BEARTOOTH - Disease

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VÖ: 28.09.2018
Bandinfo: BEARTOOTH
Genre: Hardcore
Label: Red Bull Rec.
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Lineup  |  Trackliste

Mit „Disease“ holt die Pop-Punk-Metal-Hardcore-Rock-Crossover-Konstellation BEARTOOTH zum dritten Streich aus und der Hypetrain scheint (zumindest gemessen an der Social-Media-Resonanz) nicht nur einige Sonderfahrten einzulegen, sondern im Affenzahn durch sämtliche genrenahe Bahnhöfe zu brettern und alles mit sich zu reißen, das nicht festgenagelt ist. Für mich persönlich ist diese Besprechung einerseits besonders nostalgisch, schließlich war der Vorgänger „Aggressive“ vor zwei Jahren mein Einstand hier bei Stormbringer. Andererseits bin ich mit der Zeit ein wenig älter, weiser und vor allen Dingen reflektierter geworden, weswegen ich so einige Lobeshymnen inklusive der Höchstwertung angesichts der Langzeitwirkung von „Aggressive“ beschämt zurücknehmen muss. Im direkten Vergleich zu „Disgusting“ war der Sound einfach etwas zu rund, zu glatt poliert, um immer wieder zur Platte zurückzukehren. Auf „Disease“ finden BEARTOOTH allerdings einen starken Mittelweg, der den dreckigen Vibe des Debüts aufgreift und zugleich das etwas monotone Songwriting des Vorgängers ausbügelt.


Greatness Or Death“: BEARTOOTH beschäftigen sich auch auf der dritten LP mit dem eigenen Schaffen zwischen Vision und Depression im Spannungsfeld von Rausch und Lethargie. So wirkt bereits der Titel der Albumeröffnung wie ein Fazit, das die lyrische und musikalische Bipolarität der Platte auf den Punkt bringt. So bewegt sich „Disease“ nahezu abwechselnd von den zerstörerischsten Selbstzweifeln zu hoffungsvoll-aggressiven, der Gesellschaft ins Gesicht spuckenden Hymnen, wobei „Greatness Or Death“ eher der letzteren Kategorie zuzuordnen ist. Das Rezept funktioniert, die Energie gräbt sich druckvoll durch das Gehör direkt ins zentrale Nervensystem. Irgendwo zwischen Metal und Hardcore, verfeinert mit einer rotzigen Rock-Attitüde, präsentieren sich auch Songs wie „Bad Listener“, „Enemy“, „Used And Abused“ sowie meine persönlichen Favoriten „Fire“ und „Infection“. In Sachen Härte gestaltet sich „Disease“ durchaus authentisch: Die Riffs sitzen, der Sound drückt und die Abmischung klingt herrlich dreckig. Reines Gebretter bleibt es bei BEARTOOTH natürlich aber nicht, meist im Refrain weben sich die typischen Cleans in die Songs.Mit dem titelgebenden „Disease“, aber auch mit „Afterall“, „Believe“ und „Clever“ schaffen BEARTOOTH mit gut funktionierenden Elementen des Pop-Punk ein erfrischendes Kontrastprogramm zur insgesamt überwiegenden Härte der Platte. Hier häufen sich in jedem Zustand live-taugliche ‚oh-oh-oh‘-Passagen (die kommen allerdings gefühlt in 90% aller Songs nicht zu kurz) während Caleb Shomo die Melodie nahezu im Alleingang mit einer zugleich druck- und gefühlvollen Stimmlage trägt.
Besonders gelungen und auflockernd sind meiner Meinung nach „You Never Know“ und „Manipulation“ im Mittelteil der Platte gelungen, da sie sowohl stark ausgearbeitete Melodien als auch Tempo und Screams in sich vereinen.


Insgesamt ist „Disease“ eine gelungene Synthese aus seinen beiden Vorgängern und somit das bisher rundeste Album von BEARTOOTH. Es wirkt, als hätten Caleb Shomo & Co. ihre Form und Nische gefunden und diese nun endgültig für sich beansprucht. Kurzweilig aber mitreißend, tiefgründig aber alltagstauglich: „Disease“ sitzt einfach.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lucas Prieske (12.10.2018)

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