BLESSTHEFALL - Hard Feelings

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VÖ: 23.03.2018
Bandinfo: BlessTheFall
Genre: Emo Core
Label: Rise Records
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Lineup  |  Trackliste

Meine These: Emocore ist zu Unrecht verrufen. Das beste Beispiel für diese Aussage liefern die US-amerikanischen BLESSTHEFALL, die mit „Hard Feelings“ zeigen, dass ihr bisher rundestes Album absolut keine Versöhnung, sondern eine Kriegserklärung darstellt. Die Produktion ist rund, die Riffs sitzen, nur schwächelt die Band auch bei der nunmehr sechsten LP an einem ausgewogenen Verhältnis von Cleans und Shouts. Was hier zunächst nach Kritik auf hohem Niveau klingt, kostet einige Songs auf „Hard Feelings“ allerdings einiges an Potential. Nichtsdestotrotz lässt sich die Platte als bisheriger Höhepunkt in der Karriere von BLESSTHEFALL bezeichnen. Wie diese beiden Aussagen zueinander passen, lest ihr hier:

Auf „Hard Feelings“ setzen BLESSTHEFALL (endlich) vermehrt auf das, was sie eigentlich schon immer sehr gut konnten: Harte Riffs, eine gelungene Präsentation und ein abwechslungsreiches und eingängiges Songwriting. Schon der erste Track „Wishful Sinking“ (tolles Wortspiel übrigens) legt ordentlich Tempo vor und findet ein gutes Gleichgewicht zwischen kraftvollen Shouts und der klaren Stimme von Beau Bokan. Besonders der Breakdown gegen Ende bietet ein ordentliches Eskalationspotential: Das Tempo wird noch einmal mehr angezogen und mit Elektroelementen verflochten, die mich persönlich in den Core der 2000er zurückversetzt haben. Ein bisschen Nostalgie, eine Prise Innovation – die Eröffnung von „Hard Feelings“ weiß zu überzeugen. Leider stellt sich schnell heraus, dass derartig on point geschriebene Songs doch eine Ausnahme sind. Ausreißer nach unten finden sich jedoch auch nicht, der Großteil der Platte bewegt sich auf dem durchschnittlichen Niveau der Band.

Um hier den Fokus auf die guten Aspekte von „Hard Feelings“ zu legen, lege ich euch im Folgenden einfach die Tracks ans Herz, die wirklich begeistern. Seid wie gesagt aber versichert, dass der Rest durchaus mindestens hörbar ist. Mit „Feeling Low“ verbinden BLESSTHEFALL erneut elektronische Elemente mit klassischem Core und schaffen es so, den oben bereits erwähnten Geist des 2000er Emocore gelungen in das Jahr 2018 zu transportieren. Das klingt frisch, melodisch und abwechslungsreich. Wer zudem beim Genuss von „Cutthroat“ nicht exakt aussieht wie ein zorniges Baby, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen.

Schon das erste Riff treibt den Puls auf 180, die Pupillen weiten sich, Adrenalin wird ausgeschüttet. „Cutthroat“ ist der mit Abstand größte Brecher der Bandgeschichte von BLESSTHEFALL und darüber hinaus auch noch ein gutes Beispiel für zeitgemäßen Metalcore mit Emo-Touch. Auch „I’m Over Being Under(rated)“ präsentiert sich durchaus griffig und spielt mit tollen Melodien und Strukturen.

BLESSTHEFALL erfinden mit „Hard Feelings“ keineswegs das Rad neu, sondern bewegen sich, um die Phrase vollends auszukosten, mit neuem Schuhwerk auf altbekannten Wegen. Insgesamt rückt Beau Bokan und mit ihm das ‚Emo‘ von Emocore (mir persönlich) jedoch zu sehr in den Vordergrund. „Hard Feelings“beinhaltet im Schnitt ein bisschen zu wenig ‚hard‘ und einen Hauch zu viel ‚feelings‘, was besonders vor dem Hintergrund einiger äußerst gelungener Songs dann doch etwas schade ist.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lucas Prieske (02.06.2018)

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