CARDIANT - Mirrors

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VÖ: 24.11.2017
Bandinfo: CARDIANT
Genre: Power Metal
Label: Inverse Records
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Lineup  |  Trackliste

Die Jungs und das Mädel von CARDIANT haben seit 2013 auf sich warten lassen, was einen neuen Output betrifft. Klar ist, die Finnen können ihrem Musikerdasein nicht hauptberuflich frönen, denn CARDIANT gehören leider nach wie vor zur Kategorie Underground. Gerechtfertigt ist das keineswegs, denn seit ihrem Debüt "Midday Moon" folgten zwei weitere grandiose Alben, die nun durch das neue Werk "Mirrors" ergänzt werden. Für den Moment mag das Artwork erstmal abschrecken, denn gerade in Sachen Melodic Power Metal wird dem geneigten Einhorn eher suggeriert, man würde sich auf eine Art Drogentrip begeben. Aber: "don't judge a book by its cover", wie man so schön sagt! Mit Pasi Rantanen (THUNDERSTONE), Janne Saksa (Produzent und Sänger des ersten CARDIANT-Albums) sowie Nitte Valo (BURNING POINT) konnte man sich auch drei tolle Gäste an Land ziehen, die das Gesamtwerk veredeln sollen.

Musikalisch haben sich CARDIANT seit dem Debüt weiterentwickelt, was bereits auf dem vorangegangenen Werk "Verge" deutlich wurde. Mehr progressive und undurchsichtige Songstrukturen, weniger offensichtliche Hymnenrefrains und insgesamt Mut zu Neuem. Der Opener "Mirrors In Me" möchte z.B. nicht der klassischen Struktur folgen, beschert uns erstmal zwei Strophen, bevor uns der Chorus ereilt, der aber zugegebenermaßen ordentlich reinknallt und auch definitiv sofort hängen bleibt. Ein straightes Stück, das noch nicht ganz die Weiten des progressiven Metals erforscht. Anders sieht es bei "Riot Rising" aus, das in den Strophen mysteriös wirkt, durch flüsterende fast growlartigen Gesang, der immer wieder von epischen Vocals "aufgebrochen" wird. Ein Song, der seine Zeit braucht, sich dann aber als absoluter Killer entfaltet. Die Halbballade "Soul" mit Pasi Rantanen wirkt dann doch eher blass und kraftlos. Hier fehlt das gewisse Etwas, das dem Frontmann von THUNDERSTONE in die Karten spielt. Kein schwacher Song, aber insgesamt doch eher belanglos. Die nächsten drei Songs bieten die wohl stärkste Phase des Albums, denn "A Quiet One" bietet uns z.B. den ersten Auftritt von Sängerin Outi Jokinen, die wahrlich mit einer sehr angenehmen und ausdrucksstarken Stimme gesegnet ist. Ein ruhiges Stück, das sich in seiner Intensität immer weiter steigert. "Blank Star" und "His Supremacy" wirken doch eher wie klassischer moderner Power Metal mit tollen Refrains, die Spaß machen. Insbesondere Janne Saksa bereitet mir bei letztgenanntem Song sehr viel Freude und lässt eine gewisse Nostalgie im Hinblick auf das Debüt aufkommen. "My Delusion" und "Life Has Just Begun" sind zwei der längeren Stücke auf dem Album, die durchaus eine gewisse Epicness zu versprühen wissen. Nitte Valo zeigt bei "Shooting Star" einmal mehr ihre Bandbreite als Sängerin, doch der Song wird ihr nicht gerecht. Eine durchaus schöne Ballade, die aber hier und da Ecken und Kanten vermissen lässt. Etwas entäuschend wirkt der Rausschmeißer, der alle drei Gäste integriert. Bis auf den kurzen fulminanten Zwischenpart packt mich hier leider verhältnismäßig wenig. 

So ist "Mirrors" wieder ein gutes CARDIANT-Album, das aber nicht ganz an die ersten drei Werke herankommt. Vereinzelte Songs sind wirklich grandios, doch gerade aus den Gastauftritten hätte man VIEL mehr rausholen müssen. Abgesehen von "His Supremacy" sind die Songs nämlich zu beliebig und zeigen nicht die stärkste Seite des Songwritings der Finnen auf. Dass sie es können, zeigen aber genügend andere Tracks auf der Platte. Wer "Verge" was abgewinnen konnte, der wird auch mit "Mirrors" warm, obgleich dieser Nachfolger etwas im Schatten des Vorgängers zurückbleibt.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Sonata (24.11.2017)

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