GRIMNER - Vanadrottning

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VÖ: 09.02.2018
Bandinfo: GRIMNER
Genre: Folk Metal
Label: Despotz Records
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Lineup  |  Trackliste

Horcht auf ihr, die ihr auf die alten Götter des Nordens trinkt, die ihr fletscht eure Äxte und in die Schlacht wider eure Feinde zieht, hört die Kunde eurer Schildbrüder von GRIMNER, weit aus dem Norden! Sie haben eine Botschaft für euch, von Krieg und Frieden, von Siegern und Besiegten, von Leben und Tod! Erinnert ihr euch an die Geschichten, die die Seherin uns lehrte? Vom großen Krieg zwischen den Geschlechtern der Götter, den Wanen und den Asen, den Wissenden und den Mächtigen? Damals trug es sich zu, dass die Königin der Wanen ward gefangen genommen, weil sie Gier über die Asen brachte, wofür sie ein schweres Schicksal auf sich nahm. Odin, Allvater der Götter, mitsamt seiner Sippe, er verbrannte die Gullveig bei lebendigem Leibe, auf dass sie sich nie wieder erheben möge! Doch sie rechneten nicht damit, dass die Wanin zu mächtig war, als dass sie nur einmal sterben würde, nein, sie erstand nach ihrem Tode wieder und erlitt dasselbe grausige Schicksal erneut, wieder und wieder fiel sie den lodernden Flammen zum Opfer. Diese Erzählung von Leiden und Tod ist es, die GRIMNER euch nahe bringen mögen, so wie sie eure Gemüter wärmen mögen mit feierlichem Flötenspiel und ein Feuer in eurem Herzen entfachen mit dem wilden Getöse ihrer Gitarren und Trommeln. Eine große Freude hatten sie beim Dichten dieser Zeilen und beim Schreiben dieser Melodien, doch war es auch mit großem Schmerz und auslaugenden Mühen verbunden. Deshalb, Brüder und Schwestern, lasst mich erzählen vom Spielen von GRIMNER und ob es halten kann, was es verspricht!

*Hust* okay, um den Lyriker jetzt aber mal wieder in den Schrank zu packen, was kann man vom neuen Werk von GRIMNER erwarten? Mit ihrem letzten Album, das auf den Namen "Frost Mot Eld" hört, bewiesen die Berserker aus dem hohen Skandinavien ja, dass sie durchaus in der Lage sind, mit vergleichsweise simplen Mitteln sehr viel zu bewirken. Ihr von manchen als generisch bezeichneter Spielstil zeichnete sich ja besonders im Vergleich zu anderen Genrekollegen durch seine Schnörkellosigkeit aus. Rhythmische Gitarren, präzises Drumming und eine Melodieführung, die größtenteils auf Blockflötenklängen beruhte, ab und an ein hintergründiges Keyboard oder eine folkige Klanguntermalung, mehr brauchte es eigentlich gar nicht. Fast schon ekstatische, orchestrale Ausuferungen wie bei WINTERSUN oder MOONSORROW suchte man hier vergebens, was bei beliebten Nummern wie "Eldhjärta" gerne einmal für eine feucht-fröhliche Stimmung sorgen konnte, die noch dem letzten grimmigen Bartträger ein Grinsen aufs Gesicht zu zaubern vermochte. Nun, nach einer bereits zehn Jahre langen Bandgeschichte, sollte das vergleichsweise simple, aber dafür überaus stimmige Konzept noch erweitert werden, ohne aber seinen ganz eigenen "Wirtshaus-Hau-auffe!"-Charme zu verlieren (eine bessere Beschreibung fiel mir jetzt nicht ein, tut mir leid). Wie sie das erreichen wollten? Nun, anstatt sich ausschließlich auf die Flöte, ab und an einmal ein Keyboard und gegebenenfalls hintergründige Folkpassagen zu verlassen, wurde das Repartoire der Musiker noch einmal um einige andere Elemente erweitert und in ein leicht anderes Licht gerückt. Immer wieder stößt man beispielsweise auf überraschend klassisch angehauchte Pianopassagen und (zugegeben) auch auf die ein oder andere orchestrale Untermalung, die aber immer eine eher untergeordnete Rolle spielt.

Wie das nun aber in der Praxis funktioniert? In keinem Falle schlecht, doch auch nicht so gut, wie es vielleicht sein könnte, dabei beginnt "Vanadrottning" mit dem gleichbenannten Opener so vielversprechend. Beginnend mit einem kurzen, von Kriegstrommeln geleiteten Intro, bringt man den Hörer hier schnell in eine passende Stimmung, bevor er kurzerhand mitten ins Geschehen geworfen wird. Ein schnelles, aggressives Grunddtempo wechselt mit dem typischen mehrstimmigen Männerchor, den wir alle so lieben, alles wie gehabt. Dann plözlich Stille, allem Lärm wird der Stecker gezogen, und alles was man hört ist die wärmende, fast schon romantisch klingende Melodie eines Pianos im Walde, bevor der große Krawall wieder losgeht und vehement die Trommelfelle zittern lässt, so macht man Stimmung! An den Vocals hat sich, obgleich für das neue Album ein neuer Clean-Sänger zur Band gestoßen ist, überraschend wenig geändert, was wohl größtenteils auch dem zu schulden ist, dass man sich dem Stil des Vorgängers angepasst hat und auch eine gewisse Ähnlichkeit der Stimmfarbe nicht zu leugnen ist. Der Besetzungswechsel läuft hier so glatt wie bei wenigen Bands zuvor, was vor allem eingesessenen Fans der Band ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte. Dreckig, bodenständig und voller Energie, es scheint fast so, als hätte sich nichts geändert.

Ein Wehrmutstropfen: Leider lässt die Kreativität der Band nach dem Opener zumindest für ein paar Songs merklich nach. Was dem Titeltrack nachfolgt ist zwar nicht unbedingt schlechte Kost, allerdings findet sich hier kein einziger wirklicher Aufreger, das Album "plätschert" eben nur so vor sich hin. Hier wurde versäumt, wirklich Akzente zu setzen, die den Songs einen Wiedererkennungswert geben, es wirkt zwar alles solide, nicht zuletzt dank der neu ausgearbeiteten Instrumentalisierung, aber 2018 haut das leider niemanden mehr vom Hocker. Spätestens mit "Fafnersbane", das mit einem netten kleinen Auftritt der ikonischen Stimme von Erik Grawsiö glänzt, scheint diese Durststrecke aber überwunden zu sein, ab hier kehrt man wieder zu alter Stärke zurück. Vor allem "Dödens Dans" erinnert wieder wesentlich mehr an das letzte Album, wenn auch mit einem Hauch mehr Bombast, der im Abschlusstrack "Sången Om Grimner" seinen absoluten Höhepunkt findet. Als netten Bonus obendrauf gibt es danach noch den wenig älteren Song "Freja Vakar" zu hören, der zum Besten gehört, was GRIMNER im Repartoire haben!

Letztenendes ist "Vanadrottning" ein solides Album geworden, das zwar in der ersten Hälfte etwas schwächelt, dafür aber im Abgang umso mehr zu überzeugen weiß. GRIMNER haben hier den Spagat zwischen dem Aufnehmen von neuen Einflüssen in ihre Musik und dem Beibehalten alter Stärken und ihres ureigenen, dreckig-wilden Sound gekonnt gemeistert! Fans des gediegenen Folk Metal werden also durchaus Freude haben, verglichen mit dem Vorgängerwerk "Frost Mod Eld" muss sich "Vanadrottning" aber geschlagen geben.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Daniel Csencsics (19.04.2018)

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