OWL - Nights in Distortion

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VÖ: 07.09.2018
Bandinfo: OWL
Genre: Death/Doom Metal
Label: Temple of Torturous
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Lineup  |  Trackliste

Nachdem einige meiner Favoriten aus dem Umfeld von Zeitgeister Music momentan inaktiv sind (ISLAND und WOBURN HOUSE) und KLABAUTAMANN erst letztes Jahr mit Smaragd ein Album veröffentlicht haben (Review hier), war es für mich an der Zeit, mich mal mit OWL zu beschäftigen. Dieses Death/Doom-Projekt vom durchaus umtriebigen Christian Kolf (neben den vorgenannten u.a. auch VALBORG, ABSOLUTUM, GRUENEWALD) hat im September dieses Jahres mit "Nights in Distortion" das dritte Vollabum veröffentlicht. Unterstützt wurde er dabei wiederum von Patrick Schroeder, dem ewigen Session-Schlagzeuger von KLABAUTAMANN, und dazu vom Instrumentenbauer René Marquis am Bass. Dessen vorzeitiger Tod im März dieses Jahres hat wohl fast dazu geführt, dass das Album nicht mehr das Licht der Welt erblickt hätte. 

Ich muss sagen, dass ich beim ersten Hören etwas vom ambient-lastigen Anfang des Openers "We Are Made for Twilight" irritiert war, dann aber beim Durchklicken bei "Abortion of Empathy" hängen blieb, das mich sofort fesseln konnte. Seitdem hat mich das Album nicht mehr losgelassen. Das liegt vor allem an der atmosphärischen und kompositorischen Dichte, mit der die Lieder auf diesem Album aufwarten. Die schweren, fetten, düsteren Rhythmusgitarren werden vom Schlagzeug gekonnt in Szene gesetzt. Die Synths unterstreichen die jeweiligen Arrangements, sorgen ab und zu für melodische Einlagen. Der verhallte Klargesang gesellt sich dazu, wohingegen die geshoutete(re)n Passagen bei den Steigerungen Akzente setzen und einfach unter die Haut gehen. Gelegentlich gesellen sich noch Leads dazu, die allerdings nicht um ihretwillen da sind, sondern dramaturgisch wertvoll eingesetzt werden.

Was bei diesem Album zudem hängen bleibt, sind die typischerweise meist recht knapp gehaltenen Texte von Christian Kolf, die z.B. bei "Abortion of Empathy" nur aus wenigen Worten bestehen. Wenn man sich die zu Gemüte führt, bekommt man den Eindruck, als habe sich der Tod des Bassisten und Freundes auch rückwirkend niedergeschlagen.

"Nights in Distortion" ist ein absolut fesselndes Album, jedoch keineswegs einfach zugänglich. Um sich auf die hier transportierte düstere Tiefe einzulassen, ist es zumindest sicherlich förderlich, wenn sich im eigenen Umkreis zuletzt Schicksalsschläge ereignet haben. Denn dann kann dieses Album nicht nur bedrückend oder gar langweilig, sondern wirklich befreiend wirken.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Felix Thalheim (12.11.2018)

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