THE ABSENCE - A Gift For The Obsessed

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VÖ: 23.03.2018
Bandinfo: THE ABSENCE
Genre: Melodic Death Metal
Label: M-Theory Audio
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

"Ihr seid von schwedischem Melodic Death Metal nach Machart von AT THE GATES, DARK TRANQUILLITY und früherer ARCH ENEMY besessen? Dann haben die Amerikaner THE ABSENCE ein Geschenk für euch: "A Gift For The Obsessed", ihr erstes Album nach acht Jahren Abwesenheit!"

So oder so ähnlich hätte man die Rückkehr in gewohnt kitschigem Promosprech angepriesen werden können, aber bei THE ABSENCE hat sich seit "Enemy Unbound" (2010) nicht nur das Line-Up (der Gitarrenflügel wurde mit Taylor Nordberg und Joey Concepcion komplett neu gebaut), sondern auch die Labelsituation geändert: mit M-Theory ist jetzt ein vergleichsweise kleines amerikanisches Label für die Band zuständig, die zu Zeiten von "From Your Grave" und "Riders Of The Plague" nicht selten als amerikanische ARCH ENEMY gerühmt wurde, dann (nach dem dritten Album) aber unauffällig und unauffindbar verschwand.

Seitdem ist im Subgenre sehr viel passiert: AT THE GATES wurden erfolgreich reanimiert, DARK TRANQUILLITY veröffentlichten ein großartiges Album nach dem anderen und ARCH ENEMY klommen im Eiltempo die Karriereleiter empor. Braucht man da noch eine Band wie THE ABSENCE, die im Grunde nichts Neues anzubieten hat? Das Ausscheiden von Patrick Pintavalle und Peter Joseph, die beide natürlich maßgeblich für die charakteristische Gitarrenarbeit verantwortlich waren, liess zumindest Raum für Zweifel. 

Mit dem eröffnenden Titelstück wird dieser Raum aber unwiderruflich geschlossen. Die beiden verbliebenen Ur-Mitglieder Jeramie Kling (Drums) und Jamie Stewart (Vocals) sind Experten im schwedischen Melodeath und haben, wie die ersten Harmonien und Soli beweisen, bei dem neuen Saitengespann eine erstklassige Wahl getätigt. Quasi durchgängig wird die derbe Mischung aus Death und Thrash mit verspielten Leadmelodien verziert , es wird gehämmert ("Thought & Memory" und "Septic Testament") und es wird auch temporeich gethrasht ("The Forging" und "Celestial Hysteria") - manchmal könnte glatt der Eindruck entstehen, als würden THE ABSENCE jeden Moment ihren hauseigenen Vergnügungspark namens Riffland für alle echten Riff-Fetischisten eröffnen. Dass sich der Originalitätsfaktor der zehn Kompositionen dabei eher bedeckt hält, stört kaum bis gar nicht, da das Material einerseits hochwertig und leidenschaftlich interpretiert wird und man andererseits ja immer noch einen Jamie Stewart hat, der wie ein unmenschlicher Hybrid aus Johan Lindstrand, Angela Gossow und Tomppa Lindberg in's Mikrofon giftet und THE ABSENCE ein Profil gibt. 

Und genau diese brennende Passion für diesen Musikstil nehme ich THE ABSENCE einfach ab. Selbst bei der Gastwahl (Björn Strid im Tendencies-Cover "You Can't Bring Me Down​"), beim Mixing (David Castillo) und beim Mastering (Thomas "PLEC" Johansson) greift man auf schwedische Topadressen zurück und verstärkt damit das selbstproduzierte Inferno, das sich durchweg auf hohem Niveau bewegt und mich mindestens genauso sehr unterhält wie es dereinst "Riders Of The Plague" tat. Wem das nicht innovativ genug ist... bitteschön. Aber: hier wird nicht kopiert, sondern verehrt. Manchmal darf's auch das sein, besonders in diesen Qualitätsrängen.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (10.04.2018)

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