NOCTURNE - The Burning Silence

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VÖ: 16.12.2017
Bandinfo: NOCTURNE
Genre: Black Metal
Label: Talheim Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Nach dem 2016 erschienenen, selbstbetitelten Debütalbum und der bei uns schon wohlwollend betrachteten EP "Nahash", erscheint in frisch beschneiter Vorweihnachtszeit das zweite Album der Kärntner von NOCTURNE. Melodischer Black Metal der schwedischen Schule in der Gegend von Somberlain-DISSECTION und NAGLFAR, aber auch mit einer dieser Tage selten anzutreffenden Portion Eigenständigkeit ist es wohl, den uns der karantanische Fünfer um die zitternden Ohren haut. Okkult angehaucht gibt man sich inhaltlich, wobei mir die genaue Ausrichtung etwas entgeht, ich sollte da wohl bei den Herren nachfragen. Die jüdisch-christliche Komponente ist noch immer präsent, besingt man doch in "Thrones Of Edom" den, den Hebräern zugerechneten, gleichnamigen Stamm.

Abwechslung zuhauf ist es, die das Album zu einem Gewinner macht. Nicht um der Abwechslung willen, sondern um ganze Bergketten an frostbeschichteter Atmosphäre aufzubauen. Hier wird aber nicht auf ein Maximum an Kälte gesetzt nur um dem Genre gerecht zu werden, der Frost entsteht geschickt in den Songs, die sich zwischen pfeilschnell, atmosphärisch im Midtempo und in Post-Black Metal-Bereichen wohl fühlen. NOCTURNE gelingt es, wohlbekannte Zutaten zu einem erstklassigen Melodic Black Metal Album zu vermengen. "The Burning Silence", der Titeltrack, hat so viel Atmosphäre wie der ganze Rest der heurigen Veröffentlichungen aus der Schwarztee-Schublade.

Ich sage es noch einmal. Hier wird nicht fragmentarisch Teil an Teil gereiht, hier obsiegt das Songwriting. Es wird bitter kalt wenn es so sein muss, es wird atmosphärisch wenn der Song danach verlangt. Das sind dann die flirrenden Passagen wie im Mittelteil von "Hubris Virtue", die sich dann aber schleunigst vom geprügelten Chorus verschlucken lassen müssen, nur um am Ende in einen Teil mit Klargesang überzugehen, der den Song stimmig beschließt. "Thrones Of Edom" karrt noch eine Orgel an's Tageslicht und ein paar Spoken-Word-Passagen gibt es auch. All das schaffen NOCTURNE souverän und immer passend zum Song.

Der Sound, ach ja. Auch wenn die klassischen Black Metal Zutaten wie herbe Blasts und zittrige Gitarrenläufe dabei sind, ist das Soundbild ein recht warmes, einnehmendes. Man mag böse Götzen besingen, prügeln und möglicherweise auch peitschen, aber der Sound ist nicht wie bei vielen anderen, vernachlässigbaren Bands, auf ein Maximum an Hässlichkeit ausgerichtet. Die Gitarren sind zwar heavy aber, ich sage es nochmal, eben auch warm, das Schlagzeug hat einen lässigen, natürlichen Klang und über allem thront das Geröchel Essarks, welches sich bisweilen in einen äußerst souveränenen klaren Gesang umwandelt. Ob das am Mastering vom Chef selbst, Dan Swanö, liegt kann ich nicht beurteilen. Es gefällt mir auf jeden Fall um einige Male besser als vieles, das von trven Bands oder Ein-Mann-Projekten seit Jahren veröffentlicht wird.

Mit "Lament" hat man ein ULTRAVOX-Lied zerrissen und neu zusammengebaut. Selbst ich als 80er-Jugendlicher hatte Mühe, das Lied zu erkennen. Genau so macht man Coverversionen. Man verwendet den eigenen Ansatz und umgeht die bloße Kopie.

Mit "The Burning Silence" haben NOCTURNE ein äußerst starkes und stimmiges Melodic Black Metal Album an das Ende des Jahres gesetzt, mit dem sie nicht nur in Österreich ganz vorne mitspielen sollten. Hier ist etwas Großes am entstehen!

 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (11.12.2017)

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