RITUAL AESTHETIC - Wound Garden

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VÖ: 27.07.2018
Bandinfo: RITUAL AESTHETIC
Genre: Industrial
Label: Cleopatra Records
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Lineup  |  Trackliste

Gesangslos und düster wabert "Stasis" daher. Wie aus dem Intro eines Horror-Films entnommen, dauert dieser Titel nicht sehr lange, bildet dennoch einen Vorgeschmack auf das, was RITUAL AESTHETIC sich für dieses Album ausgedacht haben.

Melodiöser und wuchtiger brettert "Life Amnesia" daher. Verzerrte Vocals, Synthies und Beats zum Mittanzen lassen das Leben fast vergessen. Dieses wird zu einem flüchtigen Hintergrundgedanken in den Hirnwindungen des Publikums.

Konträr zum Analogen, was im Titel von "The Analog Flesh" anklingt, geht es technoider los. Also ob durch ein altes Radio gesprochen wird. Das analoge Fleisch wird in einen synthetischen Strudel gerissen, die Stimme geht stellenweise fast unter im Gitarren- und Keyboardgewitter.

Drums wie eine Schreibmaschine und kaum zu verstehender Gesang. Synthetische Monotonie in "Divided". An sich wieder eine mitreißende Nummer, besonders für Menschen, die lineare Songstrukturen mögen bei denen weniger Fokus auf die Vocals gelegt wird. Selbige treten in "Divided" als Geräuschbrei auf, der sich auf das restliche Geshredder legt, das nur kurz von dezenteren Teilen unterbrochen wird.

"Dread" kommt als Nummer für Menschen mit Dreads der synthetischen Art daher. Besonders für die Knicklichter der Tanzflächen eine interessante Sache.

Was zunächst nach schlecht gemacht klingt, heißt hier "Malefaktor". Ein Song, der sich deutlich von dem abgrenzt, was bislang auf diesem Album geschehen ist. Nicht, dass der Gesang besser zu verstehen ist. Vielmehr ist die Rhytmik hier eine andere, wie auch das Tempo verhältnismäßig langsam ist. Endlich kommt mal etwas Abwechslung in die Sache.

Was genau hat "Mechanism Of Desire" mit Verlangen zu tun? Neben Titel und Thema wahrscheinlich den Wunsch, einen auf dezente Synthspuren, ein wenig Akustik-Gitarre und dezent eingestreute, unverständliche Vocals reduzierten Song zu machen. Mit etwas mehr als sieben Minuten ein längeres Machwerk. Aber auch ein eher wenig interessantes.

"Chemical Weapons" klingt wie das Ergebnis eines Chemiewaffenangriffs. Dystopisch, sphärisch. Hier passen die verhältnismäßig dezente Instrumentierung und die Radiostimme. Die Vocals sind hier überraschenderweise deutlicher in den Vordergrund gestellt, so als ob das Menschliche hinter den Chemie-Waffen in ebendiesen Vordergrund gerückt werden soll.

Haben RITUAL AESTHETIC bei "Amnesiac" etwa die Aggresivität des Albumanfangs vergessen? Mehr Radiostimme, mehr Tanzbarkeit. Die Geradlinigkeit der Songstruktur bleibt bestehen, erhält allerdings einen Schuss mehr Düsternis.

 

Fazit: Ein Album, das gegen Ende an Tempo und Opulenz verliert. Was nicht zwangsläufig als Negativum auszulegen ist.

 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Thomas Trüter (23.08.2018)

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