BLAZE BAYLEY - December Wind

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VÖ: 09.11.2018
Bandinfo: BLAZE BAYLEY
Genre: Rock
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Leise Töne sind ja nicht so das klassische Markenzeichen von Blaze Bayley. Umso verwunderlicher war es, als der Brite vor wenigen Monaten ankündigte, nach dem Abschluß der "Infinite Entangelement"-Trilogie ein Akustikalbum herauszubringen. Gut, also dann ein paar Unplugged-Nummern aus längst vergangenen MAIDEN-, WOLFSBANE- und mehr oder weniger aktuellen BLAZE-Tagen? Und als nächstes dann Blaze Bayley mit dem Londoner Symphonieorchester, oder wie? Nein, keine Angst: Blaze Bayley zieht sich nicht auf seinen Altersruhesitz zurück und covert sich nur mehr selbst! Vielmehr hat er sich mit dem klassischen Gitarristen Thomas Zwijsen zusammengeschlossen, um ein paar komplett neue Songs aufzunehmen!

Ich gestehe: Auch ich musste den Namen Thomas Zwijsen erst einmal googeln. Dabei ist der niederländische Gitarrist bei weitem kein unbeschriebenes Blatt mehr. Mit seinen für klassische Gitarre arrangierten Adaptionen bekannter Metal- und Rocksongs konnte er auf seinem Youtube-Kanal bereits viele Millionen Klicks für sich verbuchen. Besonders die eisernen Jungfrauen scheinen es Zwijsen angetan zu haben, hat er ihnen doch bereits zwei komplette Alben gewidmet. Durch seine Zusammenarbeit mit dem ehemaligen IRON MAIDEN-Sänger Blaze Bayley schließt sich nun gewissermaßen ein Kreis.

Und so startet das Akustik-Album erstmal mit einem Song, der – in metalisierter Form – auch auf einem regulären Album der Metal-Ikone gute Figur gemacht hätte. "Eye Of The Storm" startet ruhig und baut sich allmählich zu einem Flamenco-ähnlichen Uptemporefrain auf, der spätestens nach dem zweiten Durchlauf im Ohr hängen bleibt. Denoch wirkt die Balance aus Stimme und Gitarre unausgewogen. Der Ersteindruck wirkt insgesamt etwas roh – was wiederum ein typisches Bayley-Trademark ist, das dem Hörer während allen acht Tracks (plus Bonustracks) immer wieder begegnen wird. So auch auf "2AM", einer Coverversion von MAIDENs "X Factor"-Album (1995) oder dem ambitioniert-leidenschaftlichen "Miracle On The Hudson". Insgesamt schleicht sich mit fortlaufendem Hörgenuß eine gewisse Monotonie ein. Akustikgitarre und Bayley. Bayley und Akustikgitarre. Stets abwechslungsreich arrangiert, aber dennoch ohne zwingend erinnerungswürdige Momente. Bei "We Fell From The Sky" kommt noch eine Violine dazu, was der Vorstellung einen gewissen Kammermusik-Charakter verleiht. Fünf Bonustracks, darunter mit "Sign Of The Cross" ein weiterer MAIDEN-Song, runden den akustischen Dezemberwind stimmungsvoll ab.

"December Wind" ist bestimmt nicht das abwechslungsreichste Album, das wir heuer zu hören bekommen. Es dürfte auch kaum als Meilenstein in Bayleys musikalischen Lebenslauf eingehen. Es ist vermutlich zu hektisch, um es gemütlich mit einem guten Rotwein am Kamin (hat jemand von euch einen Kamin? Es wäre wegen eines Testberichts...) zu genießen und insgesamt zu überdramatisch für eine Runde ums Lagerfeuer. Dennoch hat die Scheibe tolle Momente, die Bayleys unverwechselbare Stimme sehr gut zur Geltung bringen. Und wer weiß, vielleicht begegnet uns der ein oder andere Song auf einem der kommenden Alben nochmal in elektrischer Gewandung?



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: adl (07.11.2018)

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