VENOM - Storm The Gates

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VÖ: 14.12.2018
Bandinfo: VENOM
Genre: Black Metal
Label: Spinefarm Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

VENOM!!!

Ein Schrei wie er seit Jahrzehnten the very depths of hell mit gezückten Hörnern durchmisst. Jeder kennt VENOM. Zumindest kennt jeder ein paar ihrer Evergreens und Superhits, ihr Logo und ihren Ruf als die Erfinder des Black Metal (die Diskussion, die darauf üblicherweise entbrennt bitte ich, hier hintanzustellen).

Die Frage stellt sich jedesmal, wenn  ein neues Werk der Geordies in die analogen und virtuellen Regale der ebenso analogen wie virtuellen Musikhändler eingeordnet wird, ob es noch eines Albums der Miterfinder des ganz fiesen Metal braucht. Allein, die Frage ist obsolet, macht doch Cronos eh was er will. Der ehemalige Körberbauer und nunmehrige, ähm, Körperbauer (nur in die andere Richtung) nagelt seit 1979 an seinem Lebenswerk und wird nicht müde, selbiges live und auf Konserve unter die nicht schwinden wollende Meute zu werfen. Allein daraus resultiert die Berechtigung, immer wieder neues Material zu verfassen und zu veröffentlichen. Abgesehen davon: wer bin ich, über diese schwarze Deität zu richten!!! (Bonus: !).

Am Tag des Herren also ein neues Album der drei Engländer. Die Berechtigung, neue Alben zu veröffentlichen habe ich weiter oben schon bejaht, nur, braucht man wirklich ein solches? Klar, es braucht auch niemand Alexa und dennoch besitzen Millionen von Leuten sie/es/ihn/was-weiß-ich. Oder Kopfhörer von Dr. Dre? Oder Trüffelsalami im Parmesanmantel?

VENOM sind eine Band, die mittlerweile mehr durch ihr Image lebt als durch ihre Musik. Mir ist wohl bewusst, dass auch ich meinen Rollator in´s Eck stelle und tobe als wäre es 1986, das Jahr in dem "Eine Kleine Nachtmusik", mein erstes VENOM-Album, erschienen ist, wenn die Band auch nur irgendwo spielt oder Coverversionen von geneigten Bands wie DESTRUCTION live dargeboten werden. Aber da geht es eben um die Songs von früher und nicht um das, was nach "At War With Satan" erschienen ist.

Sei es wie es wolle, "Storm The Gates" erscheint am 14.12.2018 und umschmeichelt unsere satanischen Rezeptoren im limbischen System mit 13 Songs, die "ja eh" sind. Irgendwie scheint mir, als ob die Knaben hier sehr in die Vergangenheit schielen. Live klingen Rage und Dante deutlich tighter, hier rumpelt es aber bisweilen wie in den 80ern. Klar, niemand wird das unnachahmliche "Drumming" von Abaddon auch nur ähnlich wiedergeben können. Aber Songs wie der Opener "Bring Out Your Dead" oder "Dark Night (Of The Soul)" wären auch bei den "7 Dates Of Hell" im Hammersmith Odeon nicht auf der Setlist gestanden.

Noch dazu klingt Cronos maximal semi-böse. Jeder weiß, dass der Chef von VENOM ungefähr so evil ist wie ein Panda mit einem mittleren Gastritisschub, aber der Gesang auf "Storm The Gates" funktioniert trotz der Verhallung eher weniger. Schade eigentlich, gäbe es doch einige Melodien und griffige Gesangslinien auf dem Album. 

Insgesamt ist das Album also allerhöchstens Durchschnitt. Der große Jubel in den Online-Magazinen anlässlich der Veröffentlichung des Albums ist maßlos überzogen. Songs wie "Beaten To A Pulp" oder das mit einem höchst eigenartigen Drumsound versehene "Destroyer" hätten in der großen Zeit der Geordies höchstens ein kärgliches Dasein auf einer B-Seite gefristet. "Suffering Dictates" scheitert mit einem eigenartigen Gesangseffekt im Chorus und "Immortal" schleppt einen Gitarrensound an den Tag, der klingt, als wäre er in einer Cola-Dose aufgenommen worden. Noch dazu ist der Song grad mal eine Anhäufung von Fragmenten. Stringentes Songwriting ist das nicht wirklich.

"Storm The Gates" ist manchmal alte VENOM, respektive der Versuch desselben, manchmal einfach nur Gerumpel und ab und zu pseudo-moderner Metal  mit dem Gemächt eines Altschneiders ("The Mighty Have Fallen" - grausamer Sound!). Auch der von Cronos scheinbar selbst getöpferte Sound ist höchst eigenartig. Immer wieder mal so laut dass die Höhen und Tiefen abgeschnitten werden, die Snare klingt wie programmiert und die Overheads rascheln wie ein zügiger Spaziergang durch eine herbstliche Allee.

Es erwartet kein einigermaßen bei Sinnen Seiender eine Wiederkehr der großen Zeiten, aber ganz ehrlich, "Storm The Gates" wird wohl kaum wieder den Weg in das Abspielgerät meiner Wahl finden.

 



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (16.12.2018)

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