinsicht selbst übertroffen und damit das beste, weil u.A. in Puncto Leidenschaft und Eigenständigkeit herausragendste Genrealbum seit "Nordland" geschaffen haben, andererseits scheitert das zweifellos gut gemeinte und technisch betrachtet einwandfreie CROM Projekt auch ohne die vermeintlich unfaire Gegenüberstellung (mit denen man aber leben muss, wenn man in ähnlichen Gewässern watet) an elementaren Aspekten wie Produktion, Spannungsbogen und Atmosphäre, die gewissermaßen auch miteinander verstrickt sind. 

Der eigentliche Grund, weswegen ich zunächst ausgerechnet HEL zum Vergleich bitten musste, ist - oberflächlich betrachtet - aber deutlich simpler formuliert: beide Alben kommen auf eine ähnliche Spieldauer und sind sich in ihrer Wirkung dennoch so grundverschieden. Während bei "Das Atmen der Erde" alles wie aus einem Guss anmutet, hätte ich bei "When Northmen Die" am liebsten schon zur Hälfte des Albums gelangweilt, zeitweise sogar genervt abgeschaltet. Die Ursachen findet man in der Detailansicht und die massig eingestreuten Power-Metal-Anleihen sind dabei das kleinste Übel, denn gerade das klangliche Gewand ist viel zu glatt und modern ausgefallen, was sicherlich für Soundtransparenz sorgt, zu gleichen Anteilen aber auch als echter Stimmungskiller funktioniert. Ein weiteres Manko scheint dabei oftmals auch im Songmaterial selbst durch: Stücke wie "Shields Of Gold", "I'm With You", "Sentenced To Death" oder auch der Titeltrack bewegen sich zwischen jeweils fünf und neun Minuten, entwickeln sich oftmals aber so zäh, dass sie sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlen - kein Vergleich zu einem Übersong wie "Neun Gestade tiefer", der meinetwegen auch 30 Minuten andauern dürfte.

Dass "When Northmen Die" auch seine schönen Momente hat, steht gar nicht zur Debatte, aber selbst bei ihrer balladesken Seite zeigen CROM letztlich zwei Gesichter: ein emotional-leidenschaftlich vorgetragenes ("All Alone") und ein viel zu kitschiges ("Rain"). Ich weiß, dass sich das alles für manch einen nun unfassbar kritisch, vielleicht sogar überheblich liest, aber wenn man sich auf die Pfade eines Thomas Forsberg begibt, muss zumindest meiner Meinung nach mehr als ein kantenlos-schmalziges, seicht "ange-epic-tes" Power-Metal-Album mit hoher Füllmaterial-Teilhabe und nur spärlich aufkommender Atmosphäre folgen. Schließlich lag die Perfektion HELs auf "Das Atmen der Erde" nicht darin, dass man zwanghaft nach Perfektion in allen möglichen Bereichen gestrebt hat, weil man dem Erbe von Quorthon vielleicht möglichst wenig Unrecht tun wollte, sondern eindeutig darin, dass man, wie der schwedische Großmeister zu Lebzeiten höchstselbst, einfach Magie geschehen liess. Und genau das lässt sich nicht mit viel gutem Willen, modernen Produktionsmöglichkeiten und technischer Klasse rekonstruieren.



Bewertung: 2.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (24.11.2017)

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