BLAZE BAYLEY - The Redemption Of William Black (Infinite Entanglement Part III)

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VÖ: 26.10.2018
Bandinfo: BLAZE BAYLEY
Genre: Heavy Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Dass Blaze Bayley neben seinem dicht durchgeplanten Tourkalender noch Zeit findet, neue Alben aufzunehmen, grenzt eigentlich an ein Wunder. Der 54-jährige Brite tourt scheinar rastlos durch die Weltgeschichte, um mit seinen mittlerweile zehn Soloalben, nebst dem einen oder anderen IRON MAIDEN- oder WOLFSBANE-Klassiker, sich selbst und die Fans zum Schwitzen zu bringen. Bayley ist die klassische Rampensau, er liebt und lebt seine Auftritte. Und das mit einer Leidenschaft und Energie, von der viele junge Bands nur träumen können.

Bei den Studioalben ist es mit genau dieser Energie so eine Sache. Die ist dem guten Blaze nämlich im Laufe der Jahre allmählich abhanden gekommen. Was waren das Solo-Debüt "Silicone Messiah" (2000), dessen Nachfolger "Ghost in the Machine" und auch die folgenden Veröffentlichungen noch für Killerscheiben! Wenn man sich ein wenig bemühte, konnte man förmlich riechen wie der Schweiß Bayleys aus den Poren der Tonträger kroch. Doch mit der Zeit ging den Veröffentlichungen zusehends ein wenig die Luft aus. Und so benötigt auch "The Redemption Of William Black", seines Zeichens dritter Teil einer durchaus ambitionierten SciFi-Trilogie, eine gewisse Anlaufzeit, um anzukommen. Das ging sogar so weit, dass ich nach den ersten beiden Hördurchläufen bereits vom schwächsten Album schwadronierte, das der Brite jemals aufgenommen hatte. Doch dann, nach ein paar Tagen Auszeit, gab ich dem dritten Teil der "Inifinite Entanglement"-Saga noch eine Chance. Und plötzlich machte es "Klick". Zugegeben, es war ein leises Klicken, doch deutlich genug, um das Werk doch noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Aus dem anfangs ganz und gar höhepunktslosen Einheitsbrei, einem Geschwurbel aus kopflastigem Möchtegern-Prog und Bayleys typisch theatralischem Gesang, kristallisierten sich plötzlich Momente heraus, die sich unerwarteterweise in den Gehörgängen eingenistet hatten. Etwa "Redeemer", der eigentlich unspektakuläre Opener. Oder "18 Days". Der Song beginnt mit vielversprechender Dramatik, überrascht dann sogar als Duett mit einer im Promosheet namentlich nicht näher genannten Sängerin (eine Recherche verriet mir, dass es sich um eine gewisse Liz Owen handelt) und baut sich zunächst gut auf (inklusive der für Bayley-Shows bekannten Ooohoohooo-Mitsing-Parts). Dafür endet er dann ohne wirklich einen Höhepunkt gefunden zu haben. Ein Problem, das sich auch auf "Are You Here" wiederfindet. Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass sich Blaze durch das Konzept etwas zu sehr selbst blockiert hat, was eben zu einer gewissen Kopflastigkeit führen musste. Dabei ist der Arbeiter Blaze Bayley genau dann so richtig stark, wenn er frei von allen Gedanken voll auf die Scheiße hauen darf und rausbrüllt, was ihm auf der Zunge liegt. Wie zum Beispiel "The Dark Side Of Black", das direkt an die glorreichen Zeiten anschliesst. Ich habe also doch noch meinen Favoriten auf diesem Album gefunden!

Nun ja. Die Erlösung vom guten Willi Black war zumindest für mich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Etwas hüftsteif produziert, streckenweise zu vertrackt, dennoch mit starken Momenten und den typischen Trademarks. Andernorts konnte man vom "besten Album, das Blaze Bayley je geschrieben hat" lesen. Das kann ich so nicht unterschreiben. Es ist ein solides Album, dem ein wenig die Unbekümmertheit und der ureigentliche Sinn des schweißgetränkten Rock'n'Roll fehlt. Ein Mikrokosmos, in dem Bayley normalerweise König ist. Ob er damit neue Fans an Land ziehen wird, weiß ich nicht. Zu wünschen wäre es ihm trotzdem, denn echte Typen wie Blaze braucht die Szene wie einen Bissen Brot.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: adl (19.10.2018)

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