FIRTAN - Okeanos

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VÖ: 13.07.2018
Bandinfo: FIRTAN
Genre: Melodic Black Metal
Label: Art Of Propaganda Productions
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Dass ich auf FIRTANs zweites Album "Okeanos" quasi nur wegen dem Artwork gestoßen bin, bedarf keiner weiteren Worte - so funktioniere ich nunmal und mittlerweile weiß das vermutlich auch jeder. Eigentlich kann man das auch nur schwer glauben, schließlich wurden die Lörracher in den letzten Jahren aus allen Richtungen, seien es die Presse oder Youtuber wie der dunkle Parabelritter gewesen, mit nur schwer überhör- bzw. übergehbaren Festgesängen bedacht. Einen guten Zeitpunkt habe ich aber wohl trotzdem getroffen, da sich das Zweitwerk konzeptionell in maritime Gefilde wagt und damit, wenn man beispielsweise von einem "Galeere" absieht, eher einsam durch die Gewässer treibt. Gegenüberstellen sollte man beide Werke aber trotzdem nicht, denn abgesehen vom akustischen Harnisch aus Markus Stocks Klangschmiede und dem schwarzmetallischen Grundgedanken unterscheidet man sich deutlich von EÏS - vor allem kompositorisch und atmosphärisch.

Stattdessen nimmt man auf "Okeanos" z.T. progressive Gestalt an und versucht sich in vielschichtigen Arrangements um Chöre, gesampeltes Meeresrauschen, Akustikgitarren und hysterisches Keifen auf einem profanen Black Metal-Fundament. Spielt man all das kombiniert aus, gelingt das so fantastisch wie im Opener "Seegang" (und zum Abschluss übrigens auch "Siebente, letzte Einsamkeit"), der mich nicht wenig - ja, ich weiß, dass das auch anderen Rezensenten bereits aufgefallen ist, weil es nunmal einigermaßen eindeutig erscheint - an "Οἶνος πρὸ τοῦ Πολυφήμου (Wein für Polyphem)" von HELRUNAR erinnert. Die Thematik um Charybdis und Skylla muss ich daher wohl auch nicht weiter beleuchten.

Gelingt ihnen das nicht, weil man eines oder mehrere Elemente vorübergehend ausklammert (in "Tag Verweil" beispielsweise) und sich in häufigen Stilwechseln (im Interlude "Purpur" wird es fast schon shoegazig) verliert, enttäuschen FIRTAN zumindest mich persönlich, weil ihr Potenzial einerseits in durchschnittlichem deutschen Black Metal ertränkt wird und man andererseits an manch einer Stelle einfach zu viel will. Man registriert natürlich schon, dass besonders großer Wert wird auf Abwechslungsreichtum gelegt wird, aber genau darin verfängt man sich des Öfteren, worunter schlussendlich auch die Atmosphäre, die Immersion leidet. So gut umgesetzt manches in den einzelnen Songs (die kaskadisch-amerikanischen Akustik-Einflüsse in "Nacht Verweil", die ein wenig an PANOPTICON und ALDA erinnern, sind sehr gut integriert) auch klingen mag: ein wirklich flüssiges (scnr) Hörerlebnis will ihnen dabei schlichtweg nicht gelingen.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: "Okeanos" ist trotz diverser Unzulänglichkeiten sicherlich kein mittelmäßiges Werk und weiß durchaus zu bekräftigen, dass FIRTAN ein eigenes Profil und auch enorm viel Begabung mit sich bringen. Streckenweise aber, und das weiß der fünfte Song nicht nur musikalisch, sondern auch mit seinem Titel "Uferlos" zu bestätigen, funktioniert die Koexistenz aller eingebrachter Stilistiken nicht so reibungslos, als dass sie ein stimmiges Gesamtbild ergeben würden. Dadurch bleibt ein Album, dass, wenn man großzügig über eben diese oftmals fehlende atmosphärische Bindung hinwegsehen kann, definitiv einen interessanten Charakter hat und anhand vieler Ideen auch zweifelsohne hörenswert ist, dem Hörer aber einige Male das Gefühl vermittelt, dass hier noch mehr möglich gewesen wäre.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (24.07.2018)

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