BARREN EARTH - A Complex Of Cages

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VÖ: 30.03.2018
Bandinfo: BARREN EARTH
Genre: Death Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Wenn man sich zur Causa BARREN EARTH durch das Internet arbeitet und dabei auf verschiedenste Meinungen trifft, bleibt doch ein Gesichtspunkt nahezu immer derselbe: die Finnen (und ihr isländisch-stämmiger Sänger) verdienen eigentlich viel mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit. Tatsächlich konnte man damals mit dem Release der Debüt-EP "Our Twilight" als illustres Gespann unverzüglich eine größere Schar an Hörern für sich gewinnen, die sich seitdem aber zumindest gefühlt nicht allzu sehr vergrößert hat. Was man aber nicht missachten darf: BARREN EARTH zogen eine eigenwillige Mischung aus Prog, Melodic Death und Doom Metal heran, hausieren dennoch bei einem der größten Metal-Labels und sind auf den meisten Bühnen dieses Planeten eher seltene Gäste, verwahren gleichzeitig aber auch das mehr oder minder offene Geheimnis, dass man durch Hauptbetätigungsfelder wie KREATOR, MOONSORROW, AMORPHIS und HAMFERÐ einen ausgelasteten Terminkalender verwalten muss. 

Ähnlich wie beispielsweise BLOODBATH nahmen und nehmen aber auch BARREN EARTH ihre Sache sehr Ernst und lieferten deshalb seit ihrer Gründung nicht mal ein einziges unausgereiftes Produkt, das dem Einfluss des Supergroupfaktors als zielsicherer Marketingverstärker oder dem Reiz des gefühlskalten Instrumentalbenchmarks erlag, ab, sondern erschufen drei annähernd gleichwertige Werke zwischen instrumentaler Raffinesse und atmosphärischem Tiefgang und meisterten nebenbei auch noch einen vermeintlich kritischen Sängerwechsel inklusive der nahtlosen Integration Jón Aldarás, der sich mit seiner famosen Leistung auf "On Lonely Towers" zwischen Genreikonen wie Mikko Kotamäki (sein Vorgänger) und Mikael Akerfeldt platzieren konnte. In der etwas längeren Geschichte des Metal gab es wohl schon schlechtere Prognosen für ein anstehendes Album als im Falle von "A Complex Of Cages", wobei man durch die Demission von Keyboarder und Songwriter Kasper Mårtenson, der fortan durch Antti Myllynen ersetzt wird, auch dieses Mal mit einem Personalwechsel umgehen musste.

Beirren lassen sich BARREN EARTH allerdings auch davon nicht. Bereits nach den ersten Tönen von "The Living Fortress" erkennt man sie umgehend wieder und darf sich im - zugegebenermaßen manchmal etwas wahnwitzig anmutenden - Universum heimisch fühlen. Ihr größtes Privileg ist aber genau diese immense Vielseitigkeit gepaart mit der künstlerischen Expertise, die es ihnen erlauben, akustische Abschnitte, metallische Breaks und virtuos eingeflochtene Fremdeinflüsse wie selbstverständlich ineinander übergehen zu lassen. Ein kurzer Flamencoeinschub wie in "Further Down"? Warum nicht? Ein zweiminütiger, psychedelisch-verschrobener Prolog wie im doomigen "Zeal"? Fantastisch. Folk-Einflüsse wie in "Ruby"? Dürfen natürlich auch nicht fehlen. Diabolische, in wabernde Keyboards getauchte Blasts wie in "Scatterprey"? Wir reden ja immer noch von Metal. Was haben wir vergessen? Genau: die melancholisch-kauzige Ballade namens "Withdrawal" zum Abschluss.

Das alles wird so homogen vorgetragen, dass man BARREN EARTH dafür, auch wenn sie mit ihrer Verspieltheit und den klangvollen, fast schon pathetischen Vocals manchmal kurz vor der Grenzüberschreitung zwischen Genie und Wahnsinn stehen ("Solitude Pith"), nur Respekt beimessen kann. Wenn selbst Songs à la "Dysphoria" und "Spire", die nun auch nicht mit unterschiedlichsten Einflüssen geizen, dagegen wie gängige Standards erscheinen, weiß man einfach, mit welcher Band man es zu tun hat - im positiven Sinne natürlich. Denn: Sie schaffen es erneut, dem Aberwitz wohldosiert die Kontrolle zu überlassen und parallel dazu den berüchtigten roten Faden durchzufädeln, was in Anbetracht aller in "A Complex Of Cages" untergebrachter Stilistiken schon ein Phänomen für sich ist. Genauso wie übrigens V. Santura (DARK FORTRESS, TRIPTYKON), der den Viertling soundtechnisch veredelt hat. Dass sämtliche Kompositionen nicht nur in einer ruhigen Minute greifbar werden, sondern einige Durchläufe benötigen, sollte selbstverständlich sein, aber mein weiß bei BARREN EARTH spätestens seit "On Lonely Towers", dass man auf alles vorbereitet sein sollte, weil es mit Musikern zu tun hat, deren Kreativität keinerlei Limitierungen kennt. 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (04.04.2018)

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