HAEREDIUM - Ascension

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VÖ: 15.03.2019
Bandinfo: HAEREDIUM
Genre: Folk Metal
Label: Art Gates Records
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Lineup  |  Trackliste

So sehr dieser Schreiberling Folk Metal und alles, was sich darin und darum in den letzten Jahren noch so entwickelt hat, liebt, so muss er auch zugeben, dass man dem Genre auch eine über die Jahre immer mehr in den Vordergrund tretende Altbackenheit, oder besser, eine Generität vorwerfen könnte und auch sollte. Letztendlich ist es doch so: Eine Menge Material, das das Genre in den letzten Jahren hervorgebracht hat, klingt einfach im Vergleich zueinander sehr ähnlich und funktioniert immer nach demselben Schema. Das wird, sofern es dabei nicht noch irgendein tatsächliches Alleinstellungsmerkmal als Draufghabe gibt, schonmal langweilig. Da ist es schön, dass es Querdenker wie die Franzosen von HAEREDIUM gibt. Sie haben sich auf den Banner geschrieben, es anders machen zu wollen: Schluss mit dem vom dunklen Mittelalter und der Antike beherrschten Stil, Schluss damit, die Atmosphäre eines schlichten Folk Albums einfangen zu wollen, diese fünf Franzosen segeln zu neuen Ufern und lassen die Moderne in ihre Musik einfließen! Erreichen wollen sie dieses Ziel unter anderem auch, indem sie einen bunten Mix fremdartiger Einflüsse in ihr musikalisches Schaffen einweben, von Jazz bis zu Klassik ist da für jeden was dabei! Bleibt nur eine Frage offen: Übernimmt sich eine so junge Band bei einem solchen Vorhaben nicht ein wenig?

Nun, eine direkte Frage erfordert eine direkte Antwort: Nein, tut sie nicht! Trotz der doch recht kurzen Existenz der Band scheinen die Musiker dahinter bereits jetzt so stilsicher, als wären sie schon seit ewigen Zeiten in diesem Geschäft. Besonders lobenswert ist, dass diese Stilsicherheit besteht, ohne auch nur ein bisschen an den Ideen zu sparen, die in "Ascension" umgesetzt werden sollten. Ihre Musik ist...ja, wie soll man das eigentlich beschreiben? Es ist, als wäre die Musik von HAEREDIUM beseelt vom Geist der Jugend und der Freiheit, als würde sie danach streben, aus allen althergebrachten Normen und Regeln auszubrechen, gleich einem "frischen Wind", der durch ein bereits leicht angestaubtes Genre zieht und Selbigen neues Leben einhaucht. Hört euch bitte den Opener des Albums mit dem Namen "Breathe" an, zu dem die Band im Vorfeld des Releases freundlicherweise auch ein Musikvideo produziert hat, welches ihr am Ende der Review findet. Nach dem Ende des Videos sollte der eben entladene Schwall an Metaphern wohl verständlicher sein.

Allgemein hebt sich auch die Stimmung von "Ascension" in vielen Punkten von anderen Alben aus dem Genre ab, wirkt es stellenweise doch eher wie ein leichtherziger Indie Rock Longplayer als eine raubeinige, gestandene Metalproduktion. Das heißt zwar nicht, dass auf die geliebten, harten Gitarren komplett verzichtet wird, jedoch wird der Fokus viel eher auf ein fließendes, hoch melodisches Hörerlebnis gesetzt. Dieses wird durch den selbst für das Genre exzessiven Einsatz von Volksinstrumenten als auch das immer wieder hintergründlich vernehmbare Klavier noch verstärkt und setzt die großartige Leadgitarrenarbeit, die den Hörer durch das ganze Album begleitet, beeindruckend in Szene und adaptiert sie an den richtigen Stellen. "Euforio" ist hierfür wohl das beste Beispiel, so und nicht anders gehört das gemacht! Auch die vorher erwähnten Ausflüge in völlig fremde Musikwelten kommen auf "Ascension" nicht zu kurz. So bietet beispielweise "Alpha Ursae Minoris" einen höchst unorthodoxen, aber absolut willkommenen Solopart auf einer Hammond-Orgel sowie einen Blechbläserpart (absoluter Hörtipp, nach persönlicher Meinung der beste Song des gesamten Albums), während "From Silence" mit einem Klavierbeitrag im Stile der Klassik aufwarten kann. Dieser ist aber, so ehrlich muss man sein, viel zu lang, als dass es gut für den Song ist.

Die einzige tatsächlich größere Schwäche des Albums findet sich bei den vorhandenen Vocals, zumals diese den Esprit und die Energie, die im instrumentalen Teil des Albums so gut an die Hörerschaft gebracht werden, in keinem Fall erreichen. Im direkten Vergleich wirkt die Gesangsleistung schlichtweg uninspiriert und ist ziemlich sicher das Lowlight des Albums, obwohl selbst hier ein eher ungewohnter Weg beschritten wird. HAEREDIUM verzichtet nämlich über die gesamte Spielzeit vollkommen auf gutturalen Gesang, was der, das kann man wohl doch als positiv hervorheben, eher optimistischen, wenn nicht sogar fröhlichen Grundstimmung, die vermittelt wird, zugutekommt.

Trotz diesem Wermutstropfen ist HAEREDIUM mit ihrem Zweitlingswerk "Ascension" genau das gelungen, was sie erreichen wollten. Das Album fühlt sich in jedweder Art frisch und unverbraucht an, was nicht an letzter Stelle der großen Einfallsreichtum, der in den Songs an den Tag gelegt wurde, zu schulden ist. Weiter so kann ich da nur sagen, Chapeau!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Daniel Csencsics (15.03.2019)

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