EQUIPOISE - Demiurgus

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VÖ: 08.03.2019
Bandinfo: EQUIPOISE
Genre: Progressive Death Metal
Label: The Artisan Era
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Lineup  |  Trackliste

EQUIPOISE ist eine dieser jungen Bands im technischen bzw. progressiven Death Metal, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen kommen: eine lose Gruppe von Musikern, quer über verschiedene Länder verstreut, mit instrumentalen Fähigkeiten, die dem Hobbymusiker Tränen in die Augen treiben, und die Komposition hauptsächlich über GuitarPro betreiben.

„Demiurgus“ ist das Debütalbum der Band, die sich hauptsächlich aus Amerikanern rekrutiert (mit Hugo Doyon-Karout von BEYOND CREATION am Bass als kanadischer Ausreißer), und auf die Scheibe wurde neues Material gemeinsam mit weiterverarbeiteten Songs von der Debüt-EP „Birthing Homunculus“ gepackt. Das klingt zum Großteil wie eine Mischung aus progressivem Death Metal der BEYOND CREATION- oder OBSCURA-Schule, gepaart mit den wilderen Momenten von den symphonischen Todesmetallern von WINTERSUN.

Was schon vom instrumentalen Opener „Illborn Augury“ auffällt, ist das instrumentale Können der Jungs, die sich auf der Platte mit ganzen drei Gitarristen sowie einer Vielzahl an Gast- (Solo-) Musikern präsentieren. Vor allem der singende Bass von Doyon-Karout sorgt im oft perfekt gelungenen Zusammenspiel mit den Gitarren für immer wieder auftretende Gänsehautmomente, und auch die Klavierparts von Jimmy Pitts begeistern immer wieder. Das Verhältnis von gespielten Noten pro Zeit ist auf „Demiurgus“ aber wohl nah an der Obergrenze – und das führt vor allem am Anfang zu einer leichten Überforderung auch für den gemeinen Prog-Death-Veteranen, weil Songstrukturen zum Teil nur schwer erkennbar sind.

Nach einigen Durchläufen wird der Eindruck immer besser, immer wieder schälen sich denkwürdige Riffs und Sololäufe aus dem gefühlten Notenchaos. Da treten dann die zwingenden Riffs von „A Suit Of My Flesh“ (ziemlich BEYOND CREATION-lastig) so richtig hervor, „Sigil Insidious“ erinnert an die starken Momente von der aktuellen OBSCURA-Scheibe „Diluvium“, und „Squall Of Souls“ zeigt sich mit spannender Prog-lastiger Seite. Auch „Dualis Flamel“ begeistert mit lässigen Riffs und herrlichen Leads verteilt auf acht Minuten Spielzeit, und bei „Ouroboric“ kommt die humorvolle Seite von EQUIPOISE durch, wenn zwischendurch kräftig gejazzt wird. Aufgelockert werden die Tracks, die sich zum Großteil im Hyperspeed-Bereich befinden, durch einige instrumentale Zwischentracks („Shrouded“, „Reincarnated“, Ecliptic“) und einige Flamenco-Gitarren-Teile, die den restlichen Songs musikalisch um nichts nachstehen.

Was „Demiurgus“ ein bisschen zu einer zwiespältigen Sache macht, ist der starke Schwerpunkt auf instrumentalem Können, was zum Teil auf Kosten des Songwritings geht. Bei „Dualis Flamel“ etwa kommen nach grober Zählung etwa 25 Soli diverser Instrumente vor, was zwar für Hören und Staunen sorgt, aber den Song auch überfrachtet.

Und so geben EQUIPOISE auf „Demiurgus“ einen bewundernswerten Beweis ihrer instrumentalen Fähigkeiten ab, allein zu einer auch songtechnisch hervorragenden Platte hat es dann leider nicht mehr ganz gereicht.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Luka (05.03.2019)

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