OVERKILL - The Wings Of War

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VÖ: 22.02.2019
Bandinfo: OVERKILL
Genre: Thrash Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Nach dem eher durchwachsenen Vorgänger "The Grinding Wheel" von vor zwei Jahren und dem Live-Nostalgietrip "Live In Overhausen" legt die überaus produktive Ostküstenthrashinstitution OVERKILL ihr 19. Album, "The Wings Of War" vor. Neu am Schlagwerk ist Jason Bittner und der Mann ist auch das hervorstechende Merkmal auf dem Album. Sein Vortrag wird einige Hobbyschlagzeuger ihre Freizeitgestaltung überdenken lassen. 

Das letzte Album schwächelte nicht am musikalischen Können der Band und dem wie immer überragenden Gesang vom Chef, sondern am durchwachsenen Songwriting. Leider fahren USS OVERKILL auf demselben Gleis weiter. Grandiose Leistungen an den Instrumenten, der schon erwähnte Neuzugang an den Drums scheint mehr als die dem menschlichen Standard entsprechenden vier Extremitäten zu haben, die Gitarren töten, Dave Linsk schüttelt starke Soli scheinbar im Vorbeigehen aus dem Ärmel und Bobby "Blitz" Ellsworth singt wie immer grandios, auch wenn er live doch tatsächlich stärker ist als auf Konserve. Aber da wird auf hohem Niveau gejammert. Aber sehen wir uns das im Detail an:

"Last Man Standing", der Opener, zeigt die Band in Höchstform, punkig-rotzig sind OVERKILL einfach am besten. Der Hochenergiethrasher "Believe In The Fight" legt massiv-mächtig nach, auch wenn man sich den Mitsingteil in der Mitte hätte schenken können. 

Die Eröffnung ist also schon einigermaßen gelungen. Leider folgen mit "Head Of A Pin" und dem ziemlich platten "Bat Shit Crazy" zwei allerhöchstens durchschnittliche Songs. Ersterer ist einfach nur eine Aneinanderreihung von Riffs, unterbrochen von einem erzwungen wirkenden Refrain und der zweite Song ist direkt aus den 1980ern. Damals als Aufwachsender wäre ich möglicherweise hart abgegangen, heute klingt "Bat Shit Crazy" nur ziemlich abgedroschen. 

"Distortion" erinnert mich tatsächlich immer wieder an den gleichnamigen Song von FORBIDDEN, allein nicht so gut und viel zu lang. Hier wird das Pferd einfach totgeritten.

Wie es geht zeigt "A Mother´s Prayer", kurz, knackig, thrashig wird hier mit Anlauf in die Cohones getreten. Nicht überragend, aber durch die kürzere Spielzeit regiert der Song einigermaßen, ohne sich auf ewig in die Länge zu ziehen.

"Welcome To The Garden State" ist eine Ode an den Heimatbundesstaat der Band, ziemlich punkig und mit einem hohen Fun-Faktor versehen. So töten OVERKILL, genau so!

"Where Few Dare To Walk" erinnert in den atmosphärischen Teilen mächtig an METALLICAs "The Thing That Should Not Be", mäandert dann aber durch eher bemühtes Midtempogelände.

"Out On The Road-Kill" ist ein bemüht verspielter Thrasher der nicht so recht weiß, was er will. OVERKILL sind für mich keine Prog-Thrash-Band sondern, wie bereits erwähnt dann am besten, wenn es geradeaus geht. Wir haben hier zwar auch einige punkige Parts, aber der Song hinterlässt mich insgesamt ratlos. Hier wurde alles was irgendwie gefunden wurde zu einem Song zusammengeklöppelt. Insgesamt bietet das Stück den Erinnerungswert eines Haneke-Director-Cuts.

Der Abschluss gelingt mit "Hole In My Soul" auch nicht wirklich, wieder quält man sich durch fragmentarisches Songwriting, wenngleich hier zumindest der Refrain regiert.

Insgesamt also wieder ein OVERKILL-Album, welches zwei, drei wirklich starke Nummern hat, der Rest zieht aber am Hörer vorbei, ohne allzu viele Erinnerungen zu hinterlassen.

Zum Thema Sound brauch ich nicht viele Worte zu verlieren, zu gleichmäßig klingen die "modernen" Alben im Metal. Laut, teilweise übermastered und auch wenn hier die Gitarren meist recht heavy sind, ist der Gesamtklang einfach ärgerlich. Wann wird dieser Trend beendet und man besinnt sich auf die beiden Merkmale, die unseren Sound ausmachen sollten: HEAVY und METAL. Nur laut und übermastered alleine macht noch keinen Metal aus.

OVERKILL sind mittlerweile eine reine Liveband, als Studiomannschaft sind sie zwar grandiose Musiker, aber vorliegendes Album ist allerhöchstens Durchschnitt und das ist wenig für eine Band mit diesem Standing. 

 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (20.02.2019)

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