FIFTH ANGEL - The Third Secret

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VÖ: 26.10.2018
Bandinfo: FIFTH ANGEL
Genre: Heavy Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Momentan scheint ein großes Revival solcher alter US-Metal-Recken stattzufinden, die kurz davor waren, an die Spitze zu kommen und es dann leider doch nicht geschafft haben. Neben HEIR APPARENT, die doch eher dem Prog zuzurechnen sind, kommen fast zeitgleich die göttlichen FIFTH ANGEL wieder angerollt. Fast dreißig (!) Jahre nach ihrem letzten Album "Time Will Tell" kommt das nunmehr dritte Album, passend betitelt mit "The Third Secret", auf den Markt. Ausgestattet mit einem Deal bei Nuclear Blast versucht die Truppe die letzten Jahrzehnte, in denen bis auf ein paar Auftritte in den letzten Jahren (u.a. 2010 und 2017 beim "Keep It True") nicht wirklich viel geschah, vergessen zu machen und an alte Glanztaten anzuknüpfen. Wo bei anderen Bands bei sogenannten "Reunions" oftmals lediglich der alte Name aufgewärmt wird, ist bei FIFTH ANGEL auch wirklich FIFTH ANGEL in der Tube drin. Man kann sagen, dass es sich (fast) um das Original-Lineup handelt, einzig Sangesgott Ted Pilot ist leider nicht mehr dabei. Anstatt sich einen anderen Sänger zu suchen (was bei vergangenen Livegigs der Fall war), wurde für das neue Album einfach Gitarrero Kendall Bechtel engagiert, um neben der Klampfe auch seine Stimmbänder zu strapazieren. Und der Knabe muss sich weiß Gott nicht vor seinem großen Vorgänger verstecken - im Gegenteil.

Auch Drum-Tausendsassa Ken Mary (u.a. Alice Cooper ) ist wieder mit von der Partie. Schon nach den ersten Tönen wird klar, dass es sich hier nicht um eine Alte-Männer-Revue handelt, sondern die Herren lassen es amtlich krachen. War das 1988er-Album, welches von Terry Date (z.B. RUSH) produziert wurde, doch etwas kommerzieller ausgerichtet, so geht der neue Streich eher wieder in Richtung des für mich besten FIFTH ANGEL-Werks, nämlich des Debutalbums von 1986, welches 1988 von Roadrunner remixed  wiederveröffentlicht wurde. Die Produktion ist superb, jedes Instrument ist detailreich zu hören und die Drums geben ordentlich Gas, während der Bass schön pumpend aus den Boxen tönt. So sollte eine US-Metal-Scheibe anno 2018 wirklich klingen, leider sieht die Realität bekanntlich ja oftmals anders aus.

FIFTH ANGEL waren ja unter anderem auch immer bekannt für ihre Hymnen à la "Call Out The Warning" oder "In The Fallout". Auf dem neuen Rundling wird für Liebhaber dieser formidablen Mucke einiges geboten. "Stars Are Falling" transportiert den geneigten Hörer flugs ins Jahr 1989, bevor Grunge eine ganze Musiklandschaft platt machte, unter anderem leider auch große Teile des US-Melodic-Metal, wie ihn FIFTH ANGEL zelebrieren. Das hohe Niveau setzt sich auch in den nächsten Songs fort: "We Will Rise", ebenfalls mit typischen Ken Mary-Doublebass-Drums ausgestattet, und das etwas schleppendere "Queen of Thieves" sind hochwertige Tracks, die keineswegs den Vergleich mit der glorreichen Verganegnheit scheuen müssen.

Und das Gute: Es geht so weiter! "Dust to Dust" ist ein Headbanger vor dem Herren, immer mit der nötigen Härte ausgestattet aber hochmelodisch! Bei "Can you hear me" werden erstmals ruhigere Töne angeschlagen, die etwas an längst vergangene QUEENSRYCHE-Anfangstage erinnern. Der Song steigert sich zu einer traumhaften Powerballade mit ordentlich Schmackes fernab von jeglichem Kitsch, der Chorus ist das Tüpfelchen auf dem "i". Die Songs gehen zudem fast alle sofort ins Ohr.

"This is War" läutet die zweite Hälfte der CD ein und auch hier sind keinerlei Abnutzungserscheinungen erkennbar. Die messerscharfen Gitarren und die (ich wiederhole mich) sensationelle Schlagzeugarbeit machen einfach riesig Spaß. "Fatima" wird mit Glockenläuten eingeleitet und ist der zweite ruhigere Track, der sich bis zu seinem Höhepunkt, einem ausufernden Gitarrensolo, ständig steigert. Meine Begeisterung lässt nicht nach.

Wenn man denkt, dass es jetzt doch irgendwann einmal nachlassen muss, kommt der orientalisch angehauchte Titelsong um die Ecke gebogen, der ebenfalls über alle Zweifel erhaben und erneut mit einem tollen Mitsing-Chorus ausgestattet ist, der einen tagelang bis in den Schlaf verfolgt.

Der Doublebass-Kracher "Shame On You" lässt dem Hörer keine Zeit zum Verschnaufen. Und auch der flotte Rausschmeißer "Hearts Of Stone" fällt nicht ab. Und schon findet man sich vor der Repeat-Taste wieder, um sich das Teil gleich nochmals zu geben!

Fazit: Wer erwartet hat, dass der dritte Streich von FIFTH ANGEL gegenüber den beiden ersten Klassikern ziemlich abkacken würde, liegt völlig falsch. Ich muss sagen, dass ich wirklich nicht erwartet habe, dass die Scheibe derart knallt. Top-Produktion, klasse Songs mit tollen Refrains, geilen Gitarren und auch der Gesang passt. Ich zücke mit 4,5 Punkten fast die Höchstnote und hoffe, dass die Jungs sich bald wieder in unseren Breiten sehen lassen werden, denn das Album schreit danach, zusammen mit den alten Klassikern live performed zu werden. Uneingeschränkte Kaufempfehlung! 

 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Martin Weckwerth (24.10.2018)

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