OZ - Transition State

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VÖ: 20.10.2017
Bandinfo: OZ
Genre: Heavy Metal
Label: AFM Records
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Lineup  |  Trackliste

Die größte Überraschung der mir bis Dato unbekannten Schwedisch/Finnischen Heavy Metal Band OZ liegt darin, dass es die Truppe auf Papier bereits seit dem Ende der 70er gibt. Seit 1977 um genau zu sein. Und ja, es ist sogar noch ein Originalmitglied von damals mit an Bord, nämlich Drummer Mark Ruffneck. Beim ersten Hören war ich stets davon ausgegangen, dass es sich hier um eine relativ junge Band handelt, aber da muss ich mich selbst an erster Stelle korrigieren. Das verändert im Nachhinein auch die Betrachtungsweise auf einer der markantesten Hauptelemente des Albums, nämlich das Drumming. Ein konsequent im Midtempo gehaltenes klassisches Metal Album hört man heutzutage doch eher seltener. Es stellt sich die Frage, inwiefern dies als Qualitätsmaßstab herangezogen werden kann.

Okay, vielleicht muss ich mich ein wenig revidieren. Denn Ruffneck engagierte für die Aufnahme von "Transition State" eine komplett unbekannte, neue Mannschaft um sich herum. Unter diesem Aspekt könnte man also doch von einer jungen Band sprechen. Die Leistungen der einzelnen Beteiligten kann man, soviel vorweg, durchaus loben. Die Band klingt versiert, aber auch frisch und spritzig und hat hörbar Lust auf den Sound, den sie uns servieren. Wir reden von ganz klassischem und schnörkellosem Heavy Metal. Ruffneck hat alle Phasen dieser Spielart selbst mit- und durchgemacht, somit hört man in jedem Takt die pure Authentizität heraus. Vor allem die erste Hälfte des Albums fühlt sich songwriterisch trotz überaus druckvollem und modernem Sound nach Zeitreise an. "Bone Crusher" ist so simpel wie effektiv, ein Opener, der auf den Punkt bringt, um was es bei OZ geht. Stampfendes Drumming, sirenenhafter, klarer und kräftiger Gesang eines Sängers, welcher mal nach Joacim Cans klingt, um sich danach an einem Halford zu versuchen. Kernelement sind aber die sägenden und mächtigen Klampfen von Johnny Gross und Juzzy Kangas. Das Riffing ist ohne Frage klassisch im besten Sinne des Wortes, aber es ruht sich nicht auf eingefahrenen Patterns aus. Auch wenn das Tempo aller Songs recht straight und wenig abwechslungsreich geraten ist, so riffen sich die beiden Gitarreros überraschend geschickt durch die Songs. Die Soli sind unverkennbar an Tipton und Downing zu ihren Hochzeiten angelehnt, da machen wir uns nichts vor. Dennoch können sie eine ähnliche Intensität versprühen. Das muss auch erst mal gelingen. Gleiches gilt auch für Petty Peltola am Bass und Ruffneck himself, dass sie den simplen Songs mit ihren gekonnten instrumentellen Fähigkeiten genug Würze verleihen, um spannend zu bleiben.

Wie ist denn nun das Songmaterial an sich? Da gibt es ein paar Startschwierigkeiten. Die erste Hälfte ist zwar durchweg klassisch gehalten, es haben sich hier aber ein paar Langweiler eingeschlichen. Bereits genanntes "Bone Crusher" ist zwar solide, haut aber eben auch nicht vom Hocker. "Heart Of A Beast" und "Drag You To Hell", die sich beide an ACCEPT-Zitaten versuchen, dabei aber mehr wie HAMMERFALL zu ihren schlechtesten Zeiten klingen, sind gar komplett missraten. Dagegen steht mit "Restless" ein durchaus spannender, NWoBHM-inspirierter Hardrocker mit ordentlich Drive, auch wenn hier markante Hooks ausbleiben.

Dass es anders geht, zeigt die zweite Hälfte der Scheibe. "The Witch" ist ein echter Wachmacher nach einer schwachen ersten Hälfte. Da steigt die Faust automatisch gen Himmel, da werden die Nackenmuskeln gelöst, da wird der mächtige Refrain mitgeschrien, so muss das! "Never Close Your Eyes" ist straight, aber weitaus effektiver als die bereits erwähnten Stücke und nistet sich mit seinem düsteren Chorus in den Gehörgängen ein. "The Mountain" zeigt die Band von ihrer epischen Seite, akustische Gitarren und dezenter Gesang steigern sich zu einer pathetischen, aber überzeugenden Powerballade, die Spaß macht. "Demonized" wildert in "Painkiller"schen Gefilden, und der Rausschmeißer "We'll Never Die" strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und Spaß und darf gerne als Statement Ruffnecks durchgehen! Ja, so muss und soll der klassische Heavy Metal klingen! Live muss das ganze tatsächlich ziemlich knallen, so darf man berechtigt auf eine Tour im Support einer Band wie HAMMERFALL oder ACCEPT hoffen. Passen würde es wie Arsch auf Eimer!

Fazit: Klassischer Heavy Metal, durchgängig im Midtempo gehalten, welcher erst im späteren Verlauf des Albums sein vollständiges Potential offenbart. Ein paar Gurken weniger, gerade am Anfang, und hier wäre locker ein besseres Ergebnis rausgekommen. Denn OZ haben es verdammt gut drauf, simple, aber dennoch spannende Hymnen zu schreiben, wie die durchgängig gelungene zweite Hälfte der Scheibe beweist. Unterm Strich darf man dennoch zufrieden sein!



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (14.03.2018)

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