KANE ROBERTS - The New Normal

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VÖ: 25.01.2019
Bandinfo: KANE ROBERTS
Genre: Rock
Label: Frontiers Records
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Lineup  |  Trackliste

Muskelpaket KANE ROBERTS  hat seine Berühmtheit erlangt, als er in den Achtzigern bei ALICE COOPER in die Saiten griff. Und wer erinnert sich nicht an seine Gitarre in Form eines Maschinengewehrs? Es gab dann noch einige Soloalben, von denen die 1991er Scheibe "Saints and Sinners" die bekannteste und auch erfolgreichste war, enthielt sie doch unter anderem das von Jon Bon Jovi und Richie Sambora verfasste "Does Anybody Really Fall in Love Anymore?". Danach wurde es etwas ruhiger um ihn, unter anderem auch deswegen, weil er sich erfolgreich als Programmierer für Videospiele verdingte.

Nach einigen sporadischen Solo-Ausflügen (letztmals mit dem 2012er Werk "Unsung Radio") ist der Meister nun wieder zurück mit  "The New Normal". Was die großen Namen angeht, die an der Scheibe mitwirkten, so wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. KEN MARY, PAUL TAYLOR  und KIP WINGER waren seine Mitstreiter bei ALICE COOPER. Daneben gibt es dann noch ARCH ENEMYs ALISSA WHITE-GLUZ und die aktuelle ALICE COPPER-Gitarristin NITA STRAUSS  und einige andere. Alles ist also angerichtet für ein Festmahl. Aber mundet es auch?

Mit "King Of The World" beginnt das Menu. Ein Song, der auch von seinen melodischen Werken der Nach-ALICE-COOPER-Zeit stammen könnte. Ein klasse Track mit hitverdächtigem Chorus. Das Solo von Nita Strauss klingt zwar etwas schräg aber dennoch ein ausgezeichnetes Stück. Auch stimmlich ist Herr Roberts noch gut am Start. Einziger Wermutstropfen für mich ist der doch etwas knarrend-rumpelnde Drumsound, wobei ich mir nicht sicher bin, inwieweit dies auf die doch etwas maue Vorab-Stream-Qualität zurückzuführen ist.

Mit "Wonderful" wird gleich bei Track zwei eine etwas andere Richtung eingeschlagen. Die Gitarre ist tiefer gestimmt und das Stück kommt sehr heavy und auf modern getrimmt um die Ecke gebogen. Nimmt nach dem sehr geilen Auftakt doch etwas die Luft raus. Das formidable Gitarrensolo (hier wohl vom Meister persönlich) rettet den Song über die Runden. 

Bei "Beginning Of The End" gibt sich sein ehemaliger Arbeitgeber ALICE COOPER persönlich die Ehre. Wer jetzt einen melodischen Rocker a'la "Poison" erwartet liegt falsch und dürfte spätestens dann geschockt sein, als ALISSA WHITE-GLUZ growlt was das Zeug hält. Mich schreckt ja so ein Gesang meist immer etwas ab, aber hier wird es nicht übertrieben und ALICE holt die Kohlen aus dem Feuer. Der Song könnte von der Stimmung her auch auf dessen eher alternativem "Brutal Planet"-Album  stehen. Der Chorus ist glücklicherweise sehr melodisch. Gewöhnungsbedürftig, aber gut.

Mit "Who We Are" gibt es Zeit zum Verschnaufen. Auch hier sehr modern mit elektronischen Drums, die mir den Song etwas zu synthetisch erscheinen lassen. Die Nummer geht ziemlich nahtlos in "Forever Out Of Place" über, anfangs auch im gleichen Stil wie der Vorgängersong, ehe das Stück plötzlich Fahrt aufnimmt und in einen flotten Refrain mündet, der 80er Melodicfreaks jubilieren lassen wird. Prima Song.

"Leave This World Behind" beginnt keyboardgetränkt und schlägt dann später in einen wieder sehr heftig modernen Sound um, der die melodischere Fraktion wieder in Toleranz üben lässt. Nicht gerade mein Lieblingsstück der CD, da es  etwas arg zusammengestückelt wirkt.

Bei den Co-Writing-Credits von "The Lion's Share" wird HALESTORMs LZZY HALE aufgeführt. Ein auch sehr ruhiger Song mit Piano-Begleitung und erneut etlichen Elektro-Effekten, der sich gegen Ende hin in einen hymnischen Chorus steigert.

"Leave Me In The Dark" wechselt zwischen leisen Versen und einem recht krachigen Chorus, der auch eher düster angehaucht ist. Keine leichte Kost, die sich wohl auch erst nach einigen Hördurchgängen vollends erschließen lässt.

"Above & Beyond" ist besonders bemerkenswert, weil auf diesem Song die alte ALICE COOPER-Truppe mit KEN MARY, KIP WINGER und PAUL TAYLOR seine Reunion feiert. Der Song ist recht hymnisch angelegt und mit nicht so vielen modernen Sounds ausgestattet wie manche Songs auf "The New Normal". Sollte die Scheibe live präsentiert werden sicherlich eine Bank.

Abgeschlossen wird die Platte mit dem sehr düsteren und schleppenden "Wrong", das mich etwas an die moderneren WINGER-Songs erinnert. Nicht von schlechten Eltern.

Fazit: Die Scheibe ist nicht gerade für das Frontiers-Stammpublikum der Melodic-Rock-Freunde gedacht, was doch etwas überraschen könnte. Andererseits kann man es KANE ROBERTS auch nicht verdenken, dass er nicht lediglich seine bekannteste Scheibe "Saints and Sinners" recyclen will. Man sollte gewillt sein, etwas Toleranz für modernere Klänge mitzubringen. Neben dem Übersong "King Of The World" wird man sicherlich nach mehreren Hördurchgängen noch einige Perlen finden. Punktabzug gibt es für mich für die doch etwas gewollt auf modern getrimmte Produktion, die  manchmal in zu vielen elektronischen Soundeffekten ertrinkt. Da wäre etwas weniger mehr gewesen. Und ich bete zu Gott, dass die Stream-Qualität nicht dem endgültigen (physischen) Produkt entspricht. Da werden gute Lautsprecher doch etwas verunglimpft. Bei besserem Sound kann man dann auf meine 3 Punkte mindestens noch einen halben drauflegen. Nettes Scheibchen.

 

 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Martin Weckwerth (24.01.2019)

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