ALICE COOPER - A Paranormal Evening With Alice Cooper At The Olympia Paris

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VÖ: 31.08.2018
Bandinfo: ALICE COOPER
Genre: Hard Rock
Label: earMusic
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Lineup  |  Trackliste

Vor ein paar Monaten, konkret am 7. Dezember 2017, war ALICE COOPER live in Paris, und von diesem Auftritt im OIympia gibt es nun das absolut lässige Live-Album: „A Paranormal Evening With Alice Cooper at the Olympia Paris“.

Zur Erinnerung: das letzte Live-Album ist schon wieder ein paar Jahre her, nämlich „Live aus Wacken“, aufgezeichnet 2013, erschienen 2014.
Inhaltlich tut sich bei ALICE COOPER von einem Live-Album zum anderen nicht viel, weil natürlich immer die Killer Songs rauf müssen, ohne die es nicht geht, wie „No More Mr. Nice Guy“, „I’m Eighteen“ oder der Allzeit-Mega-Renner „School’s Out“.
Trotzdem hat aber jedes Live-Album vom alten Schock-Rocker etwas, wo man nicht umhin kann, egal, ob es die Location ist oder die Musiker, die er um sich schart. Ihn nicht live zu kennen, bedeutet eigentlich eine Bildungslücke.

Etwas Neues über seine Musik zu erzählen ist fast nicht möglich, auch nicht zu seinen Auftritten. Die ALICE COOPER Show ist seit Jahren ein Klassiker und punktet immer noch mit Showeffekten und Humor – und das mit einem Mr. Furnier am Mikro, der heuer seinen 70er feiert.

Also betrachten wir mal den Hörgenuss genauer: Die Aufnahmequalität ist 1A, Fokus bei den einzelnen Songs liegt auf der Band, man hört das Publikum überwiegend dezent im Hintergrund; bekommt also mit, dass es ein Live-Mitschnitt ist, hat aber trotzdem hervorragenden Musikgenuss. Die Abstimmung ist so fein ausgewogen, dass man sich in den Saal versetzt fühlt. Schließt man die Augen, kann man sich wunderbar dieses Konzert vorstellen. Und genau das erwarte ich mir von Live-Alben, dass sie mich mitten ins Publikum holen und mich erinnern lassen oder miterleben lassen, was ich nicht selbst gesehen habe.

Drei Gitarristen am Werk - das hört man - der Sound ist voll, satt und klar. Während der Show dürfen die Bandmitglieder auch als Background-Sänger aktiv werden, und das machen sie ebenfalls hervorragend. Weiters sind immer wieder Einsätze und Gesangspassagen vom Publikum zu hören, vor allem bei den beliebten und breit bekannten Nummern. Hier ist die Aufnahme ebenfalls sehr gut und man kann die Begeisterung richtig miterleben.

CD1:
Highlights sind der düstere Marsch vom Opener „Brutal Planet“, die tollen Gitarren bei „Under My Wheels“, der bluesige Sound von „Department Of Youth“, „Pain“, bei dem man die Musik und den Gesang fast 1:1 in Bildsprache umgewandelt sieht, das mega-bekannte „Million Dollar Babies“, das im Wechsel Gitarre-Gesang-Backingvocals-Publikumchor perfekt aufgeführt wird, oder der Schwung von „The World Needs Guts“. “Woman Of Mass Destruction“ wird mit einem langem Instrumentalteil am Schluss gespielt, der aus einem geilem Gitarrensolo, Mega-Riffs, Keyboardklängen und Mitklatsch-Anteil besteht, und dann in das laszive „Poison“ übergeht, dessen Bekanntheit zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Beendet wird CD 1 mit „Halo Of Flies", das mit psychdedelischem Gitarrensound im Stil der 60er/70er glänzt und bei dem die Rhythmusleute Glen Sobel (Schlagzeug) und Chuck Garric (Bass) ihre Soli liefern.

CD2:
Gestartet wird mit „Feed My Frankenstein“, einer weiteren Kultnummer vom Altrocker. Gewittereffekte und andere schaurige Soundeffekte lösen natürlich umgehend Begeisterungsstürme im Publikum aus. Dumpf, düster und basslastig wummert die Nummer voran, zur Auflockerung folgt noch ein längeres Gitarrensolo. „Cold Ethyl“ besticht durch lässige Gitarrenarbeit bzw. knackig gehaltene Riffs, Alice singt weniger, dafür gibt es lange Instrumentalstrecken. Mit grölenden, verlangenden „Alice“-Chören wird „Only Women Bleed“ eingeleitet. Das Lied entwickelt sich zu einer andächtigen Ballade wo Alice hören lässt, dass er beim Singen auch ordentliche Höhen erreichen kann. Nach diesem musikalisch ruhigen Stück geht es nahtlos über ins groovige „Paranoiac Personality“, bei dem man herrlich mitgrölen und rocken kann. Je weiter wir kommen, umso variabler wird das musikalische Angebot. Mit der „Ballad Of Dwight Fry“ geht es wieder retour zu Piano und schummrig schmalzigen Gitarren. Die Lyrics kommen im Sprechgesang, die Refrains etwas schräg und beendet wird in einer Art Duett aus Alice & Gitarre. Die Gitarren dürfen dann auch dominieren, ebenso Bass und Soundeffekte, um den Übergang zu „Killer / I Love The Dead“ zu markieren. Eigentlich nur zwei Themes, die nun in Kombination geliefert werden und keine gesungenen Nummern.
Zum Ende des Albums die absoluten Highlights: „I’m Eighteen“ und „School’s Out“. Von der Band cool im 70er-Stil gespielt und begleitet vom begeisterten Publikum. Zwischen beiden Liedern gibt es die obligatorische künstlerische Pause, damit „School’s Out“ entsprechend eingeklatscht bzw. –gestampft werden kann. Dann Schulglockengeläute - no,na - und die wahrscheinlich jedem bekannten Riffs. Warum singt Alice das eigentlich noch selbst? Kann ja echt das Publikum übernehmen. Die Band glänzt noch mal an allen Instrumenten und führt zum neuen Höhepunkt, nämlich den Takten von „Brick In The Wall“. 
Ganz am Ende gibt’s von Alice noch eine Vorstellung der Bandmitglieder, seine Abschlussrede und ein „Merry Christmas“, weil es zur Zeit der Aufnahme kurz vor Weihnachten war.

Fazit: Eigentlich ein Live-Album, um das man nicht rum kann. Es wird auf den beiden CDs einiges geboten, da der alte Herr ein hervorragender Showman ist. Er und seine Band schaffen es, im Kopf Bilder vom Auftritt entstehen zu lassen und mit dem begeisterten Publikum mitzuleben. Das Live-Erlebnis ist erste Sahne. Zusätzlich schwebt im Hinterkopf mit: Er ist 70 - wer weiß, wie lange es noch neue ALICE COOPER Live-Alben geben wird.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Lady Cat (30.08.2018)

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