TURMION KÄTILÖT - Universal Satan

Artikel-Bild
VÖ: 15.02.2019
Bandinfo: TURMION KÄTILÖT
Genre: Industrial Metal
Label: Cargo Records
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste

Dass sich ein eingefleischter Musiker nicht von seiner Passion trennen kann, leben die Finnen von TURMION KÄTILÖT par excellence. Da gaben sie 2017 und nach sieben Alben das Ende ihrer Karriere bekannt – und siehe da, 2019 wird Album Nummer acht mit dem hübschen Namen „Universal Satan“ veröffentlicht, und die Industrial Metal Party-Gang ist auch wieder auf Tour.

Wer auf abgefahrene Videos und eine schräge Mischung von Stilen steht – im konkreten Fall von Party Metal, Heavy Metal und Industrial mit Electro Gothic-Anteilen – dem kann man diese Truppe wärmstens empfehlen. Typisch Finnen, lassen sie sich soundtechnisch nicht in eine Schublade einordnen und erschweren dem Durchschnittsbürger auch das Mitgrölen, weil fast alle Songs auf Finnisch abgeliefert werden. Hier was über die Lyrics auszusagen ist unmöglich. Die können über alles Mögliche singen: über Mord und Totschlag, über Kochrezepte, Liebesgeschichten, Girls oder rosa Einhörner – keine Ahnung. Das, was man raus hört, ist, dass es der Band einfach Riesenspaß macht, diese Art von Musik zu schreiben und damit auf die Bühne zu gehen. Außerdem kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ein gewisses Maß an Verarsche dahintersteckt. Aber das darf natürlich gerne jeder selbst entscheiden, der sich reinhören will.

Wie hört sich das ganze nun an: einerseits gibt es da mal zwei Sänger, die sich abwechseln, und optisch unterschiedliche Bedürfnisse erfüllen. Generell ist die Band optisch eine Herausforderung, egal ob es die schwarz-weiße Schminke betrifft, die Wikinger-Bärte, die Krawatten oder die Beinbekleidung, die von kurzen Hosen über weiße Jeans, bis zu sexy Lendenschurzen aus Ketten und Leder reichen (damit werden aber wohl nur die Girls was anfangen können).

Der Rest ist fetter Sound an der Gitarre, der in der Kombination mit Disco-Keyboard rhythmisch reinfährt, dass einem die Haare zu Berge stehen. Speedige Drums und rasanter Bass liefern ihren Teil zu den Songs, die einen vom Hocker reißen. Was TURMION KÄTILÖT spielen und singen ist nicht für fade Leute, sondern für Typen, die unter Strom stehen.

Am besten verständlich wird das Ganze, wenn man sich das Live-Video zum Song „Faster Than God“ ansieht. Da leitet ein Engelschor ein, und im nächsten Moment fetzt es los. Disco, Folk, Black, Death, Metal, Duette, Growling, Screams, Party, Spaß… Man möchte am liebsten selbst gleich losstarten und das nächste Konzert der Band aufsuchen. Aber natürlich nur, wenn man nicht zu engstirnig ist und rein dem True Metal verhaftet. Weil damit haben die Finnen-Jungs nichts am Hut.

Es gibt aber nicht nur Party-Spaß auf „Universal Satan“. Manche Songs klingen trotz elektronischer Spielereien und viel Keyboard drastisch und düster mit einem Schuss Gruseligkeit. Beispiele dafür sind „Viimeinen Matka“, „Suurempi Voima“, aber auch das funky-jazzig angehauchte „Helvetin Torvet“, das mit Kinderstimmen und Electro Gothic-Sound gleich mehrere Wechsel liefert. Schwerpunkt bleibt aber der fetzige Industrial Sound, entweder in der Variante „pur“, wie z.B. bei „Itseensaeskekaantuja“, oder mit einer ordentlichen Portion Disco angereichert. Diese Songs fahren gewaltig in die Beine und wildern in Gefilden weit außerhalb des Metal, wie zum Beispiel „Sikiö“ oder „Love Is Dead“. Wobei ich bei letzterem an BEAST IN BLACK denken musste, über die ich vor kurzem geschrieben habe, weil starke Parallelen zu deren Disco-Power-Metal zu hören sind.

Weitere schräge Sachen, die ich entdeckt habe:
Vermutet man bei einem Titel wie „Saatanan Siunaama“ Satanisches in Richtung Black Metal, liegt man falsch, viel eher klingt es nach tanzbarem Symphonic Metal mit einer zarten Black-Note.
Und natürlich der Mega-Fragezeichen-Song „To Be Continued 4 je T’aime“. Was ist denn das?! Black-Metal-Jazz? Funky-Disco-Death? Ich hab keinen Plan, das ist absolut gewöhnungsbedürftig. Einfach ein krasses Teil. Oder krankes Teil? Wuascht, wie der Österreicher so schön sagt. Für so ne schräge Scheibe nimmt man derartig Abwegiges einfach in Kauf.

Und hier der Link zu den hübschen Beinchen unter dem Leder-Lendenschurz:



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lady Cat (25.02.2019)

ANZEIGE
ANZEIGE