QNTAL - Nachtblume

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VÖ: 09.03.2018
Bandinfo: QNTAL
Genre: Avantgarde
Label: Drakkar Entertainment
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Lineup  |  Trackliste

QNTAL? Das ist doch diese avantgardistische Band, bei der auch Ernst Horn (die eine Hälfte von DEINE LAKAIEN, Anm. d. Red.) Mitglied war? Was das Quartett mit ihrem neuesten Machwerk "Nachtblume" veranstaltet hat, sei nun näher zu behören.

Den Anfang macht der Titelsong "Nachtblume". Reduzierter Rhythmus, dazu der schwebende Gesang von Sängerin Syrah. Eine florale Dunkelheit mit schimmerden Elementen ist Klang geworden. Aus der Nacht heraus wabert das Besungene in die Gehörgänge und zieht sich nach Ende des Songs wieder zurück. Was bleibt, ist die erzeugte Stimmung und das Gefühl der Nebelschwaden.

Von der "Nachtblume" hin zur Dunkelheit an sich. "Die finstere Nacht" erinnert etwas an E NOMINE. Zum Grund-Beat gesellen sich Streicher, welche dem Ganzen eine Prise des Epischen Verleihen. Der Refrain besteht aus mehreren Wiederholungen des gleichen Textes. Die finstere Nacht als Feind des Menschen. Was genau in dieser Nacht wohnt und warum sie der Feind ist, das bleibt offen.

"Music on the water" ist nicht etwa eine Kopie von DEEP PURPLEs "Smoke on the water", vielmehr ist diese verwässerte Musik flüssig an mystisch-düsteren Stimmungselementen. Mal stelle sich einen Bach vor, der sich im Licht der untergehenden Sonne an einem Abend im Frühherbst durch die Moore von North Yorkshire schlängelt. Für solch eine Umgebung scheint dieser Song passend zu sein.

Ist das schon Hip Hop? "Monteclair" beginnt mit einem Element, das diesen Verdacht zulässt. Dass es sich nicht um Hip Hop oder Cloudrap handelt, wird spätestens bei Gesang und Einsatz der Streichereinheiten deutlich. Poetisch schmiegt sich dieser Song ins Ohr, tut dies nah an der Grenze zum Kitschigen und läuft Gefahr, schnell wieder vergessen zu werden.

Mit "Echo" geht der Weg in Richtung der Metamorphosen von Ovid. Die Echo wird zur Liebenden, die sehnsüchtig liebt, ohne dass eine Erwiderung zu erwarten ist. Jene Sehnsucht hallt auch im nach dieser Nymphe benannten Lied nach, das fließend vor sich hin schwebt.

Das "Parliament of Fools" erinnert in seinen ersten Klängen etwas an "Goneja" von SKINNY PUPPY, entfaltet sich dann allerdings auf eine eigene Weise. Über dem elektronischen Beat schweben Gesang und Flöte, eine Leichtigkeit, in welcher die Botschaft des Textes unterzugehen droht. Eben jener Gesang ist zwar erkennbar, allerdings weniger deutlich, als er es verdient.

Bei "Chint" liegt die Vermutung nahe, sich in einer Aufführung einer wagnerischen Oper zu befinden. Das Chorale als tragendes Stilmittel über einer reduzierten musikalischen Grundlage. Mehr braucht es nicht zur Atmosphäre dieses Songs.

"Before the World was made" klingt sehr poppig. Eine wehmütig-romantische Ballade, die ein wohliges Gefühl zu erzeugen vermag. Eine sanfte Verbindung der Stimmen von Syrah und Mariko, vergleichbar mit einem Mango-Sorbet, dem eine Schokoladen-Creme beigesellt wird. Insgesamt aber harmonisch.

Das Besingen der Göttin des Glücks "O Fortuna" beginnt zunächst etwas schräg, wird dann mit orientalisch anmutenden Klängen fortgesetzt. Dazu passend ist der Gesang. Eine stimmige Nummer.

Ein "Minnelied", welches zurückversetzt in eine Zeit, in der solches Besingen angesagt war. Strotzend vor Leichtigkeit, wie ein fließendes Tuch aus Seide oder ein Schleier. Sehr angenehm. "Sumervar" unterscheidet sich kaum vom "Minnelied" und wird dadurch etwas langweilig.

Mit "A Chantar" geht es wieder ein kleines bisschen nach oben. Dennoch klingt es so, als hätte man ein Lied von FAUN mit einem elektronischen Beat unterlegt. Sehr dezent und leich schwach im Atem.

Insgesamt ist dies ein Album, das stark beginnt, aber zum Ende hin etwas an Kraft und Innovation verliert.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Thomas Trüter (27.03.2018)

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