VIOLENT DIVINE - Louder Than Love

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VÖ: 10.11.2017
Bandinfo: VIOLENT DIVINE
Genre: Alternative Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

VIOLENT DIVINE sind ein weiteres Beispiel für eine Band die schon eine längere Zeit besteht – wenn auch mit einem drastischen Line-Up Wechsel, sodass man eigentlich von zwei verschiedenen Bands reden muss – und es nie so wirklich geschafft hat. In einer Welt in der Klickzahlen als Bekanntheitsmaß dienen fragt man sich immer wieder - bei solider Leistung, keinen radikalen Stilveränderungen und rundum sympathischer Wirkung - nach welchen Regelwerken der Zeitgeist funktioniert. Nicht dass VIOLENT DIVINE so herausragend wären, dass man sie kennen MUSS, aber es ist doch tatsächlich so (je länger ich mich aktiv mit Musik befasse desto mehr manifestiert sich diese Ansicht) dass es Bands gibt bei denen man sich fragt: „WARUM wurden die nie größer? Warum die nicht und Band XY schon?“ [Anm. d. Lekt.: Das fragt sich sogar so mancher hier ziemlich häufig...] Es ist auf alle Fälle multifaktoriell: Einigen Bands scheint es zu reichen, dass sie ihr Ding machen können und damit ist es dann auch gut. In dem großen Becken mit der Aufschrift „Alternative Rock“ gibt es eine Unzahl von Bands die alle aus mehr oder weniger fähigen Musikern bestehen, mehr oder weniger originellen Sound und mehr oder weniger auffälliges Auftreten haben. VIOLENT DIVINE schwimmen in diesem Becken schon seit 2005 (wenn man den Besetzungswechsel mal außen vor lässt) und sie schwimmen zumindest immer noch. Mit „Louder Than Love“ kommt ein neues Stück von den Schweden und das wird hier nun in den anschließenden Zeilen auf Herz und Nieren geprüft.

„Crawl“ und „I Believe“ starten gleich ziemlich flott weg. Auf den älteren Platten wurde VIOLENT DIVINE noch manchmal eine Schwere und Melancholie attestiert, davon hört man erst mal überhaupt nichts. Ziemlich rifflastig hört man sich durch die ersten beiden Tracks, bei „Right You Are“ geht es genau so weiter, Überraschungen lauern da keine. Vielleicht ist auch genau das der Grund warum sie es nie weiter geschafft haben, nie bekannter wurden – der Sound ist solides Mittelmaß, technisch gibt es wenig zu mäkeln, aber aus den Schuhen kippt man da auch nicht. „In Your Bedroom“ spricht da schon wieder eine ganz andere Sprache, auch wenn hier nichts neu erfunden wird was den Stil angeht und die Komposition relativ auf gleicher Schiene fährt, ist das trotzdem ein Track der Wiedererkennungswert hat. Nicht zuletzt wegen des Gesanges, welcher sich ganz eigenwillig ins Langzeitgedächtnis bohrt. Solche Nummern vergisst man nicht so schnell mehr und wenn man sie irgendwo hört, denkt man nicht nur „Kenn ich irgendwoher“ sondern weiß auch genau von welcher Band der Song ist.

„Louder Than Love“ und „Dirty Little Secrets“ sind absolut partytaugliche Tracks und versetzen den Hörer in Freitagabend-Stimmung. Schlecht gemischtes Vodka-Bull macht vielleicht auch die teilweise einreißende Monotonie der Songs leichter verzeihbar.

„Poison That I Am“ mutet recht gut an, mit eingängigem Rhythmus und der wie zuvor auch markanten Singstimme – der Refrain verleitet auch beim ersten Mal Anhören schon zum Mitsingen. Bleibt nur die Frage, wie oft man den Song wiederholen kann, bevor man sich darab satt gehört hat. „Faith“ ist sanfter als die Tracks davor und erzeugt eine recht angenehme Stimmung – die Art wie der Gesang melodisch mäandert macht es aus. Bei „Frantic“ und „Apocalyptic And Insane“ geht irgendwie das Konzept nicht auf, die Songs wirkt wahllos zusammengestückelt, der Rhythmus und der streckenweise wie Kaugummi in die Länge gezogene Gesang greifen nicht ineinander. „Overstayed My Welcome“ löst das Problem wieder, es klingt auch irgendwie unkonventionell, aber wesentlich passender als die beiden Tracks zuvor. „Ashes To Ashes“ zeigt, dass VIOLENT DIVINE in ruhigeren Songs durchaus Potenzial haben, das ist ein bisschen das HIM-Prinzip – wer sich noch erinnern kann. Mit diesem Track hätte das Album gut und gerne enden können, so setzen sie mit „Unbeliever“ halt noch mal einen Track im flotteren Tempo hin, welcher den ersten Tracks auf dem Album ähnelt. Geht gut ins Ohr, von der Reihung hätte er nicht unbedingt ans Ende gesetzt werden müssen.

Lange Rede, kurzer Sinn: VIOLENT DIVINE kann man gut nebenbei hören und es ist mir rätselhaft warum die nicht bekannter sind, ausgehend von der Tatsache, wie viel Schrott in dem Genre tatsächlich gehyped wird.



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Lee (28.02.2018)

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