HEILUNG - Ofnir

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VÖ: 20.04.2018
Bandinfo: HEILUNG
Genre: Neofolk
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Mystisch. Es erklingen Trommeln und an schamanische Rituale erinnernde Gesänge. Die Rede ist von HEILUNG. Man stelle sich einen Druiden eines keltischen Stammes vor, der Beschwörungen durchführt.

„Alfahirhaiti“ ist der Opener des Albums „Ofnir“. Eine reduzierte Instrumentierung, kratzig-monotone Vocals ergänzen den Grundrhythmus. Passend zu der Position, erster Song zu sein, klingt ein Teil des Textes wie „an der Tür“. An der Tür zu einem Album, das insgesamt acht Lieder beinhaltet.

Der "Krigsgaldr" klingt stellenweise wie ein Schlachtruf vor Ausbruch eines Kampfes, mutet allerdings auch wie eine Marschmusik an. Es wird ein Bild erzeugt von Menschen, die im vorchristlichen Skandinavien durch ein nebeliges Gebiet stapfen, auf dem Weg zu einer Auseinandersetzung oder einer Viking-Fahrt. Sehr stimmig.

Weiter geht es mit "Hakkerskaldyr". Klingt wie eine Mischung aus einem Gesang von Berserkern, die sich für eine bevorstehende Schlacht durch gemeinsames Brüllen in Stimmung bringen und einem Gelage nach einer solchen Auseinandersetzung. Kurz und knackig, kommt kaum über die Zwei-Minuten-Marke hinaus. Mehr musste offenbar nicht gesagt werden, um den letzten Rest aus den Gehörgängen zu pusten.

Die "Schlammschlacht" lässt sich kurz beschreiben: Eine Nacherzählung der Varus-Schlacht. Das Einzige, das hier außer dem gesprochen Text, einem von zwei deutschen Texten auf diesem Album, erklingt, ist das Geräusch fallenden Regens.

Mystisch erklingt es wieder aus einem Wald. Doch nicht aus den Wäldern Germaniens, sondern aus dem "Carpathian Forest". Wieder so ein klangreduzierter Quickie. Mehr braucht es nicht, um die unheimliche Stimmung eines vernebelten Waldes zu erzeugen.

"Fylgija Ear": Das Ohr wird erfüllt von Klängen, welche das Bild einer nächtlichen Wüste erzeugen, durch die sich Klapperschlangen bewegen. Über acht Minuten erstreckt sich diese wieder auf ein Minimum an Instrumentierung reduzierte Soundwelt. In sich sehr stimmig.

Ein britisches Runengedicht als Vorlage für den "Futhorc": Wer hier Orks erwartet, kann diese vermuten. Es wäre aber etwas zu weit hergeholt, wenn es eher um den Gegensatz von Reichtum und spirituellen Gütern geht. Faszinierend.

Mit "In Maidjan" ist der vorletzte Schritt auf dem Weg durch dieses Album erreicht. Man könnte fast meinen, man würde auf den Majdan in Kiew versetzt werden und mit Demonstranten trommeln. Klingt allerdings lässiger und entspannter, als die Situation auf diesem Platz wahrscheinlich war.

"Afthomon": Der Titel erinnert zunächst an ein neues Pokemon oder Digimon, dessen effektivster Skill es ist, den Nachmittag kurzweilig zu machen, indem es den Geist mit einem Spinnennetz aus Flüstern und nebulösen Klängen umfängt. Der Text passt stellenweise zum Heer der Toten, die sich aus dem kalten Norden auf eine von Krähen bewachte Mauer zubewegen. Kommt ganz gut.

Fazit: HEILUNG taten gut daran, dieses Album neu zu veröffentlichen, um es in Erinnerung zu rufen.

 



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Thomas Trüter (16.04.2018)

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