DRUDKH - Їм часто сниться капіж (They Often See Dreams About the Spring)

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VÖ: 09.03.2018
Bandinfo: DRUDKH
Genre: Black Metal
Label: Season of Mist
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Lineup  |  Trackliste

DRUDKH sind aus dem atmosphärischen Black Metal eigentlich nicht mehr wegzudenken und dennoch: vor drei Jahren haben die Ukrainer ihr Kompendium mit "Борозна обірвалася (A Furrow Cut Short)" um ein - meiner Meinung nach - eher verzichtbares Kapitel erweitert. Die Ursachenforschung diesbezüglich war nicht ganz unkompliziert, da sich objektiv eigentlich kaum Fehler im Songwriting eingeschlichen haben, aber die arg kantenlose Produktion war - noch mehr als beim Vorgänger - sicherlich ein Faktor dafür, warum die berüchtigte osteuropäische Magie nicht so recht grassieren konnte. Auf "The Great Cold Steppe", dem Debütalbum des Zweitprojekts WINDSWEPT, konnte man den eingesunkenen Karren mit unkonventionellen Methoden im Schreibprozess wieder freilegen und allerspätestens seit der letztjährigen Split-EP mit PAYSAGE D'HIVER, "Десь блукає журба (Somewhere Sadness Wanders) / Schnee (IV)", bei der von der rauen Produktion bis hin zur beklemmend-düsteren Atmosphäre wirklich alles punktgenau saß, muss man wieder mit DRUDKH rechnen. Auch auf dem neuen Album "Їм часто сниться капіж (They Often See Dreams About the Spring)"?

Was man vorab definitiv bestätigen kann: Roman Saenko und seine langjährigen Gefährten sind so produktiv wie noch nie zuvor und scheinen permanent an neuem Material zu tüfteln. Neben DRUDKH, die die Zeit zwischen ihren Full-Length-Releases mittlerweile oftmals mit Splits überbrücken, existiert ja auch noch besagtes WINDSWEPT, das dieser Tage (und nur ein Jahr nach dem Debüt) bereits mit den zwei großartigen Longstracks der "Visionaire"-EP nachgelegt hat und mehr oder minder aus der Verendung BLOOD OF KINGUs entstanden ist. Das kann den Ideenpool natürlich irgendwann erschöpfen, stattdessen wird man aktuell aber eine der besten Phasen in der gesamten Karriere der Herren vorfinden - auch wenn man sich weiterhin über die Sinnhaftigkeit zwei getrennt agierender  Bands, die sich stilistisch jedoch kaum voneinander unterscheiden (lassen), streiten darf. Vielleicht erinnern WINDSWEPT hier und da noch ein klitzekleines Stückchen mehr an die Anfangszeit DRUDKHs als DRUDKH selbst, aber das sind bestenfalls Nuancen und gewiss keine astronomisch großen Klüfte, die sich da auftun. 

Die Vorteile für den Liebhaber dieses Stils überwiegen zum jetzigen Zeitpunkt aber, da er, wenn er denn vom Kostenpunkt absehen kann, mit fantastischen Kompositionen geradezu überhäuft und davon in abendfüllende Sphären eingesogen wird. Wie schon bei "Десь блукає журба (Somewhere Sadness Wanders)" liegt der Fokus auch beim neuesten Werk auf einem weitaus schrofferen Klangbild, das die fünf ineinander übergehenden, passioniert erzählten und intonierten Stücke so unverfälscht vorträgt, wie man es von DRUDKH gewohnt ist. Größere Anpassungen am markanten Stil sollte man dabei nicht vorraussetzen, werden Kenner der Band aber ohnehin nicht, da man selbst im gewohnten Grenzbereich immer wieder für gelungene Spannungsbögen und musikalische Landschaftsportraits zu sorgen weiß. Charakteristisch ist dabei z.B. einmal mehr, dass man vergleichsweise wenige Gesangsabschnitte einbindet und stattdessen öfters auf ausgedehnte Instrumentalpassagen zurückgreift und vereinzelt auch hin zum minimalistischen Dark Ambient abschweift.

Innovativ ist das per definitionem nicht, fantasievoll aber - obgleich sich beide Begriffe eigentlich neutralisieren müssten - eben schon. Sicherlich weiß man schon vor dem Erstdurchgang, auf welchen Kurs es DRUDKH abermals verschlagen wird, gleichzeitig sind die Ukrainer aber auch immer wieder dazu imstande, solch stimmungsgewaltige Werke wie "Їм часто сниться капіж (They Often See Dreams About the Spring)" zu erwecken, die einerseits vertraut und andererseits spannend genug erscheinen, um jegliche dafür investierte Minute zu rechtfertigen. Dieses Geschick wird nur den wenigsten Künstlern zuteil und wenn DRUDKH in ihrer langjährigen Geschichte überhaupt mal eine Schwächeperiode hatten, dann allerhöchstens für ein Album; wobei wir hier dann - getreu dem Motto: Kritik auf höchstem Niveau - von einer "kriselnden Phase" reden, die andere Genrevertreter gerne mal für sich beanspruchen würden. DRUDKH zählen zur unstreitbaren Elite des Atmospheric Black Metal und unterstreichen diesen Anspruch mit "Їм часто сниться капіж (They Often See Dreams About the Spring)" mehr als nur deutlich. 

                 
                 

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Und wem das aus nachvollziehbaren Gründen immer noch nicht reicht, dem sei an dieser Stelle nochmals die neue "Visionaire"-EP von WINDSWEPT empfohlen.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (08.03.2018)

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